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Biolegehennen aufziehen?

Lesezeit: 5 Minuten

Ein konventioneller Hähnchenmäster aus Unterfranken hat seinen Stall umgebaut und zieht jetzt Biolegehennen auf. Der Landwirt hat seine Entscheidung bisher nicht bereut.


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Welche Entwicklungsmöglichkeiten habe ich, wenn ich komplett auf „Bio“ umstelle“, fragte sich Johannes Klüber (33) aus dem unterfränkischen Mellrichstadt. Der Landwirtschaftsmeister bewirtschaftete einen konventionellen Ackerbaubetrieb mit 120 ha und mästete Hähnchen in einem Stall mit 32000 Plätzen.


Der Wunsch, umzustellen, resultierte nicht aus wirtschaftlicher Not. Denn die konventionelle Hähnchenmast in dem 2008 gebauten Stall sorgte in Kombination mit dem Ackerbau für ein ausreichendes Betriebseinkommen. Der Grund war vor allem die zunehmend kritischere gesellschaftliche Diskussion um die Tierhaltung. Vor diesem Hintergrund schien ihm ein Wachstum in der Hähnchenmast mit einem weiteren Stall nicht der richtige Weg zu sein.


Hinzu kam, dass Klübers Mutter Renate bereits Erfahrungen mit dem Bioackerbau gesammelt hatte. Seit 2011 bewirtschaftet sie 40 ha nach den Kriterien des Ökolandbaus.


Wo gibt es noch Potenzial?


Klüber überlegt zunächst, den Hähnchen- in einen Biolegehennenstall umzubauen. Doch weil er eine Sättigung des Marktes für Bioeier befürchtete, verwarf er diesen Gedanken wieder.


Bei der Umstellung auf die Biohähnchenmast hätte er zwar seinen Stall nicht umbauen müssen. Aber die großen Auslaufflächen von 4m2 je Tier schreckten ihn ab. Zudem schien ihm der Absatz für Biohähnchen nicht gesichert, nachdem er mit mehreren Schlachtbetrieben gesprochen hatte.


Naturland-Berater Werner Vogt-Kaute machte Johannes Klüber auf die Junghennenaufzucht aufmerksam. Wegen der wachsenden Zahl an Biolegehennenbetrieben besteht hier Bedarf an Aufzuchtplätzen. Der Landwirt nahm mit mehreren Geflügelvermehrungs-Unternehmen Kontakt auf. Die Wahl fiel auf die „ab ovo bio GmbH“ aus Westfalen, die familiengeführte Aufzuchtbetriebe in Nordbayern suchte.


Bevor er mit dem Umbau startete, hat sich Klüber viele Betriebe angesehen und durch Mitarbeit erste Erfahrungen im neuen Betriebszweig gesammelt.


Er erneuerte in seinem Hähnchenmaststall mit einem Grundriss von 90 m x 20 m alle Tränken- und Futterlinien, ebenso die Lüftung. Im Inneren des Stalles installierte er eine 4-reihige Volierenanlage der Firma Fienhage mit drei Ebenen.


1 Mio. € investiert


An den Längsseiten des Gebäudes baute er jeweils einen Kaltscharraum an. Hierzu musste er Ausläufe in die Außenwände aus Fertigbeton sägen. Zudem errichtete er eine Kothalle.


Ein Auslauf ins Freie war zum Zeitpunkt des Baus für Bioaufzuchtbetriebe noch nicht vorgeschrieben Das ändert sich aber im Zuge der Novellierung der EU-Ökoverordnung. Für Neubauten ist ein Auslauf von 1 m2 festgeschrieben. Für bestehende Ställe soll es eine Übergangsfrist von acht Jahren geben.


Klübers Stall ist dafür gerüstet. Denn der Geflügelhalter hat verschließbare Öffnungen in den Außenwänden seiner Kaltscharrräume vorgesehen.


Alles in allem schlugen die Umbaumaßnahmen mit knapp 1 Mio. € zu Buche. Ärgerlich war für den Betriebsleiter, noch einmal die komplette Genehmigung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) für den Umbau durchlaufen zu müssen.


Maximal 4800 Tiere pro Gruppe


Um den Vorgaben der Bioverbände zu entsprechen, musste der Stall für 39000 Junghennen unterteilt werden. Denn pro Gruppe dürfen maximal 4800 Tiere gehalten werden. Klüber hat das Gebäude in der Mitte durch eine Mauer geteilt. Auf der einen Seite sind sechs Gruppen, auf der anderen Seite vier Gruppen untergebracht. Die unterschiedliche Gruppengröße hat den Vorteil, dass er auf die Wünsche seiner Abnehmer bezüglich der Tierzahl besser eingehen kann. Die Entmistung des Stalles erfolgt über Kotbänder. Der Mist ist ein wertvoller Dünger für den Ackerbau des Biobetriebes.


Die Junghennenaufzucht läuft ähnlich integriert ab wie die Hähnchenmast. Die Tiere und das Futter liefert das Partnerunternehmen, an das sich Klübers vertraglich gebunden haben. Die „Entlohnung“ hängt vor allem von der geleisteten Arbeit und von der Qualität der Junghennen ab. Wichtige Kriterien dabei sind die Gleichmäßigkeit der Gruppe und die Befiederung der Tiere.


Während der Aufzuchtphase impft Klüber die Tiere etwa viermal über das Tränkewasser. In der zwölften Woche folgt auf Wunsch des Abnehmers eine Vierfachimpfung mit der Nadel. Diese Impfungen übernehmen jedoch Mitarbeiter des Partnerunternehmens.


Der Geflügelhalter setzt im Laufe der Aufzucht drei verschiedene Futterrationen ein. Zusätzlich bietet er den Tieren Picksteine und Luzerneballen an. Beides ist wichtig für die Darmgesundheit.


Landwirt lobt Betreuung


Johannes Klüber ist mit der Betreuung durch den Integrator bisher sehr zufrieden. Alle zwei Wochen kommt ein Mitarbeiter des Unternehmens und stimmt sich mit ihm über den Stand der Aufzucht ab. Auch die tierärztliche Betreuung der Herde deckt das Partnerunternehmen ab. Die Tierverluste liegen bislang unter 2%, was erfreulich ist.


Am Ende der Aufzuchtperiode wird der Stall innerhalb einer Woche geleert. Das Reinigen und Desinfizieren übernimmt ein Dienstleister.


Auch wenn die Bindung an das Zuchtunternehmen sehr eng ist, hat er als Landwirt noch viele Möglichkeiten, den Erfolg der fertigen Junghenne zu beeinflussen. Dies schlägt sich dann auch in der Entlohnung nieder.


Der Betriebszweig Junghennenaufzucht ist nach Klübers Erfahrung deutlich arbeitsintensiver als die vorherige Hähnchenmast. Sie bindet etwa 1 Ak in seinem Betrieb. Er schätzt nach dem ersten Durchgang die Stundenverwertung bei der Junghennenaufzucht ähnlich wie bei der Hähnchenmast ein.


Den Schritt von konventioneller Hähnchenmast zu Biojunghennenaufzucht haben Johannes und Renate Klüber bisher nicht bereut. Beide sind überzeugt, in einen zukunftsträchtigen Betriebszweig investiert zu haben.


Frank Friedrich


klaus.dorsch@topagrar.com

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