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topplus Meinung aus der Redaktion

Haltungskennzeichnung: An der Realität vorbei!

Die Ampelkoalition hat sich endlich auf die verbindliche Kennzeichnung von Schweinefleisch geeinigt. Deutschen Veredlern hilft das wenig, meint top agrar-Redakteur Marcus Arden.

Lesezeit: 3 Minuten

Während sich die Ampelkoalition in Berlin für ihre Einigung zum Tierhaltungskennzeichnungsgesetz feiert und als Sahnebonbon gleich noch Erleichterungen im Baugesetzbuch ankündigt, macht sich bei vielen Schweinehaltern Ernüchterung breit - trotz guter Aussichten auf nachhaltig feste Ferkel- und Schweinepreise.

Denn das, worauf sich SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen geeinigt haben, ist alles andere als der von der Berliner Ampel angekündigte große Wurf. Es ist ein Minimalkonsens dreier Parteien, die zwar ähnliche Vorstellungen zur künftigen Nutztierhaltung haben, aber völlig uneins über den Weg dorthin sind.

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Die Grünen regieren mit der Brechstange. Allzu oft am Markt vorbei, wie das drohende Aus von Öl- und Gasheizungen beweist. Die FDP stellt sich bei der Finanzierung quer. Und die SPD sitzt irgendwo dazwischen und verfährt nach Scholz‘scher Manier: Bloß keine klare Kante zeigen.

Haltungsform 3 und 4 fehlt der Käufermarkt!

Allen drei Koalitionären ist gemein: Sie verschließen die Augen wieder einmal vor der Realität. Das Gesetzespaket überfordert nicht nur die heimischen Ferkelerzeuger und Mäster, sondern auch die Konsumenten. Für Fleisch aus den Haltungsformen 3 und 4 fehlt der Käufermarkt!

Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher können sich deutlich höherpreisige Fleisch- und Wurstwaren nicht mehr leisten. Die aktuelle Situation zeigt doch eins sehr deutlich: In Zeiten hoher Inflationsraten bucht der Bundesbürger lieber Urlaub als zusätzliches Geld im Supermarkt für Tierwohlfleisch auszugeben. Und wenn man mit offenen Augen durch den Supermarkt läuft, fällt auf: Die Vielzahl der Verbraucher interessiert Tierwohl kaum bis gar nicht, sie haben andere Alltagssorgen.

Ausblenden darf man in der Diskussion auch nicht: Die favorisierten höheren Haltungsformen 3 und 4 sind auf vielen Höfen nicht umsetzbar. Viele Ställe oder das betriebliche Umfeld erlauben keine Ausläufe! Daran ändert auch die geplante Überarbeitung des Baugesetzbuches nichts.

Immerhin hat man die Platzvorgaben in Haltungsform 2 - „Stall plus Platz“ - auf der Zielgeraden noch nach unten korrigiert. Anstatt 20 % soll jedes Schwein 12,5 % mehr Fläche bekommen. So bleibt Tierwohl massentauglich und für Veredler interessanter. Denn es begrenzt den Preisaufschlag im Fleischregal und kann den Absatz ankurbeln.

Gewinner sind die Veredler im Ausland

Auch nach der Einigung der Ampel bleiben viele Baustellen: Soll auch in Zukunft in Deutschland Schweinefleisch verbrauchernah produziert werden, das gegenüber Importfleisch mit einem niedrigeren CO2-Fußabdruck glänzen kann, müssen die Koalitionspartner zwei Dinge sofort umsetzen: Einführung einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung für Importware und einer Haltungskennzeichnung in der Außer-Haus-Verpflegung. Beides ist für deutsche Veredler existenziell, weil damit mehr Chancengleichheit geschaffen wird.

Denn bislang ist kein Gastronom verpflichtet, seinen Gästen zu offenbaren, woher das Schnitzel kommt. Im wichtigen Außer-Haus-Segment – über diese Schiene werden weit über 30 % des Schweinefleisches abgesetzt - wird damit wohl auch in Zukunft weiter fröhlich nur nach Preis eingekauft. Und zwar vorwiegend im Ausland! Die Gewinner des deutschen Tierhaltungskennzeichengesetzes wären damit die Berufskollegen aus den Niederlanden oder Dänemark.

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