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Das sagt der Bienenexperte…

Lesezeit: 4 Minuten

Wie wichtig ist der Raps als Trachtpflanze für Honigbienen?


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Dr. Klaus Wallner: Die Bedeutung als Trachtpflanze für Honigbienen war schon immer groß und sie ist es auch heute noch. Heutige Rapssorten blühen aber etwas kürzer und auch früher als diejenigen, die noch vor 20 Jahren verwendet wurden. Dadurch fallen Raps- und Löwenzahnblüte heutzutage zusammen, und man hat nach der Rapsblüte eine Versorgungslücke für die Bienen. In früheren Zeiten hatte Rapshonig einen sehr strengen Geschmack. Seitdem glucosinolatarme Sorten angebaut werden, ist Rapshonig aber eine ausgesprochen begehrte und schmackhafte Spezialität geworden.


Gibt es Wildbienenarten, die in besonderer Weise auf Raps angewiesen sind?


Wallner: Die meisten Wildbienenarten erscheinen erst nach der Rapsblüte. Mauerbienen sind schon während der Blüte da, befliegen den Raps aber ungern. Einige Hummelarten befliegen Rapsbestände. Für diese könnte eine Spritzung in die Blüte kritisch werden. Denn wenn einzelne Hummelköniginnen getötet werden, können diese natürlich keine neue Population gründen. Problematisch für einige Arten könnten bei einer Insektizidspritzung unter Umständen auch abblühende Unkräuter im Feld oder die Ackerrandvegetation werden. Bei der Bewertung der Wirkung von Insektizidmaßnahmen auf Wildbienen gibt es aber noch erhebliche Wissenslücken, die nach und nach geschlossen werden sollen.


Wie kann der Landwirt mit „normaler“ Spritztechnik bienenschonend arbeiten?


Wallner: Der alleinige Einsatz von Fungiziden ist für Bienen unkritisch. Der Landwirt sollte natürlich die Auflagen einhalten, damit Grenzwerte im Honig nicht überschritten werden. Beim Einsatz von Insektiziden sieht das unter Umständen anders aus.


Gerade Tankmischungen, insbesondere von Insektiziden mit Triazolen, haben manchmal negative Effekte. So kann es beim Einsatz von einem Insektizid und einem Fungizid, die beide einzeln als B4 und damit als bienenungefährlich eingestuft sind, durchaus zu unerwünschten Effekten auf Bienen kommen. Die „Kernarbeitszeit“ von Honigbienen ist übrigens von etwa 9 bis 19Uhr. Denn danach stellt der Raps Pollen- und Nektarproduktion ein. Grundsätzlich wäre es daher sinnvoll, Spritzungen in der Rapsblüte nur nach 19Uhr vorzunehmen, unabhängig davon, welche B-Einstufung ein Pflanzenschutzmittel hat. Günstig ist außerdem ein eher kühler bewölkter Tag. Denn dann kann keine Biene direkt getroffen werden.


Der Grenzwert des am häufigsten während der Rapsblüte eingesetzten insektiziden Wirkstoffs Thiacloprid (im Produkt Biscaya) von 200µg/kg Honig wird im Übrigen nur selten überschritten. Für Berufsimker kann eine Überschreitung des gesetzlichen Grenzwerts allerdings existenzgefährdend sein. Dies ist auch deswegen so, weil sie oft Handelsketten beliefern, die selbstständig niedrigere Grenzwerte vorschreiben.


Sind Dropleg-Düsen aus Sicht des Bienenschützers eine befriedigende Lösung?


Wallner: Dropleg-Düsen beruhen auf einer Idee von mir, mit der ich an die Firma Lechler herangetreten bin. Ich sehe diese Technik als Win-win-Situation. Der Landwirt kann Raps ökonomisch anbauen, und auch die Interessen der Imker und Naturschützer bleiben gewahrt. Möglicherweise wird man in absehbarer Zukunft überhaupt nur noch mit dieser Technik in die Rapsblüte spritzen dürfen.


Ganz klar will ich an dieser Stelle aber sagen: Die schlechteste Lösung wäre, wenn Landwirte sich infolge teilweise unsinniger Bestimmungen im Pflanzenschutz gezwungen sähen, überhaupt keinen Raps mehr anzubauen. Das wäre auch für die Imker ein Gau.


Ein Beispiel für eine grundsätzlich falsche Entscheidung ist das Verbot der insektiziden Beizen im Winterraps. Denn zur Zeit der Rapsaussaat sind gar keine Bienen im Rapsfeld, die geschädigt werden könnten, und das Pflanzenschutzmittel ist genau da, wo es hingehört. Stattdessen werden nun großflächig Pyrethroide ausgebracht, die auf die zu bekämpfenden Schädlinge schlechter wirken, dafür aber umso negativer auf die Umwelt.


Das Interview führte Dr. Sebastian Messerschmid

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