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das Aktuelle Interview - „Das ist ein Strukturbruch“

Lesezeit: 3 Minuten

Sie befürchten das Ende der Schweinehaltung in Baden-Württemberg. Wie schlimm ist die Lage?


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Wichert: Die seit Jahren schlechte Erlössituation hat sich in den letzten Monaten zugespitzt. Zurzeit bekommen Sauenhalter nur 35 € fürs Ferkel und Mastschweine erlösen nur 1,25 € pro kg Schlachtgewicht. Um ihre Kosten zu decken, bräuchten die Sauenhalter aber 60 € und die Mäster 1,80 €. Das zwingt die Betriebe massenhaft zur Aufgabe. Die Zahl der Schweinehalter in Baden-Württemberg ging in den letzten vier Jahren um 21 % zurück, die der Ferkelerzeuger sogar um 33 %. Im November 2015 wurden nur noch 1,8 Mio. Schweine gezählt. Das sind 100 000 weniger als 2015, und 500 000 weniger als im Jahr 2000. Das ist kein Strukturwandel mehr, das ist ein Strukturbruch.


Was sind die Gründe?


Wichert: Das Einkommen von bäuerlichen Familienbetrieben mit 200 oder 300 Sauen, die politisch erwünscht sind, reicht nicht mehr aus, um eine Familie zu ernähren. Und das bedeutet, man muss in Größenordnungen von 500 und mehr Muttersauen gehen. Doch für Baumaßnahmen in größere Ställe bekommt man kaum noch Genehmigungen, weil Politik und Gesellschaft das nicht wollen. Das kürzlich in Baden-Württemberg eingeführte Verbandsklagerecht wird solche Projekte noch erschweren. Zudem gibt es bei uns tolle Arbeitsmöglichkeiten außerhalb der Landwirtschaft. Bevor Ferkelerzeuger mit 250 Sauen weiter aufstocken, denken sie über einen Ausstieg nach. Schließlich zermürben die ständigen Diskussionen um die Tierhaltung die Schweinehalter. Sie werden als Personen dargestellt, die mit den Tieren nicht gut umgehen. Und sie bekommen das Gefühl vermittelt, sie sind in dieser Gesellschaft nicht erwünscht.


Ist die Umstellung auf Öko die Lösung?


Wichert: Viele konventionelle Schweinehalter denken aktuell darüber nach, weil Bio-Schweinefleisch mit 3,75 € pro kg SG zurzeit das Dreifache erlöst. Einfach ist die Antwort nicht. Denn man muss nicht nur die Schweinehaltung umstellen, sondern den Gesamtbetrieb. Und die Kaufbereitschaft der Verbraucher ist begrenzt. Laut Studien nehmen diese allenfalls einen Preiszuwachs von 30 % hin. Wenn die Zahl der Bio-Schweinehalter kräftig steigt – da reichen in Baden-Württemberg 30 bis 40 Betriebe – wären die 3,75 € wohl nicht mehr zu halten. Diesen Preis brauchen Öko-Schweinehalter aber, weil sie viel höhere Kosten haben.


Lässt sich die Schweinehaltung in Baden-Württemberg noch retten?


Wichert: Als Schweinehalter bin ich Optimist. Wir brauchen aber ein besseres Zusammenspiel in der Kette, damit für jedes Glied noch Wertschöpfung bleibt. Nur dann bleibt der Rohstoff im Land und Schlachthöfe und Lebensmittelhandel, die immer mehr auf regionale Produkte setzen, können diese weiter anbieten. An die Verbraucher appelliere ich, regionales Fleisch an der Theke nachzufragen. Diese Botschaft kommt sehr schnell bei den Konzernspitzen an. Wenn man dann noch entwicklungswilligen Betrieben keine Steine in den Weg legt, wird eine gute Breite an Betrieben übrig bleiben.-do-

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