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Wege aus der Schweinekrise

Gerade in Krisenzeiten fallen grundlegende Entscheidungen für den Betrieb schwer. Doch Landwirte müssen sich rechtzeitig damit auseinandersetzen. Unsere Beispiele zeigen Handlungsalternativen auf.

Lesezeit: 5 Minuten

Unsere Autoren: Stefan Leuer, Bernhard Gründken, Dr. Frank Greshake, LWK NRW

Familienbetriebe fragen sich angesichts katastrophaler Preise und hoher Kosten, wie es mit der Mast oder Ferkelerzeugung weitergehen soll – oder ob es besser ist, die Schweinehaltung aufzugeben.

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Eine Antwort findet sich für den Einzelfall erst nach ausführlicher Analyse. Doch anhand von drei Beispielbetrieben zeigen wir auf, welche Handlungsschritte selbst in scheinbar ausweglosen Situationen zur Verfügung stehen.

Meier hat kräftig investiert

Ferkelerzeuger stehen unter Druck – so auch der Betrieb Meier. Im Schnitt der Jahre hat die Familie mit der Sauenhaltung genug Geld verdient. Und ihr Sohn möchte den Hof fortführen. Deshalb haben Meiers in den vergangenen Jahren kräftig in den Betriebszweig investiert. Ihre Verbindlichkeiten sind entsprechend hoch, wie die Zahlen in Übersicht 1 zeigen.

Im Stall läuft es gut. Und auch für die Betriebswirtschaft hat der Junior ein Händchen. Doch den Kapitaldienst von derzeit 85.000 € im Jahr können Meiers nicht stemmen. Ihre Einnahmen decken angesichts der Tiefstpreise für Ferkel nicht einmal laufende Kosten.

Corona-Beihilfen haben Meiers in Absprache mit ihrem Steuerberater schon beantragt. Sie erwarten gut 100.000 €. Jetzt sollten sie mit der Bank absprechen, wie ihre Zins- und Tilgungsraten gestreckt werden können, ob sie umschulden müssen oder die Tilgung zeitweise ganz aussetzen können.

Bei länger andauernder Krise müsste die Familie eventuell Teilflächen verkaufen, um die Schulden zu tilgen. Eine Komplettaufgabe kommt aber nicht in Frage, weil Meiers kaum eigene Flächen besitzen. Sie würden dann den Großteil ihres Vermögens verlieren. Junior Meier wird also leider noch eine Weile für die Bank arbeiten müssen.

Schulze sucht Alternativen

Betrieb Schulze (Übersicht 2) bewirtschaftet 130 Sauen im geschlossenen System. So richtig gut lief es mit den Sauen noch nie. Zudem wird der Reparaturaufwand in den Stallungen von Jahr zu Jahr größer. Im Rahmen der allgemeinen Investitionswelle in der Schweinehaltung entschlossen sich auch Schulzes 2015 dazu, e inen Maststall mit 1.200 Plätzen zu bauen. Damit sollte es bis zur Rente reichen, denn schon damals wollte keines ihrer Kinder die Landwirtschaft fortführen.

Doch auch mit der Mast kamen Schulzes nicht auf einen grünen Zweig. Die Schulden wuchsen weiter. Schon mehrmals haben sie kurzfristige Verbindlichkeiten umfinanziert. Die derzeitige Krise reißt ein weiteres tiefes Loch in die Kasse: Ihr laufendes Konto befindet sich am Limit und beim Futtermittellieferanten haben sie hohe Außenstände. Schulzes überlegen, die absehbaren Ausgaben erneut in ein Darlehen umzuwandeln.

Allerdings könnten sie selbst bei normalen Erlös- und Kostenbedingungen nicht alle Kredite tilgen. Auch die Bank signalisiert, dass eine erneute Umfinanzierung kaum möglich wäre. Das eigentliche Problem sind die schlechten Leistungen in der Ferkelerzeugung. Die haben sie über Jahrzehnte nicht in den Griff bekommen.

