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Vorbeugen ist besser als keulen: Das müssen Sie jetzt zur ASP wissen!

Für Schweinehalter ist es existenziell, alles zu Verbreitung und Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest zu wissen. Lesen Sie hier die wichtigsten Aussagen von zwei Info-Veranstaltungen.

Lesezeit: 9 Minuten

Wir waren für Sie auf den ASP-Infoveranstaltungen der Uni Vechta in Melle (Niedersachsen) und der R+V-Versicherung in Wiesbaden (Hessen). Das waren die Kernbotschaften:

1. Risikoampel: Betriebshygiene optimieren

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Die größte Gefahr, den ASP-Erreger in den eigenen Bestand einzuschleppen, geht vom Menschen aus, wenn er wichtige Hygieneregeln missachtet. Je intensiver der Tier-, Personen- und Fahrzeugverkehr im Betrieb ist, desto größer ist auch das Infektionsrisiko. Deshalb ist es wichtig, Hygiene-Schwachstellen des eigenen Betriebes rechtzeitig aufzuspüren und zu beheben.

Ein hilfreiches Online-Tool ist dabei die „ASP-Risikoampel“, die ein Projektteam der Universität Vechta zusammen mit einem 23-köpfigen Expertenteam erarbeitet hat. Der Risiko-Check umfasst je nach Betriebstyp maximal 111 Fragen und dauert etwa eine Stunde. Er kann bequem am heimischen PC durchgeführt werden. Am Ende erfolgt eine betriebsindividuelle Risikobewertung auf Basis der drei Ampelfarben rot, gelb und grün.

Eine Optimierungsanalyse und eine To-Do-Liste zeigen, welche Maßnahmen den eigenen Betrieb noch sicherer machen würden (siehe top agrar 7/2019, Seite S 16). Sie finden die Risikoampel unter: www.risikoampel.uni-vechta.de

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2. Konsequenz: Der Teufel steckt oft im Detail

„Meist sind es keine großen Hygienemängel, die zur Einschleppung von Seuchenerregern führen, sondern kleine Zufälle und Ausnahmen“, berichtete Tierarzt Dr. Georg Bruns in Melle. Das kann die kurze Zigarettenpause sein, zu der der Stallmitarbeiter den Weißbereich verlässt, ohne die Kleidung zu wechseln. Aber auch der Elektriker, der die ausgefallene Lüftung an einem heißen Sommertag schnell wieder flott machen will und deshalb die Hygieneschleuse umgeht, stellt ein Risiko dar.

Betriebshygiene sei nur dann erfolgreich, wenn sie tagtäglich und konsequent gelebt wird, so Dr. Bruns. Ganz gefährlich sei eine Schein-Sicherheit. Beispiel: Desinfektionsmatten vor den Stalleingängen wiegen den Landwirt in Sicherheit, wirksame Seuchenvorsorge zu betreiben. Meist werden die Desinfektionslösungen jedoch zu selten erneuert. Sie sind verunreinigt und dadurch unwirksam. Zudem werden die Einwirkdauer und der sogenannte Kältefehler nicht beachtet.

Ein großes Gefahrenpotenzial geht nach Ansicht von Dr. Bruns zudem von Auslauf- und Hobbytierhaltungen aus. Freilandhaltungen verfügen z. B. selten über die nötigen Stallkapazitäten, um die Schweine im Seuchenfall in geschützten Gebäuden unterbringen zu können. Offenställe seien in der Regel nicht vogelsicher und erlauben häufig auch keine klare Schwarz-Weiß-Trennung. Und Hobby-Schweinehalter seien den Behörden oftmals gar nicht bekannt. Zudem fehle ihnen meistens das Problembewusstsein. „Im Gegenteil, sie verweisen in Gesprächen stolz auf die von ihnen praktizierte Nachhaltigkeit, weil sie Speisereste über den Schweinetrog verwerten“, so Dr. Bruns.

Auch Schadnager können ein großes Problem sein – trotz intensiver Bekämpfung. Denn aufgrund der Trockenheit in diesem und letztem Sommer ziehen viele Schadnager auf der Suche nach Wasser in die Ställe.

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3. Verschleppung: Gefahr durch Wildschwein-Kadaver

Das Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems beschäftigt sich intensiv mit der Frage, welche Ansteckungsgefahr von verendeten Wildschweinen ausgeht. Dr. Carolina Probst berichtete in Wiesbaden über aktuelle Erkenntnisse.

In Kadavern von Wildschweinen bleibt das ASP-Virus monatelang infektiös. Zu frisch verendeten Artgenossen halten Wildschweine meist Abstand. Kannibalismus wurde bisher nicht beobachtet. In der Umgebung von Kadavern graben die Schweine jedoch nach Insekten und anderen Kleintieren.

