Bayerns Schweinemäster haben in sechs Jahren die Rohprotein- und Phosphorgehalte im Futter um 10% gesenkt – bei steigenden Leistungen der Tiere. Was steckt hinter der Erfolgsgeschichte?
Im Mittel der Schweinemast soll der Anteil der Schweine, deren Ration im Durchschnitt der Mastdauer weniger als 160 g Rohproteingehalt (RP) je kg Trockenfutter (TF) aufweist, um 20% gesteigert werden“, lautete die Vorgabe des „operativen Rahmenziels Schweinemast“, das das Bayerische Landwirtschaftsministerium 2017 herausgab.
16% weniger Ammoniak
Die bayerischen Schweinemäster erreichten dieses Ziel, und zwar mehr als deutlich. Lag der RP-Gehalt im mittleren Mastfutter im Juli 2015 noch bei 167 g, sank er bis April 2021 auf 151 g pro kg TF bei einem durchschnittlichen Trockenmassegehalt von 88%. Das entspricht einem Rückgang von 16 g RP pro kg Futter bzw. einer Minderung der Ammoniakemissionen in der bayerischen Schweinehaltung von 16%.
Die Daten beruhen auf den Rationsberechnungen aller Schweinemastberater des Landeskuratoriums für tierische Veredelung in Bayern (LKV), die rund zwei Drittel aller Mastschweine in Bayern kontrollieren. Die gerechneten Rationen betrafen rund 300000 Tiere pro Monat und mehr als 20 Mio. Tiere über die gesamte Dauer der sechsjährigen Auswertung.
Die Absenkung des RP-Gehaltes führte anders, als vielleicht zu erwarten war, nicht zu Einbußen der biologischen Leistungen. Im Gegenteil: Die Tageszunahmen der ausgewerteten Mastschweine stiegen von unter 800 g im Jahr 2015 auf über 830 g in diesem Jahr (siehe Übersicht 1). Im gleichen Zeitraum nahm auch der durchschnittliche Muskelfleischanteil von 59,2 auf 59,8% zu (siehe Übersicht 2).
Zugleich verbesserte sich die Futterverwertung von 2,82 auf 2,80 kg Futter/kg Zuwachs. Die Entwicklung der biologischen Leistungen zeigt: Die Absenkung der RP-Gehalte hat nicht zu einer Unterversorgung der Tiere geführt, sondern eine vorher vorhandene Überversorgung abgebaut.
Seit Juli 2016 flossen auch die Phosphorgehalte aller von den LKV-Ringberatern gerechneten Mastrationen in die zentrale Auswertung ein. Hier ergibt sich ein ähnlich positives Bild wie bei den RP-Gehalten. Die Werte sanken von 4,81 g/kg TF zu Beginn des Auswertungszeitraumes auf 4,28 g/kg TF in diesem Jahr (siehe Übersicht 3).Das entspricht einem Rückgang des Phosphorgehaltes von 0,53 g/kg TF bzw. von 11% in knapp fünf Jahren.
Gute Zusammenarbeit
Die gute Zusammenarbeit von angewandter Forschung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und der Verbundberatung aus staatlicher Beratung und LKV machten diese Erfolge erst möglich. So hat die LfL seit 2009 am Versuchszentrum Schwarzenau 21 Fütterungsversuche mit Mastschweinen durchgeführt. „Das Ergebnis war, dass eine N-/P-Absenkung im Rahmen der DLG-Vorgaben zur N-/P-Reduzierung keine Nachteile bringt“, erläutert Dr. Wolfgang Preißinger, der die Versuche in Schwarzenau betreut hat.
Die daraus abgeleiteten Fütterungsempfehlungen wurden dann über die Fachberater an den Landwirtschaftsämtern an die LKV-Ringberater weitergeleitet, die auf den Mastbetrieben die Futterrationen berechnen und die Leistungsdaten erheben. Über die EDV des LKV Bayern wurden die berechneten Rationen in anonymisierter Form monatlich an das Institut für Tierernährung der LfL weitergeleitet.
