Mit einem stabilem Ergebnis hat der Westfleisch-Konzern das Jahr 2020 trotz ASP und Corona abgeschlossen. Beim digitalen Westfleischtag 2021 am Donnerstagabend zeigte sich der Vorstand entsprechend zufrieden. Der Umsatz stieg leicht auf 2,83 Mrd. €, und auch das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibung verbesserte sich um 300.000 € auf 61,1 Mio. €. Unterm Strich blieb ein Jahresüberschuss von gut 8 Mio. €. „Das ist 2,6 Mio. € weniger als im Vorjahr, hat aber vor allem steuerliche Gründe“, erklärte Finanzvorstand Carsten Schruck.
Bei den Schlachtzahlen hatte sich die Westfleisch SCE 2020 eigentlich etwas mehr vorgenommen. Mit knapp 7,5 Mio. Schweinen gingen die Stückzahlen um 3 % zurück. Die zeitweise Schließung des Standorts Coesfeld habe aber die Pläne durchkreuzt, sagte Schruck. Auch in der Rindernverarbeitung gab es Corona-bedingt Probleme, dennoch stieg die Schlachtzahl um 0,5 % auf 436.000 Tiere
Corona und ASP kosten 40 Mio. €
Schruck war bemüht die schlechten Erzeugerpreise vor allem bei den Schweinen aus Westfleisch-Sicht zu erklären und machte vier wesentliche Kostentreiber aus:
- Corona: über eine Millionen PCR-Tests, Hygienematerial, Abstände etc.
- Ende der Werkverträge: Personalkosten sind im Laufe des Jahres um 40 % gestiegen
- Wohnungen: Mieten, Renovierung und Inventar für die Unterbringung der Mitarbeiter
- Afrikanische Schweinepest (ASP): Wertverlust im Lager und entgangene Exporterlöse
Demnach erhöhte Corona die Kosten allein um 22 Mio. €. Die entgangenen Erlöse durch die fehlenden Exportmöglichkeiten nach dem ASP-Ausbruch in Deutschland schätzte Schruck von 18 Mio. €. „Wir haben uns das Geld am Markt leider nicht wiederholen können.“ Er widersprach auch Presseberichten, wonach die Schlachtunternehmen im Inland stabile Fleischpreise erzielten und den Schweinepreis unnötig tief haben fallen lassen. „ASP kostet uns 20 bis 30 Cent pro kg SG“, stellte er klar.
Verarbeitung lohnt sich
Im Gegensatz dazu konnte Johannes Steinhoff, verantwortlich für die Verarbeitungssparten bei Westfleisch, fast nur Positives vermelden. Mehr Nachfrage, mehr Umsatz und mehr Gewinn in fast allen Bereichen. In der Fleischverarbeitung bei Westfalenland und Gustoland stiegen die Umsätze deshalb um fast 15 % bzw. 7 %.
Selbstbewusst zeigte er sich vor allem bei der Rindfleischverarbeitung. „Hier ist die Marktführerschaft unser Ziel“, stellte er klar. Mit dem Profitcenter in Lübbecke habe man alle Möglichkeiten den wachsenden Convenience-Markt zu erobern.
Westfleisch ohne Fleisch
Steinhoff betonte aber, dass sich der Markt durch die Corona-Pandemie verändere und darauf müsse man gefasst sein. Laut Steinhoff stieg der Biofleischabsatz bei Westfalenland um satte 27 % auf mittlerweile 60 Mio. €. Westfleisch will zudem auch vom Fleischlos-Trend profitieren. In Petershagen habe man deshalb eine Veggie-Produktion aufgebaut. Dass das Sinn mache, zeigte er mit dem Veggie-Absatz, der in Deutschland 2020 um fast 60 % gestiegen ist.
Die Verzehrsgewohnheiten der Bundebürger verändern sich. Steinhoff machte sich vor allem Sorgen um den Schweinefleischverzehr, der 2020 um 7 % kleiner ausfiel als im Vorjahr. Rind und Geflügel könnten sich bisher viel besser behaupten, erklärte er.
Ausblick: Gute Aussichten bei Rind – Kommt Südamerika zurück?
Vorstandsmitglied Steen Sönnichsen zeigte bei den Erzeugerpreisen 2021 verhalten optimistisch. Er sieht bei Rindfleisch eine stabile Nachfrage im Lebensmitteleinzelhandel. Gleichzeitig sei das Angebot überschaubar. Man müsse aber abwarten, ob wieder mehr Ware aus Südamerika zu uns komme, sagte der Manager.
Dem pflichtete auch Einkaufsleiter Heribert Qualbrink bei. Wegen des Lockdowns werde Rindfleisch aus Brasilien und Argentinien derzeit nicht gebraucht. „Wir haben die Chance auf dem deutschen Markt, uns Anteile zurückzuholen“, erklärte Qualbrink.
Schweinemarkt bleibt unsicher – China fehlt
Bei den Schweinepreisen war Sönnichsen etwas vorsichtiger. Sobald es zu Lockerungen der Corona-Maßnahmen komme, werde der Absatz bei Schweinefleisch steigen, war er sich sicher. „Uns fehlt aber weiterhin der Drittlandsexport.“ Sönnichsen hofft weiterhin auf die Regionalisierung, die nun beispielsweise auch von Singapur akzeptiert werde. China sei da aber deutlich schwieriger zu knacken. Er richtete nochmal eine Appell an die Regierung, auch an höchster Stelle sich für eine Lösung stark zu machen. „China hat die Unterlagen vorliegen“, erklärte er.