Herr Weiß, die Schweinehaltung in Deutschland erlebt aktuell einen nie dagewesenen Strukturbruch. Welchen Anteil an dieser Misere hat die Politik, welchen der Markt?
Weiß: Die Politik hat den überwiegenden Anteil. Denn sie greift seit einiger Zeit vermehrt in die Märkte für Schweinefleisch ein, was früher nicht der Fall war. Zusammen mit ihrem Einfluss auf die Rahmenbedingungen bestimmt sie somit entscheidend über das Wohl oder Wehe des Schweinesektors. In der Vergangenheit hatten wir bei Schweinen einen freien Markt, und damit kamen die Landwirte sehr gut zurecht.
Was muss die Politik jetzt tun, damit die Schweinehaltung eine Zukunft hat?
Weiß: Sie muss endlich entscheiden, damit die Betriebe Licht am Horizont sehen. Mit dem Borchertplan liegt bereits ein gut ausgearbeitetes Konzept zu Haltungsfragen und zur Finanzierung von Tierwohl auf dem Tisch.
Ist die von der Politik einseitig forcierte Ausrichtung auf mehr Tierwohl die Zukunft und brauchen wir die konventionelle Haltung nicht mehr?
Weiß: Die hohen Standards der konventionellen Schweineerzeugung in Deutschland garantieren den Verbrauchern hochwertige und gesundheitlich einwandfreie Lebensmittel. Diese Gruppe der Verbraucher ist noch auf Jahre hinaus in der Überzahl. Also ist dafür ein Markt vorhanden. Ob allerdings noch Neuinvestitionen in dieses Haltungssystem sinnvoll sind, bezweifele ich. Ich gehe davon aus, dass die konventionelle Haltung langfristig schlechte Chancen hat. Wer das nicht riskieren und trotzdem investieren möchte, muss alternativ bauen.
Auch bei Schweinefleisch wird die Klimabilanz künftig eine Rolle spielen. Sind Regionalprogramme die richtige Antwort?
Weiß: Regionalprogramme haben sicher erhebliche Vorteile in der Klimabilanz und müssen Baustein einer „klimaneutralen“ Schweinfleischkette sein. Kurze Wege, Kreislaufwirtschaft und der Einsatz regional verfügbarer Futtermittel sind unabdingbar für eine positive Klimabilanz.