Wie schnell die Wildschweinekadaver verwesen, hängt unter anderem von der Jahreszeit und der Witterung ab. „Im Sommer kann ein 80 kg schweres Wildschwein in elf Tagen komplett skelettiert sein. Bei Frost kann es aber auch mehr als drei Monate dauern“, hat Frau Dr. Probst beobachtet. Auch im Wasser gehe es langsamer. Das sei wichtig, weil ASP-kranke, fiebernde Wildschweine häufig feuchte Mulden aufsuchen.

Wölfe und Aasfresser wie Füchse, Marder und Kolkraben spielen beim Weitertragen der Seuche nach neueren Erkenntnissen vermutlich nur eine untergeordnete Rolle. Denn Aasfresser verschleppen die infektiösen Kadaverstückchen nur über kurze Distanz. Außerdem überlebt das ASP-Virus die Darmpassage nicht.

Aber auch nach der völligen Zersetzung geht vom Skelett noch Gefahr aus, da sich auch im Knochenmark infektiöse ASP-Viren befinden. Deshalb ist es nach Erkenntnissen von Dr. Probst wichtig, die Kadaver verendeter Wildschweine so früh wie möglich zu finden und aus dem Wald zu entfernen. In etlichen Bundesländern stellen die Veterinärämter Sets für die Bergung der Kadaver zur Verfügung.

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4. ASP überwinden: Die Erfolgsstory der Tschechen

Tschechien ist bisher das einzige osteuropäische Land, dem es gelungen ist, die ASP wieder loszuwerden. In Wiesbaden schilderte Dr. Marek Soph vom tschechischen Veterinärdienst das Erfolgsrezept seines Landes:

Frühes Erkennen: Bereits nach den ersten ASP-Fällen in Polen hat Tschechien 2014 mit einem Kadaver-Monitoring bei Wildschweinen begonnen. Dadurch wurden die beiden ASP-infizierten Wildschweine in 2017 in der tschechischen Stadt Zlin bereits in der Frühphase der Seuche entdeckt. Die Tiere waren erst eine Woche tot. Sie lagen in der Nähe eines Krankenhauses und wurden deshalb früh gefunden.

Drehbuch: Die tschechischen Behörden haben sich früh damit beschäftigt, was im Ernstfall zu tun ist. Es gab ein „Drehbuch“, das ohne Zeitverlust abgearbeitet werden konnte.

Zentrale Koordination: Die staatliche Veterinärbehörde hatte bei der Bekämpfung den Hut auf. Sie koordinierte die Maßnahmen zentral.

Kernzone: In der Kernzone wurde zunächst ein Jagdverbot erteilt, um die Rotten nicht zu zersprengen. 115 ha Weizen, Raps und Mais durften hier nicht abgeerntet werden, damit die Schwarzkittel Futter bzw. Deckung fanden und nicht abwanderten. Zusätzlich wurde die Kernzone eingezäunt.

Pufferzone: Rund um die Kernzone wurden ein Hochrisikogebiet (159 km2) und im weiteren Umkreis ein Niedrigrisikogebiet (874 km2) eingerichtet. Beide wurden für die Bevölkerung gesperrt.

Kadaversuche: Der Staat belohnte Kadaverfunde mit 200 €/Wildschweinkadaver in der Hochrisikozone, 120 € in der Niedrigrisikozone und 80 € in den übrigen Landesteilen Tschechiens. Zusätzlich wurden Drohnen mit Wärmebildkameras zur Suche eingesetzt.

Bejagung: Einen Monat nach dem Erstfund begann die Wildschweinbejagung in der Niedrigrisikozone, zwei Monate später das Aufstellen von Lebendfallen im Hochrisikogebiet. Drei Monate danach wurde hier mit dem gezielten Bejagen begonnen, und vier Monate nach dem Erstausbruch wurden Scharfschützen in die Kernzone geschickt, um die letzten Wildschweine zu töten.

Infektionsgebiet: Die gesamte Region Zlin (1 034 km2) wurde in Abstimmung mit der EU zum Infektionsgebiet erklärt. Outdoor-Haltungen wurden verboten. Alle kranken und verendeten Hausschweine mussten von den Besitzern gemeldet und verendete Tiere auf ASP und KSP (Klassische Schweinepest) untersucht werden. Tierbewegungen waren nur mit behördlicher Genehmigung möglich. Das Verfüttern von frischem Gras und das Einstreuen mit frischem Stroh wurden verboten.

Neun Monate nach dem Erstausbruch wurde der letzte ASP-infizierte Kadaver gefunden.

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5. Wildschweine: Mit den Jägern an einem Strang ziehen

Die Schwarzwild-Populationen steigen weltweit an. Dadurch erhöht sich die ASP-Übertragungsgefahr auf Hausschweine. Das gilt insbesondere auch für Deutschland. Bis auf wenige weiße Flecken finde man Schwarzwild heute nahezu flächendeckend in allen Landkreisen der Bundesrepublik, berichtete Wildtierbiologe Dr. Oliver Keuling von der Tierärztlichen Hochschule Hannover in Wiesbaden.

