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Cabrio für den Hof

Lesezeit: 9 Minuten

Traktoren mit offener Plattform (Open Station) gelten häufig als Schönwettermaschinen. Bei der Bauhöhe und den Anschaffungskosten punkten sie aber. Wir haben den 5075E von John Deere sowohl bei Sonne als auch bei Regen ausgiebig getestet.


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Wer auf seinem Betrieb mit einem Traktor auskommt, für den ist eine Open-Station-Maschine sicherlich nicht die erste Wahl. Braucht es aber eine Zweit- oder Ergänzungsmaschine, kann ein Cabrio eine gute Alternative sein. Für die offene Plattform (Open Station) sprechen in erster Linie der niedrigere Anschaffungspreis im Vergleich zu einem Traktor mit Kabine und sicherlich auch die gute Rundumsicht.


Wir haben dem 5075E von John Deere deshalb für einen Plattformtraktor typische Aufgaben gestellt: füttern, Ställe ausmisten, Gras wenden und schwaden. Kurzeinsätze vor einer Federzinkenegge und einer leichten Sämaschine standen ebenfalls auf dem Plan.


Bequem und schnell


Den 5E produziert John Deere in Indien. Unser Testtraktor kommt größtenteils in gewohnter John-Deere-Qualität daher. Die Baureihe umfasst vier Modelle von 49 bis 75 PS. Der 5075E ist dabei die größte Maschine. Unter der Haube arbeitet ein Dreizylinder-Powertec-E-Motor mit 2,9 l Hubraum. Bei unserem Traktor kamen davon an der Zapfwelle maximal 48 kW/65 PS an. Die Motornennleistung beträgt laut Hersteller 55 kW/75PS. Das sind gut 12% Verlust für den einfachen Traktor. Bei der Abgasnachbehandlung kommen die 5E ohne AdBlue aus. Mit Dieselpartikelfilter, gekühlter Abgasrückführung und Ladeluftkühlung erfüllen sie alle Anforderungen der Abgasstufe V.


Gut gefallen hat uns der breite und bequeme Aufstieg. Es gibt links und rechts Haltegriffe für ein sicheres und schnelles Auf- und Absteigen. Wer den Traktor viel auf dem Hof einsetzt, wird das schätzen – auch wenn die erste Trittstufe etwas tiefer angebracht sein könnte. Zwar hat der 5E in der Mitte einen etwa 8 cm höher stehenden Getriebetunnel, durch die abgerundeten Kanten stolpert man hier in der Regel aber nicht. Der Gummibelag der Plattform bietet auch bei Nässe guten Halt.


Beinfreiheit und freie Sicht


Die Beinfreiheit ist meist ausreichend, der mechanisch gefederte Sitz sollte sich für große Fahrer aber noch weiter nach hinten schieben lassen – zumal hinter dem Sitz noch genügend Platz wäre. Einen Beifahrersitz gibt es nicht. Das Lenkrad lässt sich in der Neigung einstellen. Wir mussten es zum Ein- und Aussteigen aber nicht zurückklappen. Ein Lenkknauf hätte uns vor allem zum Rangieren auf dem Hof gut gefallen.Nach vorne ist die Sicht etwas eingeschränkt, was vor allem an der relativ breiten Motorhaube liegt. Gerade zu den Seiten und nach hinten ist die Sicht beim 5E aber super.


Mit einer Breite von knapp 2 m konnten wir den Traktor samt Futtermischwagen auch rückwärts problemlos in schmale Stichfuttergänge schieben. Wer vor allem in älteren Ställen mit niedrigen Decken unterwegs ist, der behält so immer den Überblick. Es gibt keine Scheiben, die beschlagen. Und wo wir gerade bei tiefen Decken sind: Mit einer Fahrzeughöhe von 2,25 m sollte man in vielen Gebäuden klarkommen. Wenn dies noch zu hoch ist, lässt sich zusätzlich der Überrollbügel herunterklappen. Dann muss man aber auch den Kopf einziehen!


