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Solaranlagen auf dem Acker: Kein Selbstläufer

Lesezeit: 8 Minuten

Die Bundesregierung will den Ausbau der Photovoltaik auf dem Acker beschleunigen. Investoren sollten allerdings mit spitzem Bleistift kalkulieren.

Folgt nach dem Solarboom auf dem Dach der Solarboom auf dem Acker? Ausgeschlossen ist dieses Szenario nicht. Bis 2030 will die Ampelkoalition aus Grünen, SPD und FDP die Solarstromproduktion fast vervierfachen. Aus derzeit 59 Gigawatt Solarleistung (GW) sollen binnen weniger Jahre 215 GW werden. Die genauen Spielregeln stehen noch nicht fest, es zeichnet sich aber bereits ab: Die Regierung setzt neben neuen Aufdachanlagen auch auf ein massives Wachstum der Anlagen auf dem freien Feld – auch Freiflächenanlagen genannt.

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Ob die Koalition ihr Ziel erreicht, hängt von vielen Faktoren ab. Lesen Sie dazu auch die Beiträge auf den Seiten 24 bis 31. Eine Frage dürfte dabei spielen: Wie rentabel ist eine Investition in eine Freiflächenanlage?

Die Energieberater des Centralen Agrar-Rohstoff Marketing- und Energie-Netzwerkes, kurz C.A.R.M.E.N, aus Straubing sind dieser Frage für uns nachgegangen und haben die Deckungsbeiträge für zwei typische Beispiele aus der Praxis kalkuliert.

Die Anlagen: zwei Klassiker

Ins Rennen haben wir zwei unterschiedlich große Anlagen geschickt: eine mit 750 Kilowatt (kW) und eine größere mit fünf Megawatt (MW) Leistung.

  • Für Anlagen mit einer Leistung von bis zu 750 kW sprechen vor allem zwei Argumente: Zum einen ist eine Investition in diese Größenklasse noch überschaubar und somit für Landwirte interessant, die alleine investieren wollen. Zum anderen erhalten Sie für Anlagen mit maximal 750 kW noch eine gesetzlich festgelegte Vergütung, auch „anzulegender Wert“ genannt. Derzeit liegt dieser bei rund 5 ct/kWh.8

Zum Verständnis: Für Freiflächenanlagen mit 100 bis 750 kW Leistung gilt die „geförderte Direktvermarktung“. Dazu müssen Sie einen Direktvermarkter beauftragen, der Ihren Strom an der Strombörse verkauft. Der Erlös steht Ihnen zu, abzüglich eines Direktvermarktungsentgelts. Dessen Höhe hängt von mehreren Faktoren ab, z.B. von der Größe der Anlage. In der Regel beträgt der Abzug etwa 0,3 ct/kWh.

Ist Ihr Erlös niedriger als der anzulegende Wert, erhalten Sie eine Marktprämie vom Netzbetreiber. Diese gleicht die Differenz aus. Die Marktprämie legen die Netzbetreiber jeden Monat neu fest. Maßstab ist der durchschnittliche Marktpreis an der Börse.

Theoretisch können Sie sogar höhere Erlöse erzielen. Denn in Zeiten, in denen die Nachfrage an der Börse im Vergleich zum Angebot höher ausfällt, steigen die Preise. Weil das Gesetz aktuell keine Kürzungen vorsieht, dürfen Sie sich die Mehrerlöse gutschreiben, welche vom Direktvermarktungsunternehmen erzielt werden. Und angesichts der steigenden Kurse für Energie ist diese Annahme gar nicht so unwahrscheinlich. Für das Jahr 2021 betrug der Jahresmittelwert etwa 9,5 ct/kWh.

