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Interview

Westfleisch-Vorstand garantiert Abnahme der Schweine

Während bei Tönnies und Vion Schlachtungen ausfallen, schlachtet Westfleisch nach Plan. Läuft es dort wirklich besser und können die „Westfalen“ der Branche helfen? Wir sprachen mit Steen Sönnichsen.

Lesezeit: 4 Minuten

Herr Sönnichsen, können Sie bei Westfleisch alle Schlachttiere planmäßig abnehmen?

Sönnichsen: Wir bewegen uns aktuell über alle Standorte hinweg knapp an der Kapazitätsauslastung. Unsere Schlachtzahlen liegen nur leicht unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Wir können also unsere Aufgabe als Genossenschaft sehr gut erfüllen und unseren Landwirten die vertraglich zugesicherte Abnahme ihrer Tiere garantieren.

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Engpässe soll es vor allem in der Zerlegung geben. Wie sehen Sie die Situation dort?

Sönnichsen: Die Zerlegung ist in allen Schlachtbetrieben derzeit der „Flaschenhals“ und bestimmt die Mengengerüste. Durch Corona-bedingte Auflagen beim Arbeitsschutz einerseits und durch die Folgen der ASP in Deutschland andererseits entstehen hier zuerst Engpässe.

Welche Rolle spielt dabei die ASP?

Sönnichsen: Nach dem ersten ASP-Befund in Deutschland musste die Verarbeitungstiefe des Sortiments verändert werden. Wir brauchen seitdem zusätzliche Kapazitäten, weil die Zerlegung nun aufwändiger ist.

Tönnies und Vion haben Probleme mit Corona-Neuinfektionen und Personalmangel, sodass sie an verschiedenen Standorten nur stark reduziert schlachten. Warum funktioniert es bei Westfleisch besser?

Sönnichsen: Ob es bei uns besser funktioniert, möchte ich nicht bewerten. Wir sind froh und dankbar, dass wir bislang mit unseren Hygiene- und Produktionsmaßnahmen gut fahren. Ein wichtiger Baustein ist dabei das konsequente Testen: Seit Anfang Juli lassen wir täglich alle Produktionsmitarbeiter und die produktionsnah Beschäftigten auf Covid-19 testen. Die punktuell vorkommenden positiv Getesteten gehen umgehend in Quarantäne, damit sie das Virus nicht in die Unterkünfte, in die Teams und somit in die Betriebe tragen. Dieses Vorgehen ist zwar mit erheblichen Kosten verbunden, im Ergebnis ist es uns den Aufwand aber wert. Die Betriebssicherheit steht bei Westfleisch an oberster Stelle.

Flexiblere Arbeitszeitregelungen sind wichtiger als Sonntagsarbeit.

Die Überhänge am Schlachtschweinemarkt wachsen immer weiter. Könnten Sie durch die Ausweitung der Arbeitszeiten noch mehr Schweine annehmen?

Sönnichsen: Wie gesagt, ist das Nadelöhr nicht das Schlachten, sondern das Zerlegen. Eine gesetzlich geregelte Flexibilisierung der täglichen Arbeitszeit- und Ausgleichsregelungen könnte hier der Branche neue Möglichkeiten schaffen. Sonntagsarbeit ist hingegen für uns keine Option. Hierfür ist nicht genügend zusätzliches, qualifiziertes Personal verfügbar. Unsere Beschäftigten haben einen berechtigten Anspruch auf freie Tage.

Die Not vieler Schweinehalter ist groß. Könnten Sie vorübergehend Schweine der Wettbewerber im Lohn schlachten und auf Eis legen?

Sönnichsen: Leider bietet auch das Frosten branchenweit aufgrund der kaum mehr vorhandenen Kühlkapazitäten nur sehr begrenzt Entlastung.

Branchenweit sind die Kühlkapazitäten begrenzt. Frosten bietet kaum Entlastung.

Die Schweine wachsen aus den Masken. Vor ein paar Monaten haben die Schlachter noch Sondermasken mit höheren Gewichtsgrenzen zeitlich befristet angeboten. Wo sind diese Masken geblieben?

Sönnichsen: Da sind wir der falsche Ansprechpartner. Bei uns ist das durchschnittliche Schlachtgewicht der Schweine mit rund 98 bis 99 kg nur leicht höher als im Vorjahreszeitraum.

Sie kaufen derzeit günstige, überschwere Schweine ein und haben Zuschläge gekappt. Das wirtschaftliche Ergebnis der Westfleisch dürfte in diesem Jahr gut ausfallen, dass der Bauern nicht. Wie sehen Sie die Situation?

Sönnichsen: Westfleisch steht zu seinen Verträgen, die wir mit unseren Landwirten und Vermarktungspartnern geschlossen haben. Dazu zählt die gesicherte Abnahme der Tiere ebenso wie die Aufrechterhaltung unserer vertraglichen Vereinbarungen inklusive der Bonizahlungen. Wir haben in Abstimmung mit unseren landwirtschaftlichen Gremien lediglich unseren Basispreis um einen Cent korrigiert, um auf die aktuelle Marktsituation zu reagieren. Gerade in Zeiten wie diesen müssen sich die Landwirte auf ihre Genossenschaft verlassen können – und das können sie bei Westfleisch!

Wir brauchen die Regionalisierung für den Export.

Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner wirft den Bauern vor, dass sie angesichts der Probleme am Fleischmarkt nicht frühzeitig die Bestände reduziert haben. Hat sie Recht?

Sönnichsen: Diese Vorwürfe können wir schon allein angesichts des Produktionszyklus beim Schwein nicht nachvollziehen. Klar ist hingegen, dass die deutsche Fleischwirtschaft derzeit wegen der ASP ganz wichtige Märkte in Asien nicht bedienen kann. Die Politik muss deshalb so schnell wie möglich Vereinbarungen zur Regionalisierung treffen, damit die generelle China-Exportsperre aufgehoben wird.

Corona und ASP belasten den deutschen und europäischen Schweinemarkt. Wann können Ferkelerzeuger und Mäster wieder mit besseren Preisen rechnen?

Sönnichsen: Alle Branchenbeteiligten müssen dafür kämpfen, dass sich die Situation für die Ferkelerzeuger und Mäster schnell verbessert. Dazu gehören branchenweite Maßnahmen und Entscheidungen mit politischer Weitsicht. Ebenso müssen übrigens auch Themen wie ITW, Kastration oder Stallkonzepte, die aktuell leider weniger Beachtung finden, rasch geklärt beziehungsweise weiterentwickelt werden. Nur dann haben wir auch künftig in Deutschland eine planbare und verlässliche Fleischerzeugung.

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