Wenig Arbeit trotz Schaltung


Beim Antrieb setzt John Deere auf ein 12/12-Wendegetriebe mit drei Gruppen und vier synchronisierten Gängen. Lastschaltstufen gibt es nicht. Auf der Straße fährt der Traktor maximal 35 km/h schnell. Die Gruppen werden mit einem Hebel links vom Sitz geschaltet, die Gänge rechts. Auf dem Hof und bei Frontladerarbeiten sind wir meist in der Gruppe B gefahren. Mit den vier Gängen kommt man dann gut zurecht.


Leider ist die Schaltkulisse so aufgebaut, dass der Gruppenhebel in Gruppe B nach vorne in den Fußraum ragt. Das stört beim Auf- und Absteigen. Beim Ganghebel muss man aufpassen, nicht in die Parkposition zu schalten. Diese liegt in der Kulisse zu dicht bei den Gängen. Außerdem könnte das Schalten etwas weicher und einfacher gehen.


Auch die Kupplung muss man recht kräftig treten. Die Richtung lässt sich unter Last wechseln. Der Wendeschalthebel liegt dafür links am Lenkrad in einer angenehmen Position. Optional lässt sich die Wendeschaltung mit der Funktion PowrReverser in Form eines Drehpotis einstellen. Dabei ändert sich aber weniger die Aggressivität der Wendeschaltung, sondern eher die Dauer. Deshalb bringt die Funktion nicht besonders viel.


Runde Sache mit dem Lader


An unserem 5075E war ein H240- Frontlader von John Deere angebaut. Wir finden: Erst zusammen mit dem Lader ist der Traktor eine komplette Maschine für die täglichen Arbeiten auf dem Hof. Zum An- und Abkuppeln des Laders braucht es etwas Übung. Das System der R-Frontladerserie hätte uns hier wesentlich besser gefallen – auch wenn man die Schwinge bei einem Plattformtraktor wahrscheinlich nicht so häufig abbaut.


Die Sicht auf den Lader geht bei angebauter Schaufel oder Ballenzange in Ordnung. Bei der Palettengabel stört aber der breite Querholm die Sicht. Wichtig bei Ladearbeiten ist ein Heckgewicht. Ohne ein solches kann man es bereits bei einer 500 kg schweren Schaufel voll Silomais schaffen, den Traktor zu kippen. Die Hubhöhe von 3,35 m reichte im Test, um kleinere Muldenkipper oder einen Futtermischwagen ohne Probleme beladen zu können. Der Kreuzhebel für den Lader ist vorne rechts in einer angenehmen Position angebracht. Bei dem neuen Traktor war der Hebel noch etwas schwergängig.


Insgesamt bildet der Traktor zusammen mit dem Lader aber eine echte Einheit. Wir konnten beim Stallausmisten etwa genauso schnell arbeiten wie mit dem Hoflader. Beim Wendekreis muss der Hersteller noch nachbessern, denn die Frontladerkonsolen nehmen dem Traktor viel Wendigkeit. Ohne Konsolen gibt John Deere einen Wendekreis von circa 8,40 m an. Im Test haben wir 10,50 m links bzw. 10,20 m rechts gemessen. Das ist in dieser Größenklasse viel.


Für leichte Feldarbeit


Beim 5E setzt John Deere auf eine Zahnradpumpe mit einer Förderleistung von 43 l/min. Das hat im Test für alle Anforderungen gereicht. Maximal zwei doppeltwirkende Steuergeräte im Heck sind möglich. Unser Traktor hatte nur eines, was für manche Hofarbeiten wie zum Beispiel vor dem Siloblockschneider mit einem Hubmast zu wenig ist. Eine Permanentbedienung für die Steuergeräte hätten wir uns auch noch gewünscht, ebenso eine Durchflussmengenbegrenzung. Außerdem sollte der Hersteller die Abdeckkappen der Kupplungen im Heck überarbeiten. Mit den draufgeschobenen Kappen passen viele Hydraulikstecker nicht mehr in die Muffe. Wir mussten die Kappen deshalb demontieren. Der Nachteil: Dann sind die Anschlüsse auch nicht mehr mit dem Leckölbehälter verbunden. Unnötige Ölflecken auf dem Hof bleiben dann unvermeidbar. Auch den Hebel für das Steuergerät sollte der Hersteller nachbessern. Wir fanden diesen zu lang. Und die mechanische Sperre per Feder ist zu umständlich. Da war das alte System der 6010er-Baureihe wesentlich eleganter.