Sicherheitshalber haben wir dennoch in unseren Kalkulationen 5 ct/kWh angesetzt, die Ihnen laut Gesetz 20 Jahre lang zustehen, plus die restlichen Monate des Jahres, in dem Sie die Anlage an das Netz anschließen. In unseren Beispielen gehen wir davon aus, dass die Anlage am 1.7.2022 startklar ist. Sie würden somit 20,5 Jahre lang eine Vergütung erhalten. Wichtig: Zwar erhalten Sie eine fixe Vergütung für rund zwei Jahrzehnte. Je später Sie aber die Anlage in Betrieb nehmen, desto niedriger fällt diese aus. Denn der Wert sinkt mit der Zeit. Auf den Seiten der Bundesnetzagentur können Sie die jeweils aktuelle Vergütung abrufen (www.bundesnetzagentur.de).

  • 5 MW-Anlage: Größere Anlagen kosten schnell einige Millionen. Meistens investieren in diese Anlagentypen gleich mehrere Investoren oder Bürgerenergiegesellschaften. Anders als bei kleineren Anlagen mit einer Leistung von bis zu 750 kW erhalten Sie für diese Kraftwerke keinen gesetzlich geregelten anzulegenden Wert, sondern müssen an einer Ausschreibung teilnehmen. In diesen Verfahren wird ein Höchstwert von staatlicher Seite festgelegt. Aktuell liegt dieser bei 5,57 ct/kWh. Um einen Zuschlag zu bekommen, müssen Sie diesen Wert unterbieten und die Konkurrenz mit einem möglichst niedrigen Preis ausstechen. Bekommen Sie einen Zuschlag, erhalten Sie den von Ihnen gebotenen Wert für 20 Jahre (anzulegender Wert). Derzeit liegt der Wert ebenfalls bei rund 5 ct/kWh. Auch hier gilt: Möglicherweise erzielen Sie über den Verkauf an der Börse einen höheren Preis. Sicherheitshalber haben wir diesen in unseren Berechnungen aber außen vor gelassen.13

Investition: Je größer, desto günstiger

Für eine Anlage mit 750 kW müssen Sie rund 690 €/kW Leistung einplanen. Die reine Investition schlägt somit mit 516300 € zu Buche. Je größer die Anlage, desto geringer fallen die Kosten pro Kilowatt aus. Für eine 5 MW-Anlage können Sie von etwa 570 €/kW ausgehen bzw. von rund 2,9 Mio. € Gesamtinvest.

In diesen Gesamtkosten sind nicht nur die Ausgaben für die reine Anlage enthalten, sondern auch die für den Anschluss, die Baugenehmigung usw. In der Übersicht 1 haben wir für Sie die Kostenstruktur am Beispiel der 750 kW-Anlage aufgeschlüsselt. Mit 88% (455600 €) entfällt der Löwenanteil auf die Anlage selbst, etwa 12% bzw. rund 61000 € müssen Sie für den Netzanschluss, den Zaunbau, die Planung usw. einkalkulieren.

Kosten: Kleinvieh macht Mist

Freiflächenanlagen sind relativ betreuungsarm. Allerdings müssen Sie Ihr Kraftwerk warten lassen, versichern, Sie benötigen einen Steuerberater usw. Für eine 750 kW-Anlage belaufen sich diese Kosten auf ca. 8300 €/Jahr (Übersicht 2). Für eine 5 MW-Anlage sind es fast sechsmal so viel: 50000 €/Jahr.

Neben den Kapitalkosten können Ausgaben für die Flächenpacht hinzu kommen, falls die Anlage nicht auf eigenen Flächen errichtet wird. Für eine 750 kW-Anlage liegt der Flächenbedarf bei rund 0,75 ha (Flächenbedarf für 1 MW etwa 1 ha). Bei einem jährlichen Pachtpreis von 2000 €/ha kommen somit zusätzliche Ausgaben von 1500 € pro Jahr hinzu. In der nachfolgenden Berechnung wurde zunächst von einer Nutzung eigener Flächen ausgegangen und demensprechend auf einen Ansatz von Pachtkosten verzichtet.

