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Bisons aus Bayern

Lesezeit: 4 Minuten

Josef Wiesheu aus dem Landkreis Freising züchtet und vermarktet amerikanische Bisons.


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Wer sich im Freisinger Hinterland zufällig in den kleinen Ort Sickenhausen verirrt, staunt erst einmal nicht schlecht: Wie in einer Filmkulisse zeichnen sich links neben der Straße die mächtigen Umrisse amerikanischer Bisons gegen den Himmel ab. Wir befinden uns auf dem Anwesen von Josef Wiesheu (70), Deutschlands größtem Züchter dieser imposanten Urrinder.


Seine Herde umfasst 120 Bisons, die vor 100 Jahren als nahezu ausgerottet galten. „Eigentlich wollte ich gar nicht in die Landwirtschaft“, erzählt der gelernte Metzgermeister und Landwirt. „Ich hatte einen Super-Job in der Fleischindustrie. Aber dann habe ich doch beschlossen, den elterlichen Hof zu übernehmen.“


Wie aber sollte die Zukunft des Hofs mit seinem alten Stall und den 30 Milchkühen aussehen? Bei einer USA-Reise kam ihm die Idee, es mit Bisons zu probieren – Bisonfleisch war in Deutschland damals eine Rarität und wegen seines frisch-würzigen Geschmacks, dem geringen Fettanteil und seiner wertvollen Inhaltsstoffe unter Kennern sehr begehrt.


60 Kälber eingeflogen


1995 setzt er den Plan in die Tat um: In einer abenteuerlichen Aktion lässt Wiesheu seine ersten 60 Bisonkälber von Kanada über Paris nach Deutschland einfliegen. „Wer es schafft, eine Herde Bisons von Kanada nach Bayern zu importieren, findet auch einen Weg, sie zu halten und zu vermarkten“, sagt sich Wiesheu.


Aber: Einen Bisonbullen mit einem Stockmaß von bis zu 180 cm und einem Gewicht zwischen 600 und 900 kg kann man zum Schlachten nicht einfach am Strick in den Transporter führen, und ein normales Schlachthaus würde wahrscheinlich in kürzester Zeit in Trümmern liegen.


Wiesheu baut deshalb ein eigenes, modernes Schlachthaus auf seinem Hof. Dort schlachtet er die Tiere, die er zuvor per Weideschuss erlegt. Nach ausreichender Reifung verkauft er deren Fleisch im hofeigenen Laden. Für die Auslastung der Metzgerei sorgt zusätzlich eine 130-köpfige Mutterkuhherde der Rasse Blonde d’Aquitaine, die Schweine kauft er aus der Umgebung zu.


Robuster Fangstand


Für Bluttests, Impfungen und das Setzen von Ohrmarken braucht Wiesheu eine Fanganlage inklusive Drücktor (Crush Gate), Behandlungsstand (Squeeze Chute) und Kopffixierung. Auch die hat Wiesheu zum Teil aus den USA importiert. Kosten: ca. 31000 €.


„Bisons sind eigentlich sehr relaxte und neugierige Tiere“, erklärt Wiesheu, „die wollen nichts Böses. Aber es sind Fluchttiere. Wenn sie in Panik geraten, gibt es keinen Zaun, der sie aufhalten könnte.“ Und wenn die Tiere einmal ausbrechen? „Sie kennen den Futterwagen. Wenn ich mit dem vornweg fahre, trotten sie hinterher“, sagt Wiesheu. Außerdem steht sein Quad, mit dem er die Tiere treiben kann, immer bereit.


Die Wiesheu-Zucht ist heute international bekannt. Die Märkte allerdings unterscheiden sich sehr stark: In Deutschland und Europa verkauft Wiesheu seine Zuchtbisons für 5000 bis 8000 €. In den USA und Kanada liegen die Preise meist deutlich höher.


Große Nachfrage


Mit der Metzgerei und der Zucht könnte Josef Wiesheu deutlich mehr Tiere vermarkten – die Nachfrage ist in beiden Bereichen groß. Aber in Sickenhausen bekommt Wiesheu keine weiteren Flächen zu seinen derzeit 100 ha Weide- und Ackerland.


Seine bayerischen Bisons bekommen neben der Weide bestes, proteinreiches Heu und Grassilage, und dafür baut er sogar die kanadischen Varianten von Trespe, Rotschwingel und Wiesenlieschgras an. Nur die Schlachttiere füttert er zusätzlich mit hofeigenem Getreide.


Wiesheu schlachtet die Bisons im Alter zwischen 26 und 28 Monaten. Côte de Boeuf (Rippensteak) beispielsweise gibt es für etwa 25 € pro Kilo. Aber die Kunden fragen alle Teile vom Bison nach – inklusive Schädel und Leder.


Josef Wiesheu steht weltweit mit Züchtern und Wissenschaftlern im Austausch. Und sollte er irgendwann einmal in Rente gehen, steht sein Enkel Benedikt bereit, die „Bison World“ in die nächste Generation zu führen.


Christiane Kretzer

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