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Ampel warnt vor Ketose

Lesezeit: 4 Minuten

Den Milchbauern in Baden-Württemberg steht im LKV-Herdenmanager ein Frühwarnsystem für Ketosen zur Verfügung. Wie gut funktioniert die Ampel und was bringt sie den Bauern?


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Eine Ketose zu erkennen, ist für viele Milcherzeuger schwierig, da die Kühe meist nicht offensichtlich krank sind. Die Stoffwechselerkrankung tritt vor allem in den ersten Wochen nach der Kalbung aufgrund von Energiemangel auf. Die Kühe schmelzen Körperfett ein und belasten damit die Leber.


Eine akute Ketose in den ersten 120 Laktationstagen bewirkt Leistungseinbußen über die gesamte Laktation. Je früher man die Erkrankung erkennt, desto besser ist der Behandlungserfolg und umso geringer der Milchverlust.


Ampel ist treffsicherer


Bislang lieferten ein Milchleistungsabfall und der Anstieg des Fett-Eiweiß-Quotienten (FEQ) im LKV-Tagesbericht Hinweise auf eine Ketose. Ab einem FEQ > 1,4 gilt eine Kuh als ketoseverdächtig. In der Praxis ist dieser Parameter aber nicht immer treffsicher.


Seit drei Jahren bietet der Landesverband Baden-Württemberg für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht (LKV) Baden-Württemberg mit KetoMIR ein genaueres Werkzeug zur Ketoseerkennung über die Milchleistungskontrolle. Es berechnet für alle Kühe in den ersten 120 Laktationstagen das Ketose-Risiko. Dieses wird mithilfe eines einfachen Ampelsystems farbig gekennzeichnet:


  • Grünes Feld ist Klasse 1 und bedeutet geringes Ketose-Risiko;
  • gelbes Feld ist Klasse 2 und bedeutet mittleres Ketose-Risiko (subklinische Ketose);
  • rotes Feld ist Klasse 3 und bedeutet hohes Ketose-Risiko (klinische Ketose).


Im LKV-Herdenmanager erscheinen unter dem Menüpunkt „Stoffwechsel“ die KetoMIR-Ergebnisse nach jedem Probemelken. Das Programm ordnet alle Einzeltiere in den ersten 120 Laktationstagen einer Ketose-Risikoklasse zu. Dabei sollten Sie Kühe in der KetoMIR- Klasse 2 besonders aufmerksam beobachten. Denn das sind die Tiere mit einer vermuteten subklinischen Ketose.


Zusätzlich zeigt die Übersicht an, wie viel Prozent der Tiere sich in den einzelnen Risikoklassen befinden. Grundsätzlich sollten weniger als 5% der Kühe in Klasse 3 und weniger als 20% in Klasse 2 zu finden sein.


Jahresverlauf prüfen


Besonders wichtig ist der Jahresverlauf des Ketoseindex. Denn eine dauerhafte Überschreitung der Grenzwerte bedeutet tiefer greifende Probleme in der Herde. Hier sollte man dann mit einem Berater die Fütterung genauer unter die Lupe nehmen. Dies kann zum Beispiel die Fütterung der Altmelker oder der Trockensteher betreffen. Aufschlussreich kann auch ein Blick auf die Energiekonzentration des Grundfutters für die Frischmelker sein (siehe Reportage Seite 42).


In den KetoMIR-Wert fließen neben Rasse, Laktationswoche und Melkzeit zahlreiche Untersuchungsparameter der Milch (Fett, Eiweiß, Laktose, Aceton, Fettsäueren etc.) ein. Gewonnen werden die Daten über eine sogenannte Infrarotanalyse der Milch (MIR), die bei der herkömmlichen Untersuchung der LKV-Proben in den Labors durchgeführt wird.


Klaus Drössler, stellvertretender Geschäftsführer des LKV Baden-Württemberg, war maßgeblich an der Entwicklung des Indikators beteiligt und ist von seinem Nutzen überzeugt: „Das 3-Klassen-Modell ist ein großer Vorteil. Besonders bei den gelben Tieren, die sonst niemand entdeckt, kann man schleichenden Ketosen vorbeugen. Das sind die kritischen Kühe!“


Er warnt aber auch davor, das Modell zu absolut auf einzelne Tiere zu beziehen. KetoMIR sei zwar genauer als der FEQ. Trotzdem sollten die Ergebnisse bei Einzeltieren nur als Hinweis dienen, sich diese genauer anzusehen. Hier kann ein Bluttest dann weitere Ergebnisse liefern (siehe Kasten Seite 42).


Besonders Überschreitungen der Grenzwerte auf Herdenbasis sollten ernst genommen werden, das sei nur die Spitze des Eisbergs. „Wenn die ganze Herde in KetoMIR gelb und rot ist, müssen Fütterungsprobleme mit einer gezielten Beratung sofort angegangen werden“, so Drössler.


„Rote“ Kühe geben 1000 kg weniger Milch


Welche Auswirkungen die Ketose auf das Tier hat, zeigen die landesweiten LKV-Auswertungen. Bei Holsteins liegt der Anteil der Risikoklassen 2 und 3 bei über 40%. Braunvieh bewegt sich in einem ähnlichen Rahmen. Das Fleckvieh zeigt sich stoffwechselstabiler und hat einen Summenwert aus Klasse 2 und 3 von knapp über 20%.


Werden die 305-Tage-Leistungen der Rassen über die Laktationen herangezogen, wird deutlich, dass Ketose-erkrankungen einen großen Einfluss auf die Milchleistung haben. Die KetoMIR-Klasse 3 kostet über alle Rassen hinweg ca. 1000 kg Milch (siehe Übersicht 1).


Auch die KetoMIR-Klasse 2 drückt die Milchmenge. Besonders Fleckviehkühe in Klasse 2 reagierten mit deutlich verringerter Leistung.


Bei Tieren der KetoMIR-Klasse 2 wiegen allerdings die Sekundärerkrankungen aufgrund der subklinischen Ketosen wesentlich schwerer. So ist die Wahrscheinlichkeit, an Leberverfettung, Acidose oder Labmagenverlagerung zu erkranken, circa dreimal höher als bei Tieren der Klasse 1. Bei Kühen mit einer akuten Ketose steigt das Risiko für diese drei Folgeerkrankungen noch stärker (siehe Übersicht 2).


Felicitas Greil


klaus.dorsch@topagrar.com

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