Einnahmen: Der Standort entscheidet

Einmal installiert, erzeugen die Module schon bei leichter Dämmerung Strom, für den in unserem Beispiel 5 ct pro Kilowattstunde auf Ihr Konto fließen. Allerdings nimmt die Modulleistung im Laufe der Jahre ab. Im Schnitt verlieren die Anlagen pro Jahr etwa 0,5% ihrer Leistung, auf 20,5 Jahre hochgerechnet sind das rund 10%. Zudem scheint die Sonne nicht überall gleich stark. Für beide Anlagen haben wir daher unterschiedliche Standorte bzw. Erträge angenommen: einen mit mittlerer Sonneneinstrahlung (950 kWh), einen guten mit 1050 kWh und einen sehr guten mit 1150 kWh.

Wie stark die Sonnenernte das Ergebnis beeinflusst, wird an den Stromeinnahmen deutlich. Während sich an einem mittleren Standort die reinen Einnahmen aus der 750 kW-Anlage auf knapp 700000 € auf die gesamte Laufzeit addieren, sind es am guten Standort etwa 73000 € und am sehr guten rund 146000 € mehr.

Ergebnis: Keine Reichtümer

Wer das nötige „Kleingeld“ hat und es anstatt auf einem Konto in eine 750 kW-Anlage stecken möchte, wird auf mittleren bis guten Standorten keine Reichtümer anhäufen. Selbst an sehr guten Standorten fällt die Rendite mit 2,9% relativ gering aus. Hinzu kommt: In unseren Berechnungen haben wir keine Zinsen für das investierte Kapital angesetzt. Wer diesen Anlagentyp komplett fremdfinanziert, fährt sogar an mittleren bis guten Standorten ein Minus ein. Erst bei einer sehr guten Einstrahlung dreht sich das Minus leicht ins Plus (1815 €/Jahr). Deutlich besser fällt das Ergebnis für die 5 MW-Anlage aus. Wer auf Fremdmittel verzichtet, kann je nach Standort eine Rendite zwischen rund 2,58 bis 5,91% erreichen. Bei einer Fremdfinanzierung liegt diese an Gunststandorten immerhin bei 3,72%.

Die Berechnungen zeigen deutlich, die Investition in eine Freiflächenanlage muss gut überlegt sein. Wer an der ein en oder anderen Schraube dreht, kann allerdings sein Ergebnis deutlich verbessern. Den größten Hebel haben Sie mit den Investitionskosten pro Kilowatt Leistung in der Hand. Nur ein Beispiel: Für die 750 kW-Anlage haben wir Investitionskosten von 690 €/kW angesetzt. Wer mit 650 €/kW auskommt, spart 128000 € bzw. 6283 €/Jahr.

Kostentreiber ist auch der Netzanschluss. Je nach Entfernung des Netzanschlusspunktes fällt dieser höher oder niedriger aus. Wer kann, plant die Anlage möglichst an einem Ort nahe einer Mittelspannungsleitung und setzt sich frühzeitig mit dem Netzbetreiber in Verbindung. So lassen sich womöglich Tausende von Euros sparen.

Letztendlich hängt der Erfolg auch stark von der Vergütung ab. Das zeigt Übersicht 5. Würde diese um 1 ct höher ausfallen, steigt der Deckungsbeitrag von 479 €/Jahr in der Eigenkapitalvariante auf rund 8000 €/Jahr. Es bleibt somit spannend, welche Vergütung die neue Bundesregierung künftig für Freiflächenanlagen vorsieht.

Alternativen ausloten

Spannend kann es auch sein, seinen Strom nicht ins öffentliche Netz einzuspeisen und eine Vergütung zu kassieren, sondern stattdessen direkt an Verbraucher bzw. Unternehmen zu verkaufen. Hier lassen sich deutlich höhere Erlöse erzielen.

Dazu schließen Sie langfristige Stromabnahmeverträge mit Ihrem Kunden ab, sogenannte „PPA-Verträge“. Allerdings muss Ihr Stromabnehmer nicht nur den Preis zahlen, den Sie mit ihm vereinbaren, sondern auch Steuern usw. Daher lassen sich auch bei diesen Modellen keine unbegrenzt hohen Strompreise erzielen.

Ihr Kontakt zur Redaktion: diethard.rolink@topagrar.com

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