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Brexitfolgen

GB: Bauern keulen Tausende Schweine wegen Abnahmestau

Im Vereinigten Königreich wächst der Schweinestau auf rund 100.000 Tiere an. Der Schweineverband NPA fordert von der Regierung, Kurzzeitvisa für ausländische Schlachter zu erteilen.

Lesezeit: 3 Minuten

Die Folgen des Brexits zeigen sich in Großbritannien in immer mehr Bereichen. Weil Lkw-Fahrer fehlen, fallen nun auch Viehtransporte zu den Schlachthöfen aus. Es gibt Berichte des Schweinebauernverbandes National Pig Association, dass schon 600 Schweine gekeult wurden.

Nicht besser sieht es in den Schlachthöfen aus, wo nicht nur Personal fehlt, sondern auch Betäubungsgas infolge der gedrosselten Düngerproduktion – wir berichteten. Wenn nichts geschieht, könnten es daher bald schon bis zu 120.000 Schweine sein, die gekeult werden müssten. Dieser Umstand sei für viele Bauern äußerst belastend, hieß es.

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Was muss die Regierung jetzt tun?

Der britische Schweineverband (NPA) fordert die Regierung auf, ihr Angebot an Kurzzeitvisa für ausländische Schlachter zu erweitern, um den „Zusammenbruch“ des britischen Schweinesektors abzuwenden.

Am Tag zuvor hatte das Londoner Landwirtschaftsministerium (DEFRA) Visaerleichterungen für einreisewillige Mitarbeiter in der Geflügelfleischverarbeitung erteilt. Zudem kündigte das Verkehrsministerium an, dass bis zu 5.000 Lkw-Fahrer aus anderen Staaten in der Vorweihnachtszeit für den Transport von Lebensmitteln und Treibstoff in das Königreich kommen könnten.

Indes versuchte das DEFRA, die angespannte Situation zu beruhigen. „Das Vereinigte Königreich verfügt über eine äußerst widerstandsfähige Lebensmittelversorgungskette“, so das Agrarressort.

Nach Angaben von Landwirtschaftsminister George Eustice wird die Anwerbung zusätzlicher Kurzzeit-Lkw-Fahrer und Mitarbeiter für die Geflügelverarbeitung im Oktober beginnen; die Regelung gilt bis zum 24. Dezember 2021. Mit diesem Schritt werde sichergestellt, dass Landwirten und Lebensmittelherstellern genügend Arbeitskräfte zur Verfügung stünden, um mögliche Risiken für die Lebensmittelversorgung zu Weihnachten abzufedern, so Eustice.

Schweinehalter enttäuscht von der Regierung

Der NPA kritisierte, dass für den Schweinesektor bislang keine Unterstützungsmaßnahmen ergriffen worden seien, obwohl die Verarbeiter und die Schweineindustrie wiederholt um Kurzzeitvisa gebeten hätten.

Der Verband warnte, dass sich aufgrund des chronischen Mangels an Metzgern in den Schweineverarbeitungsbetrieben ein immer größeres Tierschutzproblem abzeichne. Mittlerweile belaufe sich der „Schweinestau“ auf mehr als 100.000 Tiere, wobei einige Landwirte bereits keinen Platz mehr in den Ställen hätten; viele weitere seien „an der Grenze des Möglichen“.

Während einige Verarbeiter mit der Industrie zusammenarbeiteten, um den Rückstand abzubauen, würden Vorbereitungen für eine tierschutzgerechte Keulung getroffen, die nun wahrscheinlich in den Betrieben stattfinden müsse, berichtete der Verband. NPA-Geschäftsführerin Dr. Zoe Davies zeigt sich „sehr enttäuscht“, dass die Regierung die wiederholten Anträge auf befristete Visa für Metzger trotz der dargelegten Auswirkungen auf die gesamte Lieferkette ignoriert habe.

Importabhängigkeit nicht weiter vergrößern

Davies machte deutlich, dass die Branche die Visa dringend benötige, und sei es nur für einen kurzen Zeitraum, um den Rückstau abzubauen. „Dabei geht es nicht nur darum, Weihnachten zu retten, was das einzige Ziel der Regierung zu sein scheint, sondern um den Schutz der Schweine und die Abwendung einer Umweltkatastrophe“, stellte die NPA-Geschäftsführerin klar.

Sie verwies zudem auf die finanziellen Nöte der Schweinehalter durch die „Rekordproduktionskosten“ und warnte vor einem erheblichen Rückgang der britischen Schweinefleischproduktion, wodurch die Abhängigkeit Großbritanniens von EU-Importen zunehmen werde. Davies zufolge hat in den vergangenen Monaten eine Reihe von Schweinehaltern aufgegeben; viele weitere hätten ihre Bestände reduziert. Darüber hinaus müsse auch der Einzelhandel seinen Teil zum Abbau des Rückstaus beitragen, indem er britischen Produkten den Vorzug vor Importen gebe.

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