Dort bereiteten Mitarbeiter dann die Daten auf und meldeten die Ergebnisse an die Fachberater der Landwirtschaftsämter. Diese besprachen die Ergebnisse mit den LKV-Ringberatern und unterstützten sie bei der Umsetzung der Beratungsempfehlungen.
Schulungen Für Industrie und Tierärzte
Damit die Empfehlungen auch flächendeckend in der Praxis ankommen, band die LfL auch die Futtermittelindustrie und Tierärzte ein. „Wir führten Schulungen für beide Gruppen durch, damit möglichst alle, die mit den Landwirten in Kontakt stehen, an einem Strang ziehen“, erläutert Professor Stephan Schneider, der die Umsetzung des operativen Rahmenziels koordinierte.
Als weiteren Erfolgsfaktor sieht der Fütterungsexperte das Benchmarking, sprich den Vergleich zwischen den Betrieben: „Das ist nicht nur wichtig für das Controlling auf den Betrieben, sondern fördert auch die Motivation.“
Rückblickend waren für die Absenkung der N- und P-Gehalte u.a. folgende Maßnahmen ausschlaggebend:
systematische Futteruntersuchungen;
mehr Fütterungsphasen;
Mineralfutter mit hochwertiger Aminosäure- und Phytaseausstattung;
Anpassung der Futterkurven;
Vermeidung von Futterverlusten.
Ferkel und Sauen im Blick
Wegen der Verschärfungen der Dünge- und Umweltgesetzgebung dürfte der Druck, nährstoffreduziert zu füttern, hoch bleiben. „Wir werden deshalb die Versuchstätigkeit zur N-/P-angepassten Fütterung intensivieren und verstärkt Versuche mit Ferkeln und Sauen durchführen“, blickt Dr. Wolfgang Preißinger nach vorn.
Weiteres Einsparpotenzial sieht der Wissenschaftler bei der Verfügbarkeit und dem Einsatz von weiteren essenziellen Aminosäuren und bei der Weiterentwicklung von Phytasen.
klaus.dorsch@topagrar.com
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Bayerns Schweinemäster haben in sechs Jahren die Rohprotein- und Phosphorgehalte im Futter um 10% gesenkt – bei steigenden Leistungen der Tiere. Was steckt hinter der Erfolgsgeschichte?
Im Mittel der Schweinemast soll der Anteil der Schweine, deren Ration im Durchschnitt der Mastdauer weniger als 160 g Rohproteingehalt (RP) je kg Trockenfutter (TF) aufweist, um 20% gesteigert werden“, lautete die Vorgabe des „operativen Rahmenziels Schweinemast“, das das Bayerische Landwirtschaftsministerium 2017 herausgab.
16% weniger Ammoniak
Die bayerischen Schweinemäster erreichten dieses Ziel, und zwar mehr als deutlich. Lag der RP-Gehalt im mittleren Mastfutter im Juli 2015 noch bei 167 g, sank er bis April 2021 auf 151 g pro kg TF bei einem durchschnittlichen Trockenmassegehalt von 88%. Das entspricht einem Rückgang von 16 g RP pro kg Futter bzw. einer Minderung der Ammoniakemissionen in der bayerischen Schweinehaltung von 16%.
Die Daten beruhen auf den Rationsberechnungen aller Schweinemastberater des Landeskuratoriums für tierische Veredelung in Bayern (LKV), die rund zwei Drittel aller Mastschweine in Bayern kontrollieren. Die gerechneten Rationen betrafen rund 300000 Tiere pro Monat und mehr als 20 Mio. Tiere über die gesamte Dauer der sechsjährigen Auswertung.
Die Absenkung des RP-Gehaltes führte anders, als vielleicht zu erwarten war, nicht zu Einbußen der biologischen Leistungen. Im Gegenteil: Die Tageszunahmen der ausgewerteten Mastschweine stiegen von unter 800 g im Jahr 2015 auf über 830 g in diesem Jahr (siehe Übersicht 1). Im gleichen Zeitraum nahm auch der durchschnittliche Muskelfleischanteil von 59,2 auf 59,8% zu (siehe Übersicht 2).
