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22 Güllefässer im Verleih

Lesezeit: 6 Minuten

Landwirt Gerd Kuhstrebe hat sich mit der Vermietung von Maschinen ein interessantes Geschäftsfeld aufgebaut, von dem auch die Berufskollegen in seiner Umgebung profitieren.


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Wer 22 Güllefässer auf dem Hof stehen hat, ist entweder ein Großbetrieb mit umfangreicher Tierhaltung oder ein auf Gülleausbringung spezialisierter Lohnunternehmer. Landwirtschaftsmeister Gerd Kuhstrebe aus Westheim im Landkreis Kitzingen hat sich in den letzten Jahren auf den Verleih von Maschinen mit dem Schwerpunkt Güllefässer spezialisiert. Wie kommt man zu so einen ungewöhnlichen Betriebszweig?


Start mit Lohnarbeiten


1998 gründete Kuhstrebe ein Lohnunternehmen und baute sich einen Betriebszweig mit klassischen Lohnarbeiten auf. Anfangs wickelt er für einen befreundeten Lohnunternehmer Siloballen in Folie. 2004 übernahm er dann den elterlichen Ackerbaubetrieb mit Milchviehhaltung.


Weil damals der Biogasboom einsetzte, begann er mit dem Transport von Mais und Silage sowie dem Mähen von Gras. Daneben bot er die Einzelkornsaat von Mais und Rüben an. „Wir wollten schon immer eher Nischen besetzen und nicht mit den etablierten Lohnunternehmern in Konkurrenz treten, was nur zu sinkenden Preisen führt“, erläutert Kuhstrebe seine Strategie. Aus diesem Grund hatte er nie einen Häcksler oder Mähdrescher.


2005 fiel sein eigenes Güllefass aus. Weil er nirgends ein Ersatzfass leihen konnte, beschloss er, ein größeres Fass anzuschaffen und dieses zu verleihen. Es hatte 13 m3, was damals noch die Ausnahme war.


Damit nahm die Erfolgsgeschichte „Güllefässer verleihen“ ihren Anfang. Der Zuspruch war so groß, dass er 2008 das zweite Fass anschaffte. Im Laufe der Zeit wurde der Kundenkreis durch Mundpropaganda immer größer, so dass er heute neben weiteren Geräten für den Ackerbau 22 Güllefässer vermietet.


Die Kunden kommen aus bis zu 100 km Entfernung. Die Fässer verlassen im Frühjahr den Betrieb, werden von Kunde zu Kunde weitergereicht und kommen erst im Herbst zurück.


Der Landwirt gab 2010 das klassische Lohngeschäft auf und spezialisierte sich seitdem ganz auf den Verleih von Maschinen. „Es hat einfach nicht funktioniert, selbst mit Lohnarbeiten unterwegs zu sein und einen guten Service für die Maschinenleiher zu gewährleisten“, begründet Kuhstrebe diesen Schritt. Bei dem größer werdenden Maschinenpark sind immer wieder Reparaturen durchzuführen.


16 m3-Fass mit 15 m-Verteiler


Seit der Novellierung der Düngeverordnung vereinheitlichte Kuhstrebe den Maschinenpark. Standard ist ein 16 m3-Fass, das mit Exzenterschneckenpumpe und einem 15 m-breiten Schleppschuhverteiler ausgestattet ist. Dies hat den Vorteil, dass die Fässer die Grenze für das Gesamtgewicht für den Straßenverkehr nicht überschreiten. Alle Fässer sind auf 40 km/h zugelassen und werden regelmäßig vom TÜV überprüft. Die einheitliche Ausstattung erleichtert auch die Wartungs- und Reparaturarbeiten.


Warum Güllefässer?


Wie kommt es, dass gerade Güllefässer so rege nachgefragt werden? „Auf den Betrieben ist in der Regel ein entsprechend großer Schlepper vorhanden und das Fahren der Gülle ist v.a. im Frühjahr ein sensibler Bereich, den der Landwirt mit der Kenntnis über die Druckempfindlichkeit seiner Böden selbst erledigen will“, antwortet Kuhstrebe.


Für viele Kunden stelle sich nach dem erstmaligen Mieten eines großen Fasses ein Aha-Erlebnis ein, was die Effizienz der Ausbringung betrifft. Deshalb gibt es auch nicht den typischen Kunden. „Es sind sowohl größere Tierhalter und Biogasbetriebe, die sich zum Brechen der Arbeitsspitzen ein Fass mieten oder sogar mit zwei Fässern gleichzeitig arbeiten wollen, als auch Nebenerwerbsbetriebe dabei“, berichtet der Verleiher.


