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Bauernopfer

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Die Gesellschaft überfordert die Landwirtschaft mit ihren Ansprüchen, findet Journalist Benjamin Wagener in einem Essay der Schwäbischen Zeitung vom 2. November 2019. Ein Auszug.


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Die Gesellschaft überfordert die Landwirtschaft mit ihren Ansprüchen, findet Journalist Benjamin Wagener in einem Essay der Schwäbischen Zeitung vom 2. November 2019. Ein Auszug.


Die Katjes-Werbung für vegane Schokolade zeigt in wenigen Sekunden, wie weit sich Bauern und Verbraucher voneinander entfernt haben: Auf der einen Seite die Landwirte, die sich angesichts dieser Bilder pauschal als Tierquäler verunglimpft fühlen. Und auf der anderen Seite die Kunden eines Nahrungsmittelunternehmens, die durch die Zurschaustellung von gnadenlos unterdrückten militärisch gedrillten, seelenlosen Melkmaschinen zum Kauf bewogen werden sollen.


Es ist ein Riss, der sich durch die Gesellschaft zieht, ein Riss, der die Erzeuger von den Verbrauchern der Lebensmittel trennt. Die Ansichten über die Landwirtschaft haben sich im Zuge der Urbanisierung immer weiter von den tatsächlichen Gegebenheiten entfernt. Für Städter ist das Leben auf dem Land eine geruchs- und keimfreie Idylle.


Die Realität sieht anders aus – und sie riecht in den seltensten Fällen nach Heu. Sie riecht nach Schweiß, nach Dreck, nach Gülle, nach Staub – und nach Blut. Menschen, die irgendwann in ihrem Leben schon eimal in sommerlicher Gluthitze Getreide in einem Silo verteilt, bei einer Schlachtung Blut gerührt oder die Kuhställe gemistet haben, erahnen, wie sich das Leben eines Landwirts anfühlen kann.


Dazu kommt eine zweite, die ökonomische Realität. Klassische Bauernhöfe, die als Familienbetriebe geführt werden, haben um ihr wirtschaftlichees Überleben zu kämpfen, sie werden aufgerieben zwischen dem Lebensmittelhandel einerseits, der – und das ist politisch gewollt – nach den Regeln des Weltmarkts funktioniert. Und den Forderungen von Verbrauchern, Politikern und Umweltschützern andererseits, die allesamt nach strengeren Regeln im Tier- und Landschaftsschutz schreien.


Die Forderung nach einer grundsätzlichen Agrarwende, die auf Massentierhaltung, Pflanzenschutz und Dünger verzichtet, lässt zudem die Frage offen, ob der Ökolandbau genauso viele Menschen ernähren könnte wie die industrielle Landwirtschaft.


Natürlich gibt es auch schwarze Schafe unter den Bauern. Skandale wie in Bad Grönenbach, wo Betriebe ihre Tiere schmachvoll verrecken ließen, dürfen niemals vorkommen.


Der Umbau der Landwirtschaft gelingt nicht gegen die Bauern, er gelingt nur mit ihnen. Eine Lösung könnte ein europäisches Subventionssystem sein, das artgerechte Tierhaltung und klimaschonenden Ackerbau honoriert – und nicht wie bisher nur die bewirtschaftete Fläche und die Betriebsgröße als Kriterium für die staatliche Förderung zugrunde legt. Denn allein werden die Bauern die Wende nicht finanzieren können.


Die fehlende gesellschaftliche Anerkennung werden Gelder aus Brüssel allerdings auch nicht aufwiegen können. An dieser Stelle sind nicht zuletzt die Verbraucher gefordert, die ihr Grillfleisch an der Kühltheke der Discounter kaufen und dabei strengere Tierschutzgesetze fordern. Wenn diese Kritiker ihre unrealistischen Vorstellungen von der Landwirtschaft der Realität anpassen, würden sie automatisch mehr Verständnis für die Landwirte und ihre Arbeit aufbringen.

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