Grund für den Zuwachs seien die enorme Vermehrungsrate der Schwarzkittel. Bedingt durch die milden Winter und den guten Ernährungszustand setze die Geschlechtsreife bereits ab einem Alter von sechs Monaten bzw. 20 kg Lebendgewicht ein. Aus hundert Wildschweinen im Winter würden im Sommer 300, so Keuling. Um regulierend einzugreifen, müssten durch die Jagd jährlich zwei Drittel des Bestandes abgeschöpft werden. Die tatsächliche Tötungsrate liege jedoch bei etwa 55 %.

„Hier helfen keine gegenseitigen Schuldzuweisungen, sondern nur intensive Aufklärung, gegenseitiges Verständnis und eine enge Abstimmung mit Jägern und Behörden“, ist Keuling überzeugt. Extrem wichtig sei darüber hinaus, die Afrikanische Schweinepest möglichst schon im Frühstadium zu erkennen. Dazu müssten verendete Tiere aufgespürt (passives Monitoring), aus dem Wald sicher entfernt und im Labor auf ASP-Erreger untersucht werden. Es wird überlegt, Spürhunde für die Kadaversuche auszubilden.

Der Erfolg bei der Schwarzwildbekämpfung hängt nach Auffassung von Dr. Keuling jedoch nicht allein davon ab, welche Jagdmethode zum Einsatz kommt, zum Beispiel ob die Ansitz- oder die Drückjagd besser geeignet ist. Wichtig sei außerdem nicht nur, ob bei der Jagd technische Hilfsmittel wie Nachtsichtgeräte zum Einsatz kommen dürfen. Hier gibt es innerhalb der Jägerschaft unterschiedliche Auffassungen.

Entscheidend sei vielmehr, die Jäger zu motivieren, Wildschweine intensiver zu bejagen, insbesondere die Frischlinge, und sich aktiv an der Suche nach verendeten Schwarzkitteln zu beteiligen. Dafür benötige man finanzielle Anreize sowie Multiplikatoren in Verbänden und Behörden.

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6. Impfstoff: Wann kommt die ASP-Impfung?

Viele hoffen auf eine baldige Impfstoffentwicklung gegen die ASP. Von einer spanischen Forschergruppe wird über erste Erfolge berichtet. Prof. Dr. Franz Josef Conraths, Vizepräsident des Friedrich-Loeffler-Instituts auf der Insel Riems, warnte in Melle jedoch vor zu großer Euphorie. Die Entwicklung eines kommerziellen ASP-Impfstoffes, der den Wildschweinen oral per Köder verabreicht werden kann, nehme noch viele Jahre in Anspruch – vorausgesetzt, der von der spanischen Arbeitsgruppe aufgezeigte Weg sei praktikabel.

Als Gründe für die lange Entwicklungsdauer nannte er, dass es sich bei dem ASP-Erreger um ein sehr großes, komplexes Virus handele. In puncto Infektionswege und Immunologie gebe es noch viele offene Fragen. Das Virus könne das Immunsystem des Schweines so beeinflussen, dass das Tier z. B. nach einer Impfung keine schützende Immunantwort ausbildet.

Zudem werde bei der Impfstoffentwicklung mit einem lebenden, infektionsfähigen Virus gearbeitet. Daher müsse man sehr genau prüfen, dass der für den Impfstoff verwendete Erreger genetisch stabil sei und im Tier nicht zu einem krankmachenden Virustyp mutieren könne. Auch junge, alte und trächtige Tiere müssen die Impfung gut vertragen können.

Ohnehin komme der ASP-Impfstoff, wenn es ihn denn eines Tages gebe, ausschließlich bei Wildschweinen zum Einsatz. Hausschweine würden aufgrund der durch die Impfung drohenden Handelsrestriktionen ohnehin nicht geimpft.

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7. Diagnose: Gibt es typische Krankheitssymptome?

Bei den zurzeit kursierenden Virusisolaten treten nach einer Inkubationszeit von etwa vier Tagen schwere, unspezifische Symptome auf. ASP-infizierte Schweine fiebern, empfinden Schmerzen in allen Gliedmaßen, verweigern die Futteraufnahme, leiden unter Schwindel und können blaurote Hautverfärbungen aufweisen, insbesondere bei Erregung. Das Problem: Diese Symptome treten auch bei anderen Erkrankungen auf, z. B. bei der Klassischen Schweinepest (KSP) oder bei anderen multifaktoriellen Erkrankungen.

Außerdem zeigen die bisherigen Erfahrungen, dass sich nicht alle Wildschweine einer Population infizieren. Diejenigen, die erkranken, verenden jedoch in der Regel innerhalb von zehn Tagen. ASP-infizierte Wildschweine ziehen sich vor dem Verenden häufig ins Dickicht oder in kühlende Suhlen zurück.

Die Übertragung kann direkt über infizierte Tiere, indirekt über Vektoren wie Schadnager, Jagdhunde und Stallbesucher, Fleischprodukte von erkrankten Schweinen oder Speisereste erfolgen. Der effizienteste Übertragungsweg ist Kontakt mit infiziertem Blut.

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