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Auf den Lein gekommen

Lesezeit: 5 Minuten

Udo Held war auf der Suche nach einer Ölfrucht für seinen Biobetrieb. Weil Sonnenblumen in Oberfranken kaum gedeihen und Raps ökologisch schwer zu produzieren ist, wandte er sich einer selten gewordenen Kulturpflanze zu: dem Lein.


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Seit mittlerweile fünf Jahren baut Udo Held auf seinem Ackerbaubetrieb im oberfränkischen Wiesenfeld bei Coburg neben Dinkel, Hafer, Erbsen, Wicken und Hanf auch Lein – gerne auch Flachs genannt – an. Held zufolge war der Leinanbau in seiner Heimat früher stark verbreitet. Neben dem Öl wurden auch die Fasern genutzt – für textile Zwecke. „Als Biolandwirt probiert man gerne Nischenkulturen aus, die in konventionellen Betrieben eher unüblich sind“, ergänzt der 58-Jährige. Vor einigen Jahren war er auf der Suche nach einer Ölfrucht für seinen Betrieb. Für Sonnenblumen sei das Klima in Oberfranken nicht optimal und Raps biologisch zu erzeugen wegen der Schädlingsproblematik sehr schwierig. So kam er auf den Lein, dessen Öl reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren und sehr wertvoll für die menschliche Ernährung ist. Im ersten Jahr probierte Held den Leinanbau auf einem halben Hektar aus, seither hat er die Anbaufläche schrittweise auf sieben Hektar ausgeweitet.


Zeitige Saat


„Der Anbau ist mit Tücken verbunden“, weiß Udo Held. Mittlerweile sieht das Anbauregime so aus, dass er den Lein mit einer Saatstärke von 40 kg mit einer Standard-Getreidedrille um die Monatswende März/April auf einer Tiefe von 2 cm sät. Den Reihenabstand hat er auf 21 cm erweitert, um eine mechanische Unkrautbekämpfung mit Geräteträger und Hackmaschine durchführen zu können.


Da der Lein nur eine geringe Unkrautunterdrückung schafft, steht er als abtragende Frucht nach Getreide in der Fruchtfolge. Eine stickstoffreiche Vorfrucht wie Leguminosen würden nur den Unkrautbesatz fördern. Die Bodenbearbeitung erfolgt klassisch mit Herbstfurche und Saatbettbereitung mit Egge im Frühjahr. Dafür hinterlässt er wegen seiner intensiven Durchwurzelung einen guten Boden. „Der Lein kann getreidelastige Fruchtfolgen auflockern“, meint der erfahrene Biolandwirt dazu.


Die Hackmaschine mit 14 cm breiten Gänsefußscharen kommt nach dem Auflaufen der Pflanzen ein oder zwei Mal zum Einsatz. Im konventionellen Anbau sind die Herbizide Concert, Callisto und das Graminizid Fusilade max zugelassen. Was Düngung und Pflanzenschutz anbelangt, ist der Lein relativ anspruchslos und deshalb optimal für den ökologischen Anbau geeignet.


Bei der Sortenwahl ist zwischen Braunlein und Goldlein zu unterscheiden. Die Sorten sind alle schon sehr alt und werden aufgrund des geringen Anbauumfangs nicht züchterisch bearbeitet. Eine Besonderheit des Leins ist seine Blüte: Das prachtvolle Blau auf dem Feld sieht man nur zwei Tage und nur für wenige Stunden am Tag bei Sonnenschein – eine Augenweide für jeden Betrachter.


Herausfordernde Ernte


Die Herausforderungen des Leinanbaus fangen bei der Ernte an. Denn wenn die Kapseln reif sind, ist der Stängel noch grün. Ein Dreschen des stehenden Bestandes würde wegen der faserigen Stängel zu erheblichen Problemen am Mähdrescher führen. Held mäht den Lein deshalb mit einem Trommelmähwerk ab und beschleunigt so die Trocknung der Stängel. Auf das Trocknen des stehenden Bestandes zu warten, ist keine Alternative, da die Qualität der Leinsamen in der Kapsel leiden würden. Da nimmt der Oberfranke lieber die geschätzten 5 bis 10 % Verluste durch das Mähwerk in Kauf.


Nach einem bis zwei Tagen Trocknung auf dem Feld erfolgt der Drusch des Leins aus dem Schwad mit dem eigenen Mähdrescher. Hier sind scharfe Messer an Schneidwerk und Häcksler äußerst wichtig. Das Leinstroh verrottet nur sehr langsam und wird deshalb im Betrieb Held sauber untergepflügt. Die Feuchtigkeit des Korns ist ideal, wenn das Messgerät auf die Rapskalibrierung eingestellt ist und 8 % anzeigt.


Wird dies nicht am Feld erreicht, muss am Hof schonend am besten mit kalter Luft getrocknet werden. Mit einer normalen Heißluft-Trocknung und zu hohen Temperaturen sinkt die Keimfähigkeit der Samen und auch die Qualität des Öls verschlechtert sich rapide. Leinöl wird am besten immer frisch gepresst, da es sehr schnell oxidiert und nicht lange haltbar ist. Das Erntegut ist durch regelmäßige Belüftung gesund zu erhalten und maximal ein Jahr lagerfähig. Nach der Trocknung erfolgt eine aufwendige Reinigung. Dazu hat der Held seine Getreidereinigung mit einem 1,5-mm-Lang-lochobersieb und einem 2-mm-Rundlochuntersieb ausgestattet.


Erträge akzeptabel


Die Erträge bei Lein liegen Held zufolge zwischen 5 und 15 dt/ha. Der Preis für konventionellen Lein bewegt sich auf dem Niveau von Raps. Udo Held vermarktet seinen Lein direkt an eine Bioölmühle und kann hier einen deutlich besseren Preis erlösen. Dieser ist durch die aufwendige Aufbereitung auch notwendig, erklärt der Biobauer. Neueinsteigern rät er, erst die Vermarktung und die Sortenwahl abzuklären, bevor man mit dem Anbau startet. In der Familie Held ist Lein auf dem Feld und als Öl in der Küche nicht mehr wegzudenken. Frank Friedrich


andreas.holzhammer@topagrar.com

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