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Öl für den Traktor, Rapskuchen für die Schweine

Lesezeit: 4 Minuten

Seit dem Jahr 1996 nutzt der Betrieb Kister aus Bayern Rapsöl als Kraftstoff. Heute verbraucht der Landwirt 15000 l Pflanzenöl und nur noch 2500 l Diesel.


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Raps spielt im Betrieb von Michael Kister eine zentrale Rolle. „Von einem Hektar Raps gewinne ich 1200 l Kraftstoff für meine Traktoren“, berichtet der Landwirt aus dem bayerischen Markt Nordheim in Mittelfranken. Zudem fällt in der Ölmühle Rapskuchen an, den der Mäster an seine Schweine verfüttert. Und außerdem finden die Bienen in den Blüten viel Nektar zur Honigbereitung.


Gute Vorfrucht


Der Ackerbauer und Schweinemäster baut auf 150 ha neben Raps auch Futterweizen, Futtergerste und Ackerbohnen für die Schweinefütterung an. Hinzu kommen Zuckerrüben für die Zuckerfabrik in Ochsenfurt und Mais für eine Biogasanlage.


Der Rapsanteil in der Fruchtfolge beträgt 20 bis 30%. „In den tonigen Böden ist sein Vorfruchtwert enorm. Der Weizen als Folgefrucht ist gesünder und besser im Ertrag als nach Zuckerrüben oder Mais“, lautet seine Erfahrung. In Zukunft will er auch vermehrt Gerste nach Raps anbauen.


Öl von eigenem Raps


Kister verwendet den Raps überwiegend selbst. Das meiste daraus gewonnene Öl nutzt er als Kraftstoff in den Traktoren. Im Jahr setzt er 15000 l Rapsöl und ca. 2500 l Diesel ein. Den fossilen Kraftstoff tankt er vor allem bei kleinen Hoftraktoren, Zuckerrübenrodern und Mähdreschern.


Erfahrungen mit Rapsöl als Kraftstoff hat der Betrieb seit 1996, als sein Vater den ersten Pkw mit Rapsöl betankte. Der erste Traktor wurde 2001 umgerüstet. Dieses ist nötig, weil Rapsöl andere Fließ- und Zündeigenschaften als Diesel hat. Eine Fachwerkstatt passt das Niederdruck-Kraftstoffsystem, die Motorsteuerung und teilweise die Abgasnachbehandlung an.


Die Umrüstung beispielsweise bei einem Fendt 716 kostete ihn im Jahr 2006 rund 7500 €. Die nächste Anschaffung erfolgte im Jahr 2015. Das Land Bayern hatte damals das Förderprogramm „Rapstrak200“ aufgelegt, das Ende 2017 auslief. Es unterstützte Land- und Forstwirte bei der Anschaffung einer pflanzenöltauglichen Maschine oder der Umrüstung. Kister investierte in einen Fendt 828. Auch dieser Schlepper läuft seit 5500 Betriebsstunden problemlos. Zu den Anschaffungskosten von 180000 € kamen für die Umrüstung 8700 € dazu. Über das Programm „RapsTrak200“ erhielt er dafür 7000 € zurück.


Kraftstoff rechnete sich


Für ihn hat sich der Pflanzenölbetrieb nach knapp 20 Jahren sehr bewährt. Das wird am Beispiel des ersten umgerüsteten Schleppers deutlich: Nach 10500 Betriebsstunden hat er rund 150000 l Kraftstoff verbraucht. Bei einem Preisvorteil von ca. 20 ct/l von Rapsöl gegenüber Diesel im Durchschnitt der 14 Einsatzjahre hat er in der Zeit etwa 30000 € Kosten gespart. Davon abzuziehen sind die Umrüstkosten sowie 1200 € für zusätzliche Wartungstermine. „Der Eintrag von Rapsöl ins Motoröl war damals noch ein Thema, daher mussten wir das Öl alle 250 Betriebsstunden wechseln“, erklärt Kister.


Doch nicht nur der Preisvorteil ist ein Grund, warum der Landwirt auf Rapsöl setzt. Bei der Rapsverarbeitung in der Ölmühle fällt auch Rapskuchen an, der sich als Eiweißfuttermittel verwenden lässt. „Er ersetzt Soja-Importe aus Südamerika und ist gentechnikfrei“, nennt er die Vorteile.


Dreifacher Gewinn


Zudem steigt die regionale Wertschöpfung, weil drei Parteien von der Rapsverarbeitung profitieren:


  • der Rapsanbauer,
  • der Betreiber der Ölmühle,
  • Landwirt Kister, der Rapsöl und Presskuchen im Betrieb nutzt.


Kister setzt nicht nur seinen eigenen Raps ein. Er kauft im Jahr etwa 100 t zu, Tendenz steigend. „Wir pressen auch noch Kraftstoff für zwei andere Landwirte und stellen Futteröl für weitere Tierhalter her“, begründet er.


Den Raps lässt er im Lohn bei der Ölmühle „Weinmannshof“ pressen. Für Lohnlagerung und -pressung hat er einen speziellen Preis ausgehandelt. Üblich sind aber 6,50 €/t.


Das Pflanzenöl lagert in zwei Tanks mit je 10000 l getrennt nach Kraftstoff und Futteröl bei der Ölmühle Weinmann. „Diese Art der Lagerung schreibt der Zoll vor. Er war bei Bekanntwerden unserer geschäftlichen Aktivitäten mit eigener Kraftstofferzeugung nach DIN-Norm sofort mit einer Vorortkontrolle bei uns am Hof und hat ganz genau sehen wollen, wo und wie Futteröl und Kraftstoff gelagert und verkauft werden“, erläutert Landwirt Kister. In IBC-Containern (1000 l) holt er das Öl für den Betrieb ab.


Monatlich meldet er die verbrauchten Mengen an das Zollamt in Nürnberg. Das technische Rapsöl muss er mit 47 ct/l versteuern. Da der Rapsöleinsatz als Kraftstoff in der Land- und Forstwirtschaft jedoch steuerbegünstigt ist, bekommt er 45 c/l der eingesetzten Menge über die Gasölrückvergütung zurückerstattet.


Kister hofft, dass die Politik das Potenzial weiter anerkennt. Denn die beihilferechtliche Genehmigung der EU für die Steuerentlastung von Biodiesel und Pflanzenöl in der Landwirtschaft endet am 31. Dezember 2020. Auch der Deutsche Bauernverband setzt sich für eine Verlängerung ein. Noch ist die Lage ungewiss.

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