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Futter und Dünger

Verarbeiter von Nebenprodukten beklagen fehlende Unterstützung

Tierische Nebenprodukte sind wertvolle Futtermittel und Dünger. Dennoch gelten die jahrzehntealten Verbote aus der BSE-Zeit weiter. Das ärgert den Verband VVTN und die Freien Bauern.

Lesezeit: 5 Minuten

Der Verband der Verarbeitungsbetriebe tierischer Nebenprodukte VVTN wirft dem Bundesagrarministerium vor, die Wertschöpfungsoption aus tierischen Nebenprodukten zu vernachlässigen.

Im Zuge der Diskussion um die Verschwendung von Lebensmitteln, einem nachhaltigeren Wirtschaften und dem European Green Deal würden Nebenprodukte einen wichtigen Raum einnehmen. Der Verband fordert das BMEL daher auf, aktiv für die möglichst hochwertige Nutzung tierischer Nebenprodukte einzutreten.

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In einem Memorandum vom 2. November schreibt der VVTN: „Es ist eine ethische Verpflichtung, Tiere, die zum menschlichen Verzehr geschlachtet werden, möglichst hochwertig zu nutzen. Dies gilt auch für Nebenprodukte.“

Diese würden u.a. Protein sowie die endliche Ressource Phosphor enthalten. Die Nutzung zu Futtermitteln gewährleiste, dass diese Nährstoffe auf hochwertige Art im Nahrungsmittelkreislauf gehalten werden. Die Forderung des BMEL nach einer hundertprozentigen Rückstandsfreiheit nicht erwünschter Tierarten sei daher nicht risikoorientiert und naturwissenschaftlich verfehlt, weil es in der Natur keine hundertprozentige Reinheit gibt. „Wir fordern deshalb, dass die Kontrollmechanismen risikoorientiert ausgestaltet und Grenzwerte so definiert werden, dass sie in der Praxis auch handhabbar sind“, schreibt der Verband.

Rückverfolgbarkeitssysteme funktionieren

Die Rohstoffe bestehen ausschließlich aus Nebenprodukten von Tieren, die zur Schlachtung und damit für den menschlichen Verzehr zugelassen wurden, und seien getrennt von allen nicht für die Futtermittelproduktion zugelassenen Rohstoffen einzusammeln, zu verarbeiten und zu vermarkten, heißt es.

Die Systeme der Rückverfolgbarkeit funktionierten und gewährleisteten die Sicherheit der aus Nebenprodukten gewonnenen Futtermittel. Hinzu kämen eine lückenlose Dokumentation durch Handelspapiere und nicht zuletzt eine umfassende Veterinärüberwachung. Die Branche erinnert auch an den Beschluss des Europäischen Parlaments für eine Aufhebung des aktuellen Verfütterungsverbots tierischen Proteins an Schweine und Geflügel.

Darüber hinaus sei dieser Vorschlag als ein Beitrag zur „Green-Deal“-Politik und zur „Farm-to-Fork“-Strategie für nachhaltige Nahrungsmittel zu betrachten. Er würde insbesondere den Boden dafür ebnen, die Proteinversorgung des EU-Viehbestands nachhaltiger zu gestalten, indem die Industrie dadurch die Möglichkeit erhält, importiertes Soja- und Fischmehl durch hochwertiges Eiweiß aus lokalen tierischen Nebenprodukten zu ersetzen, um so den Bedarf an Eiweiß in der Futterration von Nutztieren zu decken.

Wertvolle Dünger

Auch dürften Nebenprodukte zum Teil für Düngemittel genutzt werden, was auch dazu führt, dass die Nährstoffe nachhaltig verwertet werden können, indem sie über den Boden in die Pflanze transformiert werden, so der VVTN weiter. Hierzu dürften auch tierische Proteine der Kategorie 2 (nicht für Futtermittel geeignet) verwendet werden. Bis 2011 durften organische Düngemittel und Bodenverbesserungsmittel mit diesen Proteinen exportiert werden; hierfür gab es eine spezielle Verordnung der EU. Mit der Überarbeitung des Tierische Nebenprodukte-Rechts sei dies entfallen, ohne dass es hierzu eine negative Risikoeinschätzung gab.

