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topplus Aus dem Heft

Ängste außer Kontrolle

Lesezeit: 4 Minuten

Der eine fürchtet sich vor Spinnen, der andere hat Angst, vor einer Gruppe zu sprechen. Ein Dritter sorgt und ängstigt sich ständig. Angststörungen machen sich oft körperlich bemerkbar. Die gute Nachricht: Häufig sind sie behandelbar.


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Konzerte besucht Miriam schon lange nicht mehr. Der Marktstand, den sie mittwochs und samstags auf dem Wochenmarkt betreibt, wird mehr und mehr zur Tortur. Warteschlangen beim Einkaufen und viele Kunden, die gleichzeitig in ihrem Hofladen sind, werden zunehmend ein Problem für sie. Menschenmengen und die Furcht davor, im Notfall nicht flüchten zu können, bereiten ihr regelmäßig panische Angst.


Dann rast plötzlich ihr Herz wie wild. Sie atmet schneller und kalter Schweiß rinnt ihr über den Rücken. Sie will nur weg aus der Situation. Eine normale Reaktion ist das nicht. Denn ihre Angst ist unangemessen und steht in keinem Verhältnis zur Situation. Mediziner wie Konrad Röhl, Oberarzt und Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, sprechen bei Reaktionen wie dieser von einer Agoraphobie, einer speziellen Form der Angststörung.


Angst ohne Gefahr


Ängste sind eigentlich völlig normal. So haben sie uns in der menschlichen Evolution das Überleben ermöglicht und auch heute noch hält uns Angst davon ab, zu hohe Risiken einzugehen. Die Furcht vor einem knurrenden Hund beispielsweise ist eine wichtige Schutzreaktion, die unsere Sinne und Aufmerksamkeit steigert.


Droht Gefahr, schüttet unser Körper in Millisekunden Hormone aus, die uns befähigen, schneller auf Gefahren zu reagieren und besser zu kämpfen, wenn es denn sein muss. Die Herzfrequenz und der Blutdruck steigen. Die Atmung wird schneller, die Muskeln spannen sich an, die Pupillen weiten sich und das Gehör ist gespitzt. Angstschweiß breitet sich aus, wir werden blass, weil die Haut schlechter durchblutet ist. In gefährlichen Schreckmomenten geht der Körper auf Alarmbereitschaft – und das ist gut so. „Bei einer Angststörung reagiert der Körper ähnlich, obwohl es dafür keinen objektiven Grund gibt“, erklärt Experte Konrad Röhl.


Wie es zur Störung kommt


Für Angststörungen machen Psychiater und Psychotherapeuten wie er verschiedene Faktoren verantwortlich.


  • Zum einen spielen begünstigende Umstände wie zum Beispiel eine erhöhte Angstbereitschaft eine Rolle. In 20 bis 40 % der Fälle ist diese angeboren. Eine übersteigerte Ängstlichkeit kann aber auch anerzogen bzw. erlernt sein.
  • Angststörungen haben oft einen Auslöser. Dazu zählen zum Beispiel traumatische Erlebnisse, körperliche Erkrankungen oder der Tod nahestehender Menschen. Auch Konflikte sowie akute und chronische Überlastungen können der Auslöser einer Angststörung sein.
  • Nicht zuletzt spielen Kriterien eine Rolle, die die Ängste aufrechterhalten.


Im Fallbeispiel von Miriam hat diese vor vielen Jahren ein Open-Air-Konzert besucht. Beim Verlassen des Geländes kommt es in unmittelbarer Nähe zu einer Schlägerei. Sie kann im Gedränge kaum ausweichen und bekommt Angst, mit hineingezogen zu werden.


Die schöne Musik und das Erlebnis mit ihren Freunden auf dem Konzert sind anschließend komplett mit Angstgefühlen besetzt. Die erworbene Furcht vor Menschenmengen und dem Gedränge hält sie fortan davon ab, derartige Orte aufzusuchen. Sie meidet diese und hält damit die Angst vor Massenansammlungen weiterhin aufrecht, verstärkt so sogar ihre Angststörung. Damit gerät sie in eine Art Angstkreislauf, der ihre Furcht noch beflügelt und sie gleichzeitig zum sozialen Rückzug bewegt.


Was uns schützt und hilft


Viele Ängste entwickeln sich bereits in der Kindheit und Jugend. Dabei lassen sich Angststörungen häufig schon früh beeinflussen und auch verhindern. Wer seine Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen lässt, ihnen etwas zutraut und Gefahren auch einmal aushält, stärkt damit ihre Selbstwahrnehmung und Widerstandsfähigkeit, findet Konrad Röhl.


Auch Sport spiele eine wichtige Rolle. Denn Kinder lernen dabei nicht nur ihren Körper kennen und wie sie achtsam mit ihm umgehen sollten. Sie erfahren gleichzeitig, wie sich schwierige Situationen überwinden lassen.


Oft werden Angststörungen erst sehr spät diagnostiziert. Dennoch lassen sie sich in der Regel gut behandeln. „Erfolg versprechend ist häufig bei allen Formen der Angststörung die kognitive Verhaltenstherapie“, informiert der Mediziner. Bei dieser wird systematisch die Selbstbeobachtung ausgebildet, die der Patient braucht, um den krank machenden Verhaltensweisen gegensteuern zu können.


Die Therapie hilft, eingefahrene Verhaltensmuster, Gedanken und Gefühle, die Ängste verursachen bzw. aufrechterhalten, zu erkennen. Mittels gezielter Übungen versucht man, das Verhalten zu verändern und Strategien zu entwickeln, um mit der Phobie besser leben zu können. G. Lütke Hockenbeck


anja.rose@topagrar.com

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