Zugleich verbesserte sich die Futterverwertung von 2,82 auf 2,80 kg Futter/kg Zuwachs. Die Entwicklung der biologischen Leistungen zeigt: Die Absenkung der RP-Gehalte hat nicht zu einer Unterversorgung der Tiere geführt, sondern eine vorher vorhandene Überversorgung abgebaut.
Seit Juli 2016 flossen auch die Phosphorgehalte aller von den LKV-Ringberatern gerechneten Mastrationen in die zentrale Auswertung ein. Hier ergibt sich ein ähnlich positives Bild wie bei den RP-Gehalten. Die Werte sanken von 4,81 g/kg TF zu Beginn des Auswertungszeitraumes auf 4,28 g/kg TF in diesem Jahr (siehe Übersicht 3).Das entspricht einem Rückgang des Phosphorgehaltes von 0,53 g/kg TF bzw. von 11% in knapp fünf Jahren.
Gute Zusammenarbeit
Die gute Zusammenarbeit von angewandter Forschung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und der Verbundberatung aus staatlicher Beratung und LKV machten diese Erfolge erst möglich. So hat die LfL seit 2009 am Versuchszentrum Schwarzenau 21 Fütterungsversuche mit Mastschweinen durchgeführt. „Das Ergebnis war, dass eine N-/P-Absenkung im Rahmen der DLG-Vorgaben zur N-/P-Reduzierung keine Nachteile bringt“, erläutert Dr. Wolfgang Preißinger, der die Versuche in Schwarzenau betreut hat.
Die daraus abgeleiteten Fütterungsempfehlungen wurden dann über die Fachberater an den Landwirtschaftsämtern an die LKV-Ringberater weitergeleitet, die auf den Mastbetrieben die Futterrationen berechnen und die Leistungsdaten erheben. Über die EDV des LKV Bayern wurden die berechneten Rationen in anonymisierter Form monatlich an das Institut für Tierernährung der LfL weitergeleitet.
Dort bereiteten Mitarbeiter dann die Daten auf und meldeten die Ergebnisse an die Fachberater der Landwirtschaftsämter. Diese besprachen die Ergebnisse mit den LKV-Ringberatern und unterstützten sie bei der Umsetzung der Beratungsempfehlungen.
Schulungen Für Industrie und Tierärzte
Damit die Empfehlungen auch flächendeckend in der Praxis ankommen, band die LfL auch die Futtermittelindustrie und Tierärzte ein. „Wir führten Schulungen für beide Gruppen durch, damit möglichst alle, die mit den Landwirten in Kontakt stehen, an einem Strang ziehen“, erläutert Professor Stephan Schneider, der die Umsetzung des operativen Rahmenziels koordinierte.
Als weiteren Erfolgsfaktor sieht der Fütterungsexperte das Benchmarking, sprich den Vergleich zwischen den Betrieben: „Das ist nicht nur wichtig für das Controlling auf den Betrieben, sondern fördert auch die Motivation.“
Rückblickend waren für die Absenkung der N- und P-Gehalte u.a. folgende Maßnahmen ausschlaggebend:
systematische Futteruntersuchungen;
mehr Fütterungsphasen;
Mineralfutter mit hochwertiger Aminosäure- und Phytaseausstattung;
Anpassung der Futterkurven;
Vermeidung von Futterverlusten.
Ferkel und Sauen im Blick
Wegen der Verschärfungen der Dünge- und Umweltgesetzgebung dürfte der Druck, nährstoffreduziert zu füttern, hoch bleiben. „Wir werden deshalb die Versuchstätigkeit zur N-/P-angepassten Fütterung intensivieren und verstärkt Versuche mit Ferkeln und Sauen durchführen“, blickt Dr. Wolfgang Preißinger nach vorn.
Weiteres Einsparpotenzial sieht der Wissenschaftler bei der Verfügbarkeit und dem Einsatz von weiteren essenziellen Aminosäuren und bei der Weiterentwicklung von Phytasen.