Kategorie-2-Proteine enthalten ebenfalls hochwertige Pflanzennährstoffe, da sie von für die Nahrungsmittelgewinnung gehaltenen Tieren anfallen. Der Verband kann nach eigener Aussage daher nicht einsehen, dass diese hochwertigen Nährstoffe nicht auch in Düngemitteln exportiert werden dürfen. Das BMEL zeige sich aktuell sehr zögerlich, einem Vorschlag der EU, den Export wieder zu erlauben, zuzustimmen. Ein Grund dafür ist laut VVTN nicht ersichtlich, da auch der Terrestrial Code der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) dem Export von Düngemitteln aus Ländern mit vernachlässigbarem BSE-Risiko keine Grenzen setzt.

Könnten Proteine aus der Verarbeitung von tierischen Nebenprodukten nicht als Futtermittel oder Düngemittel verwendet werden, so bleibe am Ende nur die thermische Verwertung (Nutzung des Energiegehaltes) oder Verbrennung (finale Beseitigung mangels anderer Möglichkeiten). Dies bedeute die Vernichtung von wertvollen Nährstoffen, da in der thermischen Verwertung nur noch der Energiegehalt genutzt wird und es auf die Nährstoffe nicht ankommt. In einem führenden Industrieland, das jährlich tausende Tonnen an Proteinen und Phosphaten einführen muss, dürfe die Nutzung dieser Stoffe nicht unmöglich gemacht werden, mahnt der Verband.

Unterstützung von den Freien Bauern

Die Freien Bauern unterstützen den Vorstoß des VVTN, Tiermehl europaweit als Futter für Schweine und Geflügel wieder zuzulassen. „Dass fast alle nicht für den menschlichen Verzehr verwendbaren Bestandteile von Schlachttieren immer noch entsorgt und gleichzeitig mehr als 30 Mio. t Soja im Jahr aus Übersee nach Europa eingeführt würden, ist ein ökologischer Irrsinn sondergleichen“, sagte Georg Straller von der Bundesvertretung der Freien Bauern.

Das Verfütterungsverbot stamme aus der zwanzig Jahre alten Hysterie um die seltene Rinderkrankheit BSE und bezog sich ursprünglich nur auf Rinder und Schafe, wo es auch nachvollziehbar sei, erinnert der 56-jährige Schweinemäster aus dem bayerischen Ipflheim. Bei Schweinen und Geflügel dagegen gehöre tierisches Eiweiß zur natürlichen Ernährung: „Wer Hühner draußen beim Picken beobachtet, wird feststellen, dass sie Regenwürmer rausziehen und verschlingen.“

Die Wiederzulassung von Tiermehl würde auch den ackerbaulich sinnvollen Anbau von Bohnen, Erbsen und Lupinen und damit eine Verbreiterung der Fruchtfolgen beflügeln, argumentiert Straller: „In Kombination mit dem hochverdaulichen Eiweißträger Tiermehl könnten unsere heimischen Leguminosen in den Futterrationen gegen das ebenfalls hochwertige Soja konkurrieren.“

Die Freien Bauern empfehlen allen für eine Ökologisierung der Landwirtschaft eintretenden Parteien und Gruppen, sich mit dem Thema zu befassen. Straller: „Seit zwanzig Jahren gibt es keine Anhaltspunkte für eine Gefahr durch BSE, trotzdem halten verbohrte Politiker und Verterinäre am Verfütterungsverbot fest. Gigantische Stoffströme werden fehlgeleitet – hier qualmen die Müllverbrennungsanlagen, in Brasilien qualmt der Regenwald. Weil niemand zugeben will, dass Renate Künast Unrecht hatte?“

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