Wir haben unseren 5075E neben Hofarbeiten auch auf dem Grünland und bei der Saatbettvorbereitung sowie der Saat eingesetzt. Die Reifen der Größe 420/85 R30 hinten sowie 320/85 R24 vorne sind hier sicherlich nicht die bodenschonendste Variante. Allerdings müssen sie auch nur ein Gewicht von 3100 kg (ohne Frontlader) tragen. Heuwenden und Schwaden kann das Cabrio ohne Probleme übernehmen, zumal es dabei in der Regel trocken ist.


Für längere Straßenfahrten zu den Flächen sollte man sich aber dennoch eine Jacke mitnehmen. Der Fahrtwind bei 35 km/h ist nicht zu unterschätzen. Ebenfalls nicht zu unterschätzen ist hierbei die Geräuschkulisse. Unter Volllast dröhnen 86 dB(A) auf die Ohren. Hier muss man schon einen Gehörschutz tragen. Bei leichteren Arbeiten ist das aber weniger störend. ▶


Über einen mechanischen Zugschalter hinter dem Fahrersitz wechselt man zwischen der 540er- oder der 540er-Eco-Zapfwelle. Mithilfe eines Dreh-Drückschalters auf der rechten Konsole schaltet man die Zapfwelle komfortabel elektrisch ein. Einen Drehzahlspeicher sucht man beim 5E hingegen vergebens. Die leichtgängige Schiebekulisse des Handgases geht in Ordnung, ein Anschlag oder eine konkrete Einstellskala würde dem Ganzen aber guttun.


Der Heckkraftheber verfügt über eine mechanischen Hubwerksregelung. Im Feld haben wir gerne mit dem elektronischen Schnellaushub gearbeitet. Negativ aufgefallen sind uns vor allem die externe Bedienung des Heckkrafthebers sowie die Unterlenker ohne Schnellkupplungen. Will man ein Anbaugerät kuppeln, geht das fast nur zu zweit. Zudem hebt und senkt man den Kraftheber über die externe Bedienung in zu großen Schritten ab. Das kann unter Umständen gefährlich werden! Zumindest bei den Unterlenkern hat John Deere laut eigener Aussage bereits nachgebessert: Fanghaken gehören mittlerweile zur Serienausstattung.


Die Seitenstabilisatoren mit Steckkulisse reichen in dieser Traktorenklasse aus und sind einfach einzustellen. Bei der Hubkraft darf man beim 5E nicht zu viel erwarten. Maximal 2,6 t sind sicherlich für viele Grünlandgeräte genug, zum Ackern mit dem Pflug oder Grubber würden wir aber einen ausgewachsenen Traktor bevorzugen. Ebenfalls nachlegen muss der 5E beim Hubweg. 50 cm sind hier zu wenig, gerade wenn man mit dem Schwader im Gras unterwegs ist und am Vorgewende über die Schwaden fahren will.


Bei Regen besser auf dem Hof


Vor dem 5 m³ großen Futtermischwagen hat der 5E rund 6,4 l Diesel in der Stunde gebraucht. Für lange Tage auf dem Feld ist der Tank unseres Testtraktors mit seinen 86 l aber nicht ausgelegt. Auch nicht ausgelegt ist die Maschine für Fahrten bei Regen. Hier sollte der Traktor besser im Stall oder auf dem Hof unterwegs sein, vor allem auch weil durch die fehlenden Kotflügel vorne dem Fahrer sonst Regenwasser ins Gesicht spritzt. Diese können optional montiert werden und sind zu empfehlen.


Insgesamt haben wir gerne mit dem 5075E gearbeitet. Sein Hauptaufgabenfeld ist sicherlich auf vielen Betrieben die Hof- und Stallarbeit. Hier ist der Traktor samt Lader zu Hause. Für leichte Arbeiten wie auf dem Grünland ist er aber auch eine gute Ergänzung zum größeren Allrounder. Vor allem der Preis kann die einfache Maschine für so manchen Betrieb interessant machen. In der getesteten Ausstattung kostet der 5075E inklusive Frontlader laut Liste 49890 € exklusive Mehrwertsteuer.


Andreas Huesmann


andreas.holzhammer@topagrar.com

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