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2000 Bäume am Albtrauf

Lesezeit: 4 Minuten

Selbst mit eigener Saftmarke deckt der Aufwand für das Streuobst den Erlös bei Familie Kuch nicht.


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Den einzigartigen Blick auf den Albtrauf und die Sulzburg bei Lenningen (Lkr. Esslingen) genießt Michael Kuch – anders als seine Gäste im Hofcafé – nur selten. Denn die 60 ha Streuobstwiesen mit rund 2000 Bäumen machen dem Milchviehbetrieb viel Arbeit: „Durch die Hanglage, die kleinen Parzellen und die engen Baumabstände von teils 6 bis 7 m ist der Zeitaufwand fürs Mähen doppelt so hoch als auf arrondierten Flächen in der Ebene.“


Dafür braucht er nicht nur einen Schlepper mit und einen ohne Kabine, sondern die komplette Grünlandtechnik in doppelter Ausführung. „Das ist ein deutlicher Wettbewerbsnachteil gegenüber den Berufskollegen.“ Durch die Aufwuchsmessungen, die im Rahmen des EIP-Projektes gemacht wurden, hat er den Minderertrag von 25% jetzt schwarz auf weiß.


250 Verpächter, 1600 Parzellen


Mit seinen rund 250 Verpächtern kommt der Junglandwirt gut zurecht. Ein Flächentausch, um größere Parzellen zu erhalten, ist allerdings die Ausnahme. Auch die Weidehaltung seiner Jungrinder dulden nicht alle Eigentümer. „Wenigstens hat sich die Antragsstellung für die 1600 Flurstücke vereinfacht“, sagt Kuch. Pacht zahlt er nur, wenn er die Fläche nicht nur mäht, sondern auch das Obst nutzen darf.


Als Gemischtbetrieb mit 85 Kühen, 105 ha Grünland und 47 ha Ackerbau muss Kuch eine breite Palette an Technik vorhalten. „Der Einsatz des Lohnunternehmers ist kaum möglich.“ Rund 95 % seiner Flächen stehen im Rahmen von FFH-, Landschaftsschutz-, Vogelschutz- oder Biosphärengebiet Schwäbische Alb unter Schutz. In der Regel holt er vier Schnitte von den Streuobstwiesen, fast nach jedem bringt er Gülle aus. Weil alle als extensives Grünland laufen, ist mineralische Düngung tabu.


Die Auflagen der neuen Düngeverordnung machen dem jungen Betriebsleiter Angst: „Wie sollen wir mit einem Schleppschlauchgestänge hier durchkommen“ Selbst wenn es, wie von der Landesregierung angekündigt, Ausnahmegenehmigungen für starke Hänge und dichte Baumbestände geben sollte, würde der Großteil seiner Fläche wohl nicht darunterfallen, befürchtet Kuch.


Saftmarkt gesättigt


Obwohl er seinen „Sulzburghof-Saft“ über die eigene Hofgastronomie gut vermarkten kann, steht der Erlös nicht immer im Verhältnis zum Aufwand: „Zur Erntezeit sind hier zwei Mann acht Wochen lang einen Tag in der Woche beschäftigt.“ Der Saftmarkt sei gesättigt und der Wettbewerbsdruck vom Ausland enorm. Die Förderung von 2,50 € pro Baum für die Bewirtschaftungserschwernis findet Familie Kuch zu wenig. Zumal es den Zuschuss nur ab einem Kronenansatz von 1,40 m gibt. „Für unsere Halbstämme erhalten wir kein Geld. Die Politik muss klar entscheiden, was sie möchte.“ 5 € pro Baum seien als Ausgleich für die Erschwernisse mindestens nötig, hat Michael Kuch kalkuliert. „Denn sonst ersetze ich abgehende Bäume irgendwann nicht mehr.“ In den letzten drei Jahren hat er etwa 100 Stück nachgepflanzt.


Weil die Erlöse für Bioobst doppelt so hoch sind wie für konventionelle Ware und die Bäume ohnehin nie gespritzt wurden, ist dieser Betriebsteil seit drei Jahren biozertifiziert. „Für kleine Betriebe lohnt sich das aufgrund der Zertifizierungskosten aber oft nicht“, sagt Vater Bernhard Kuch.


Wie geht es weiter?


Die wärmeren Temperaturen sind bereits eine Herausforderung für die wertvollen Streuobstbestände: „Das Gras brennt uns weg und die Bäume sind nicht mehr so vital, was bereits zu einem Befall mit der Gespinstmotte geführt hat.“ Da seien starre Vorgaben zum Erhalt bestimmter Arten nicht mehr zeitgemäß.


Michael Kuch könnte weitere Streuobstflächen hinzubekommen: „Vor allem bei einem Generationswechsel werden uns Flächen angeboten.“ Er zögert jedoch: „In der Milchvermarktung sehen wir aktuell mehr Potenzial.“ ▶

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