Schulzes spielen verschiedene Szenarien durch und identifizieren Risiken, um ihre Entscheidung abzusichern. Was würde passieren, wenn sie die Sauenhaltung aufgäben? Ferkel könnten sie vom Nachbarn beziehen, dem aktuell die Abnehmer fehlen. Dann wären sie aber stark von ihm abhängig.

Der Kaptialdienst bliebe immer noch zu zahlen. Mit der Bank möchten Schulzes über eine Verlängerung der Kreditlaufzeit sprechen. Da es keine Hofnachfolge gibt, könnten sie auch Flächen verkaufen. Doch das bringen sie noch nicht übers Herz. Außerdem müssten sie mit den Geschwistern über eine Nachabfindung sprechen.

Am Arbeitsmarkt sind Landwirte gefragt. Doch Schulzes können noch nicht abschätzen, für wie viele Stunden sie anderswo arbeiten müssten, um die Aufgabe der Sauen zu kompensieren. Alternativ käme ein Umbau des Sauenstalls zu Mastplätzen in Frage. Dafür müssten sie allerdings wieder Geld in die Hand nehmen. Günstiger wäre eine Umnutzung als Lager.

Schulzes kommen zu dem Schluss, dass sie erstmal im Nebenerwerb mit der Schweinemast weitermachen. Auf Dauer werden sie den landwirtschaftlichen Betrieb vermutlich ganz einstellen.

Müller setzt Prioritäten

Für Familie Müller (Übersicht 3) steht die Milchviehhaltung an erster Stelle. Zum Betrieb gehört seit knapp acht Jahren auch ein Pachtstall mit 600 Mastschweineplätzen aus den Achtzigern. Den Stall haben sie für neun Jahre vom Nachbarn gepachtet, weil die dazugehörige Fläche so nah am Hof liegt. Außerdem sollte Junior Müller stärker unternehmerisch einsteigen. Doch auch dessen Herz schlägt eher für die Kühe.

Eine Auswertung der Schweinemast haben Müllers früher nie gemacht. Angesichts der prekären Lage haben sie jetzt einen Berater hinzugezogen. Für die Schweinemast hat der einen Deckungsbeitrag von rund 15 € je Tier im 5-Jah-res-Schnitt errechnet. Ferkel, Fertigfutter und hohe Vorkosten beim Verkauf treiben die Ausgaben in die Höhe. Dazu kommen die anteilige Buchführung, Versicherungen und Reparaturen im Stall.

Die rund 500 Arbeitsstunden pro Jahr wären im Milchviehbetrieb s icher besser eingesetzt gewesen. Schulzes werden daher den Fokus wieder auf die Kühe legen und schon jetzt über eine Anschlusspacht der Fläche ohne Maststall sprechen. Immerhin hat sich die Flächenknappheit in ihrer Region deutlich entspannt.

Fazit

An erster Stelle sollte für jeden Betrieb die Sicherung der Liquidität stehen. Dafür müssen Betriebsleiter mit ihrer Bank sprechen. Oft lohnt sich eher ein Kredit, als abermals das Konto zu überziehen und teure Zinsen zu zahlen. Neben ihren Finanzen sollten Schweinehalter auch die Märkte gedanklich auf den Prüfstand stellen, um ihre Schritte danach auszurichten.

Ob und wie es weitergehen kann, entscheidet aber die familiäre und betriebliche Situation. Gibt es neben der Erlöskrise vielleicht noch andere Problemfelder?

Ausstiegsszenarien sollten Landwirte ernsthaft prüfen, wenn

  • die Leistungen im Stall dauerhaft schlecht bleiben,
  • die Stallungen veraltet sind,
  • sie ihre Kredite nicht tilgen oder umschulden können.

Außerlandwirtschaftliche Einkommensmöglichkeiten können am Ende auch eine Chance sein, einen neuen Lebensabschnitt positiv zu beginnen.

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