Verbraucher und NGOs lassen nicht locker. Sie verlangen von den deutschen Landwirten noch mehr Tempo bei der Umsetzung zusätzlicher Tierwohlauflagen im Schweinestall. Ganz oben auf ihrer Wunschliste stehen mehr Platz pro Tier, ein Außenauslauf und der Einsatz von organischem Beschäftigungsmaterial.
Nur Lippenbekenntnisse?
Doch sind das alles ernst gemeinte Forderungen oder nur Lippenbekenntnisse? Interessiert den Kunden an der Ladentheke wirklich, wie das Schwein zu Lebzeiten gehalten wurde? top agrar und die Zeitschrift Lebensmittelpraxis sind der Sache auf den Grund gegangen. Wir haben mit den Betreibern von Supermärkten und mit Landwirten über das Thema Tierwohl diskutiert.
Das Ergebnis ist ernüchternd. Nach Aussage der Lebenmittelhändler sagen zwar viele Kunden am Eingang zum Supermarkt, dass sie für Tierwohl-Fleisch gern mehr Geld ausgeben. Nur 20 % von ihnen stehen später jedoch zu ihrem Wort. Der überwiegende Teil der Verbraucher, rund 80 %, orientiert sich an der Fleischtheke dagegen allein am Preis. Und an dieser Situation werde sich auch so schnell nicht ändern, solange neben dem teureren Labelfleisch auch preiswerte, konventionelle Ware in der Fleischtheke liege.
Die meisten Kunden fragen nicht nach
Wie die Schweine tatsächlich gelebt haben, interessiere die Verbraucher kaum, berichten Fleischverkäufer. Nur etwa jeder fünfte Kunde frage überhaupt nach und dann auch nur sehr oberflächlich. Ihr Gewissen sei schnell beruhigt.
Schweinefleisch kämpft nach wie vor mit seinem Billigimage. Der Handel hat das mit seinen wöchentlichen Schnäppchenangeboten jahrzehntelang gefördert. Tierwohlfleisch wird sich am Markt daher nur dann durchsetzen, wenn der Kunde die Wertigkeit des Fleisches wieder erkennt. Das sei jedoch ein äußerst langwieriger Prozess und müsse bereits bei den Kindern ansetzen. In Kindergärten und Schulen muss dem Nachwuchs vermittelt werden, dass alle Lebensmittel eine Wertigkeit haben.
Die Geschichte drumherum ist entscheidend
Doch was können die Bauern aus Sicht der Lebensmittelhändler tun, damit sich Tierwohlfleisch besser verkauft? Die Antwort der Händler darauf: Wer eine Geschichte zu seinem Produkt erzählen kann, verkauft erfolgreicher. Die Erzeuger müssten die Einzigartigkeit ihres Produktes und ihrer Produktion herausstellen. Ein gutes Beispiel dafür sei die Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall.