Ein falsch positioniertes Nackenrohr, zu wenige Tränken oder Stolperfallen: Fast in jedem Stall findet man Schwachstellen in den Haltungsbedingungen. Auf diese Details sollten Sie besonders achten!
1. Muldenbildung
Durch das Abliegen und Aufstehen der Kühe entstehen Mulden (1). Das schränkt die nutzbare Liegefläche ein und führt zu einer Abnahme der Liegezeit. Liegeflächen daher täglich einebnen, Kot wegputzen und aus dem Kopfkasten nachstreuen.
Die Boxen müssen hinten bis an die Kotkante eben vollgefüllt sein! Daher regelmäßig, d.h., einmal wöchentlich, frisch einstreuen. Dafür eignet sich eine Kalkstrohmischung im Verhältnis 1:1:1 (Stroh:Kalk:Wasser), die Kühe sollten jedoch immer auf einer trockenen Strohschicht liegen. Für eine Basis-Matratze muss die Mischung deutlich kalkhaltiger und feuchter sein (Verhältnis 1:3–5:1–2. Diese Mischung mit der Rüttelplatte festklopfen und mit trockenem Stroh bedecken.
2. Boxentiefe und Kotkante
Die Liegebox muss mindestens 20 cm tief sein, sonst hält keine Matratze. Andererseits verunsichern hohe Kotschwellen über 20 cm die Kühe, wenn sie rückwärts heruntersteigen müssen. Daher am besten innen nichts aufbetonieren, so kann hinten die Kotkante in 20 cm Höhe ausgeführt werden. Um die Höhe anpassen zu können, empfiehlt sich eine zweiteilige Kotschwelle: unten 10 cm Beton, oben 10 cm ein abgerundetes Kantholz daraufsetzen.
Findet man Kothaufen in den Liegeboxen hinten mittig, koten Kühe im Stehen in der Box. Das passiert, wenn die Kühe die Box nach dem Aufstehen nicht sofort verlassen bzw. nach Betreten der Box sich nicht sofort ablegen. Grund dafür könnte eine zu hohe Kotstufe sein.
Liegen die Kothaufen seitlich, koten die Kühe im Liegen, d.h., die Kuh steht nicht auf (2). Das kann mehrere Gründe haben: Die Kuh hat Angst, später keinen Liegeplatz mehr zu finden (Überbelegung?). Oder sie hat Angst, nach hinten zu treten (Kotkante zu hoch) oder sich beim Aufstehen wehzutun (Nackenrohr zu niedrig)?
3. Nackenrohr
Die Kühe dürfen erst beim vollständigen Betreten der Liegebox das Nackenrohr berühren. Das bedeutet, sie müssen mit vier Füßen in der Liegebox stehen können und den Kopf unter dem Nackenrohr haben! Ist das Nackenrohr zu tief (3a) oder zu weit in Richtung Laufgang montiert, stehen die Kühe nur mit zwei Beinen oder liegen nur zur Hälfte in der Liegebox (3b). Bei der Nackenrohr-Positionierung gelten drei Zielwerte (siehe Übersicht)!
Im Kopfraum braucht es totale Kopffreiheit – keine Rohre, Bänder und Stützen (3c)! Wird die Liegebox vorne mit einem Durchlaufschutz begrenzt, legen sich Kühe oft schräg hinein. Zudem die Liegeboxenbreite tatsächlich innen messen: Bei einer Standard-125er-Boxenbreite stehen der Kuh nur knapp über 120 cm Innenbreite zur Verfügung. Die Bodenfreiheit freitragender Trennbügel sollte min. 60 cm betragen!
4. Bugschwelle
Kühe liegen gerne bergauf! Um 2% Gefälle in der Box zu erreichen, muss die Bugschwelle 8 bis 10 cm höher als die fertige Liegefläche sein (4a). Diese Höhe ermöglicht noch das problemlose Ausstrecken der Vorderfüße (4b). Am besten geeignet sind abgerundete, glatte Rundhölzer oder Kunststoffrohre mit entsprechendem Durchmesser (z.B. KG 2000; 4c). Den Kopfkasten evtl. zur Hälfte ausbetonieren, das erleichtert das Nachstreuen. Neben Vorderbeinstreckungen sollten als Liegeposition Brustlagen, Hinterbeinstreckungen und Schlafpositionen gefunden werden. Die Schlafposition zeigt, dass die Tiere den Kopf in der Box zurücklegen können.
5. Laufverhalten
Eine tiefe Kopfhaltung bedeutet einen unsicheren Gang (Klauenprobleme) oder ist Hinweis auf Stolperfallen wie Kanten oder Schwellen. Die Kuh muss sich beim Gehen den Boden ansehen.
Tränken und Viehputzbürsten werden oft an Übergängen installiert (5). Dadurch entstehen Engstellen, die den Kuhverkehr stören und für Stress in der Herde sorgen. Auf genügend breite Quergänge achten (mind. 2,50 m) und pro Element zusätzlich Platz einplanen. Betriebe mit einem Laufhof sollten die Kuhbürste dort installieren, weil der anfallende Staub die Kühe weniger belastet. Zudem wird die Attraktivität des Laufhofes gesteigert.
Beurteilen Sie wenigstens 20 Kühe bzw. 20% der Herde auf Verschmutzungen:
Schwanzquaste und Kreuz: Ein verdreckter Schwanz zeigt Laufgangverschmutzung bzw. Abkoten im Liegen. Er wedelt auf das Kreuz und verschmutzt dieses. Ist das Kreuz deutlich sauberer als die Schwanzquaste, wird die Kuhbürste gut angenommen.
Sind Klauen, Bauch und Euter verdreckt, deutet das auf eine Laufgangverschmutzung hin. Mit den Klauen wird Kot in den hinteren Bereich der Liegebox gebracht. Schiebefrequenz (1x/Stunde, Übergänge 3x/Tag) bzw. Einstellung des Schiebers überprüfen. Bleiben Pfützen zurück oder nimmt er Material beim Zurückfahren mit?
Koten Kühe in die Box und legen sich hinein, ist die Hinterhand verschmutzt.
Verschmutzte Sitz- und Unterbeine sind Zeichen für weichen Kot. Überprüfen Sie die Fütterung!
6. Fressen und Trinken
Die Kühe dürfen beim Fressen nicht mit dem Nacken am Fressgitter und nicht mit der Wamme an der Trogaufkantung anstehen (6a). Die Höhe des oberen Rohres sollte mindestens 160 cm, die der Trogaufkantung (Standfläche bis unteres Rohr des Fressgitters) maximal 50 cm betragen. Auf haarlose Stellen und Umfangsvermehrung am Nacken und an der Wamme (Druckstellen) achten!
In den meisten neuen Ställen wird aus baulichen Gründen ein Antritt am Fressgitter für die Vorderfüße gebaut. So koten die Kühe nicht ins Futter. Aber die Kuh bekommt mehr Gewicht auf die Hinterhand (Klauenprobleme?). Zudem muss der Futtertrog um dieses Maß höher gesetzt werden! Und ein Vorderfuß-Antritt ist eine zusätzliche Stolperfalle. Ein komplett erhöhter Futterstand ist besser, kostet aber mehr.
Tränken: Wie viele Einzel- und Mehrplatztränken gibt es? Messen Sie die Länge der Tränken (6b)! Ziel sind mindestens 10 cm Tränkelänge pro Kuh bzw. eine Tränke je 10 Kühe.
7. Lichtfirst
Viele Ställe ziehen nicht! Bei Hitze lässt die warme Luft im Lichtfirst die verbrauchte Stallluft nicht entweichen. Das wird durch eine Rauchkanone sichtbar (7). Eventuell Zwangslüftung wie Schlauchlüftung und Ventilatoren nachrüsten. Achtung bei Kuhduschen: Wenn die Lüftung nicht richtig funktioniert, kann auch die Feuchtigkeit nicht aus dem Stall entweichen (Sauna-Effekt).Felicitas Greil
Ein falsch positioniertes Nackenrohr, zu wenige Tränken oder Stolperfallen: Fast in jedem Stall findet man Schwachstellen in den Haltungsbedingungen. Auf diese Details sollten Sie besonders achten!
1. Muldenbildung
Durch das Abliegen und Aufstehen der Kühe entstehen Mulden (1). Das schränkt die nutzbare Liegefläche ein und führt zu einer Abnahme der Liegezeit. Liegeflächen daher täglich einebnen, Kot wegputzen und aus dem Kopfkasten nachstreuen.
Die Boxen müssen hinten bis an die Kotkante eben vollgefüllt sein! Daher regelmäßig, d.h., einmal wöchentlich, frisch einstreuen. Dafür eignet sich eine Kalkstrohmischung im Verhältnis 1:1:1 (Stroh:Kalk:Wasser), die Kühe sollten jedoch immer auf einer trockenen Strohschicht liegen. Für eine Basis-Matratze muss die Mischung deutlich kalkhaltiger und feuchter sein (Verhältnis 1:3–5:1–2. Diese Mischung mit der Rüttelplatte festklopfen und mit trockenem Stroh bedecken.
2. Boxentiefe und Kotkante
Die Liegebox muss mindestens 20 cm tief sein, sonst hält keine Matratze. Andererseits verunsichern hohe Kotschwellen über 20 cm die Kühe, wenn sie rückwärts heruntersteigen müssen. Daher am besten innen nichts aufbetonieren, so kann hinten die Kotkante in 20 cm Höhe ausgeführt werden. Um die Höhe anpassen zu können, empfiehlt sich eine zweiteilige Kotschwelle: unten 10 cm Beton, oben 10 cm ein abgerundetes Kantholz daraufsetzen.
Findet man Kothaufen in den Liegeboxen hinten mittig, koten Kühe im Stehen in der Box. Das passiert, wenn die Kühe die Box nach dem Aufstehen nicht sofort verlassen bzw. nach Betreten der Box sich nicht sofort ablegen. Grund dafür könnte eine zu hohe Kotstufe sein.
Liegen die Kothaufen seitlich, koten die Kühe im Liegen, d.h., die Kuh steht nicht auf (2). Das kann mehrere Gründe haben: Die Kuh hat Angst, später keinen Liegeplatz mehr zu finden (Überbelegung?). Oder sie hat Angst, nach hinten zu treten (Kotkante zu hoch) oder sich beim Aufstehen wehzutun (Nackenrohr zu niedrig)?
3. Nackenrohr
Die Kühe dürfen erst beim vollständigen Betreten der Liegebox das Nackenrohr berühren. Das bedeutet, sie müssen mit vier Füßen in der Liegebox stehen können und den Kopf unter dem Nackenrohr haben! Ist das Nackenrohr zu tief (3a) oder zu weit in Richtung Laufgang montiert, stehen die Kühe nur mit zwei Beinen oder liegen nur zur Hälfte in der Liegebox (3b). Bei der Nackenrohr-Positionierung gelten drei Zielwerte (siehe Übersicht)!
Im Kopfraum braucht es totale Kopffreiheit – keine Rohre, Bänder und Stützen (3c)! Wird die Liegebox vorne mit einem Durchlaufschutz begrenzt, legen sich Kühe oft schräg hinein. Zudem die Liegeboxenbreite tatsächlich innen messen: Bei einer Standard-125er-Boxenbreite stehen der Kuh nur knapp über 120 cm Innenbreite zur Verfügung. Die Bodenfreiheit freitragender Trennbügel sollte min. 60 cm betragen!
4. Bugschwelle
Kühe liegen gerne bergauf! Um 2% Gefälle in der Box zu erreichen, muss die Bugschwelle 8 bis 10 cm höher als die fertige Liegefläche sein (4a). Diese Höhe ermöglicht noch das problemlose Ausstrecken der Vorderfüße (4b). Am besten geeignet sind abgerundete, glatte Rundhölzer oder Kunststoffrohre mit entsprechendem Durchmesser (z.B. KG 2000; 4c). Den Kopfkasten evtl. zur Hälfte ausbetonieren, das erleichtert das Nachstreuen. Neben Vorderbeinstreckungen sollten als Liegeposition Brustlagen, Hinterbeinstreckungen und Schlafpositionen gefunden werden. Die Schlafposition zeigt, dass die Tiere den Kopf in der Box zurücklegen können.
5. Laufverhalten
Eine tiefe Kopfhaltung bedeutet einen unsicheren Gang (Klauenprobleme) oder ist Hinweis auf Stolperfallen wie Kanten oder Schwellen. Die Kuh muss sich beim Gehen den Boden ansehen.
Tränken und Viehputzbürsten werden oft an Übergängen installiert (5). Dadurch entstehen Engstellen, die den Kuhverkehr stören und für Stress in der Herde sorgen. Auf genügend breite Quergänge achten (mind. 2,50 m) und pro Element zusätzlich Platz einplanen. Betriebe mit einem Laufhof sollten die Kuhbürste dort installieren, weil der anfallende Staub die Kühe weniger belastet. Zudem wird die Attraktivität des Laufhofes gesteigert.
Beurteilen Sie wenigstens 20 Kühe bzw. 20% der Herde auf Verschmutzungen:
Schwanzquaste und Kreuz: Ein verdreckter Schwanz zeigt Laufgangverschmutzung bzw. Abkoten im Liegen. Er wedelt auf das Kreuz und verschmutzt dieses. Ist das Kreuz deutlich sauberer als die Schwanzquaste, wird die Kuhbürste gut angenommen.
Sind Klauen, Bauch und Euter verdreckt, deutet das auf eine Laufgangverschmutzung hin. Mit den Klauen wird Kot in den hinteren Bereich der Liegebox gebracht. Schiebefrequenz (1x/Stunde, Übergänge 3x/Tag) bzw. Einstellung des Schiebers überprüfen. Bleiben Pfützen zurück oder nimmt er Material beim Zurückfahren mit?
Koten Kühe in die Box und legen sich hinein, ist die Hinterhand verschmutzt.
Verschmutzte Sitz- und Unterbeine sind Zeichen für weichen Kot. Überprüfen Sie die Fütterung!
6. Fressen und Trinken
Die Kühe dürfen beim Fressen nicht mit dem Nacken am Fressgitter und nicht mit der Wamme an der Trogaufkantung anstehen (6a). Die Höhe des oberen Rohres sollte mindestens 160 cm, die der Trogaufkantung (Standfläche bis unteres Rohr des Fressgitters) maximal 50 cm betragen. Auf haarlose Stellen und Umfangsvermehrung am Nacken und an der Wamme (Druckstellen) achten!
In den meisten neuen Ställen wird aus baulichen Gründen ein Antritt am Fressgitter für die Vorderfüße gebaut. So koten die Kühe nicht ins Futter. Aber die Kuh bekommt mehr Gewicht auf die Hinterhand (Klauenprobleme?). Zudem muss der Futtertrog um dieses Maß höher gesetzt werden! Und ein Vorderfuß-Antritt ist eine zusätzliche Stolperfalle. Ein komplett erhöhter Futterstand ist besser, kostet aber mehr.
Tränken: Wie viele Einzel- und Mehrplatztränken gibt es? Messen Sie die Länge der Tränken (6b)! Ziel sind mindestens 10 cm Tränkelänge pro Kuh bzw. eine Tränke je 10 Kühe.
7. Lichtfirst
Viele Ställe ziehen nicht! Bei Hitze lässt die warme Luft im Lichtfirst die verbrauchte Stallluft nicht entweichen. Das wird durch eine Rauchkanone sichtbar (7). Eventuell Zwangslüftung wie Schlauchlüftung und Ventilatoren nachrüsten. Achtung bei Kuhduschen: Wenn die Lüftung nicht richtig funktioniert, kann auch die Feuchtigkeit nicht aus dem Stall entweichen (Sauna-Effekt).Felicitas Greil