Jedes Güllefass bringt jährlich 6000 bis 8000 m3 aus und wird in der Regel nach vier Jahren getauscht.


Förderung über KULAP


Für die Gülleausbringung stellt Gerd Kuhstrebe seinen Kunden einen Nachweis der bodennahen Wirtschaftsdüngerausbringung aus, damit sie im bayerischen Kulturlandschafts-Programm (KULAP) die Maßnahme „emissionsarme Wirtschaftsdüngerausbringung“ (B 26) beantragen können, für das der Freistaat 1,35 €/m3 Prämie gewährt.


Die Arbeit teilen sich Gerd Kuhstrebe und seine Frau Liane so auf, dass er sich in der Werkstatt und beim Landwirt vor Ort um die Maschinen kümmert und sie im Büro und am Telefon die Einteilung der Maschinen erledigt.


Liane Kuhstrebe hat immer eine Übersichtsliste in Papierform dabei. So ist sie für die Mieter der Maschinen telefonisch oder per WhatsApp immer erreichbar, auch wenn sie z.B. mit den Kindern unterwegs ist. Ein Schlüssel für den Erfolg ist, dass beide gerne Umgang mit ihren Kunden haben.


Weil Kunden danach gefragt haben, vermietet das Ehepaar Kuhstrebe mittlerweile weitere Maschinen, z.B. einen Großschlepper mit einer 6 m breiten Scheibenegge zum Stoppelsturz oder mit Tiefgrubber bzw. Tiefenlockerer zum Brechen von Bodenverdichtungen. Betriebe mit hohem Grünlandanteil leihen sich gerne Ackergeräte wie die Drillkombi, weil sie diese nur für wenig Fläche brauchen. Andere mieten für bestimmte Arbeiten einen Schlepper mit automatischem Lenksystem.


Den größten Vorteil für seine Kunden sieht Kuhstrebe in den planbaren Kosten und in der geringeren Festkostenbelastung. Zugleich kann der Landwirt, der mietet, seine Arbeitskraft im Vergleich zur Komplettvergabe verwerten.


Worauf legen die Kunden, die Maschinen leihen, den größten Wert? Das Alter der Maschine sei zweitrangig, sagt Gerd Kuhstrebe. „Wichtig ist eine einwandfrei funktionierende Maschine und die Hilfestellung bei Problemen telefonisch oder vor Ort.“


Vor dem Ersteinsatz weist er den Landwirt in die Maschine ein und lässt dazu ein Protokoll unterzeichnen. Der Landwirt selbst braucht eine Erweiterung seiner Betriebshaftpflicht für eventuelle eigenverschuldete Schäden.


Die Abrechnung erfolgt je nach Maschinentyp unterschiedlich: bei den Güllefässern über Fasszähler, bei den Schleppern über Betriebsstunden, bei den Bodenbearbeitungsgeräten über Hektarzähler (Rüttelzähler) oder bei den Anhängerzügen über Tagessätze.


Gleicher Preis für alle


Über die Jahre hat sich ein Vertrauensverhältnis mit den Kunden entwickelt, wobei alle unabhängig vom Umfang den gleichen Preis erhalten. Für das Güllefass mit Schleppschuhverteiler liegt dieser beispielsweise bis zu einer Transportentfernung von 8 km bei 2,10 €/m3 netto. Alle 4 km mehr Entfernung erhöht sich der Zuschlag.


„Ich versuche, für beide Seiten faire Preise zu kalkulieren“, sagt Kuhstrebe. Die Werte sind einem ähnlichen Niveau wie die des Maschinenrings.


Ein neuer Bereich ist die Vermietung eines Separators, um Fest- und Flüssigphase von Gülle und Gärresten zu trennen. Milchviehbetriebe setzen den Feststoff gerne als Einstreu für die Liegeboxen der Kühe ein. Zudem vermietet und verkauft der Landwirt jetzt auch Minibagger bis 10t. Die Nachfrage ist groß, weil die Landwirte sie bedienen können und bei Bauarbeiten gerne einsetzen.


Gerd Kuhstrebes Faible für Technik hat dazu geführt, dass er mittlerweile auch Händler und Servicestützpunkt für diverse Maschinen und Firmen ist. Er vertreibt die Güllefass- und Verteiler-Fabrikate, die er auch selber nutzt bzw. verleiht.Frank Friedrich


klaus.dorsch@topagrar.com

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