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topplus Reportage

Der Druck steigt

Lesezeit: 5 Minuten

Herbert und Peter Sturm wurden von der Einstufung ihrer Flächen überrascht. Bereits getroffene strategische Entscheidungen mindern die Probleme zwar. Sorgenfrei sind sie dennoch nicht.


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Als wir im vergangenen Sommer die Anbauplanung für dieses Jahr gemacht haben, waren alle unsere Flächen noch in einem grünen Gebiet“, erinnert sich Herbert Sturm. „Im Dezember waren sie dann plötzlich rot.“ Eine konkrete Folge sieht er täglich: das Saatgut für Soja, den er in diesem Jahr zum ersten Mal in die Fruchtfolge mit aufgenommen hat – und wahrscheinlich auch zum letzten Mal. „Die schlagspezifische N-Grenze erlaubt auf den Sojaflächen keine organische Düngung. Mir fehlen also einige Hektar, auf denen ich Gülle einsetzen könnte. Darum hat der Soja bei uns keine Zukunft“, resümiert der Landwirt nüchtern. Auf etwa 58 ihrer insgesamt rund 70 ha Nutzfläche in der Nähe von Ansbach bauen Herbert Sturm und sein Sohn Peter Mais, Weizen, Dinkel, Gerste, Luzerne, Klee und Soja an. Nur 10 ha davon liegen in einem grünen Gebiet.


Tierbestand schon reduziert


Bezüglich der Güllemenge profitieren die Sturms von Entscheidungen, die sie bereits vor der Einstufung getroffen haben: Passend zum kürzlich installierten Melkroboter haben sie ihre Milchviehherde schon im Herbst auf 70 Stück reduziert. Zeitgleich begannen sie, die weibliche Nachzucht zu verringern. „Wir hatten oft zu viele weibliche Kälber, die wir dann auf dem Markt verkaufen mussten“, erklärt Herbert Sturm. Darum belegen sie Kühe, deren Nachzucht sie nicht benötigen, nur noch mit männlich gesextem Sperma.


Ob sich der Gülleanfall künftig mit der sinnvoll einsetzbaren Menge deckt, muss sich noch zeigen: „Wir haben es noch nicht genau durchgerechnet, denken aber, dass es sich ausgeht.“ Sollte dennoch ein Überschuss entstehen, wollen die Sturms Lagerkapazitäten schaffen, indem sie leer stehende Güllebehälter in der Umgebung mieten. „Der Bau eines Güllelagers kostet viel Zeit, Geld und Nerven, die man besser für was anderes hernimmt“, ist sich Herbert Sturm sicher. Die verringerte Nachzucht werde sich seiner Ansicht nach ohnehin erst in den nächsten Monaten so richtig bemerkbar machen.


Weizen und Soja inFrage


Bleibt die Frage der Fruchtfolge: Der Soja war als Ersatz für den Raps gedacht. Dieser hatte in der Vergangenheit kaum noch zufriedenstellende Erträge eingebracht. Wie er den nun auch unbrauchbaren Soja ersetzt, weiß Sturm noch nicht: „Vielleicht gehen wir in Richtung Sonnenblumen, vielleicht müssen wir wieder zurück zum Raps.“


Auch den Weizenanbau stellt er infrage: „Vielleicht ersetzen wir ihn komplett gegen Dinkel, das müssen wir aber noch durchrechnen.“ Von der Wirtschaftlichkeit her sei dieser nicht schlechter als der Weizen: er benötige weniger Dünger und erziele durch den Vertragsanbau gute Erzeugerpreise. „In diesem Jahr können wir an der Fruchtfolge aber eh nichts mehr ändern, die Winterungen wachsen ja schon.“


Mehr Gülle ins Getreide


Anders sieht es bei der Düngung aus. Da sie den Mais und die Zwischenfrüchte immer schon hauptsächlich mit Wirtschaftsdünger versorgt haben, bleibt hier wenig Spielraum. Der Fokus liegt daher auf dem Getreide. Passend dazu haben sie im vergangenen Frühjahr mit einem Berufskollegen ein neues Güllefass mit Schleppschuh-Verteiler gekauft. „Noch so ein Glücksfall“, schmunzelt Sturm. Damit seien sie im Frühjahr zumindest unabhängig vom Lohnunternehmer. Einzig die Witterung könne die erste Düngergabe im Frühjahr noch behindern. „Wenn die Böden nicht befahrbar sind, hilft auch das neue Güllefass nichts. Dann hilft nur warten oder mit dem Düngerstreuer ausrücken“, ist sich Sturm sicher.


Am Mineraldünger würde es nicht fehlen. Denn auch diesen haben Sturms für das Jahr 2021 schon im letzten Sommer bestellt. Die Menge, die nun beim Landhändler zur Abholung bereitliegt, ist dementsprechend mehr als ausreichend.


Bodenvorrat puffert


Daran, dass sie ihre Ackerkulturen künftig nur noch unter ihrem errechneten Bedarf versorgen dürfen, ändert der Düngerwechsel freilich nichts. „In den letzten Jahren war bei uns der fehlende Regen eher der entscheidende Faktor für den Ertrag als die Düngung“, erklärt Sturm. Dennoch rechnen er und sein Sohn mit düngungsbedingten Ertragseinbußen. Durch die bisherige organische Düngung sei der Bodenvorrat gut gefüllt, wovon die Pflanzen erstmal zehren können. „Das wahre Ausmaß wird sich erst zeigen, wenn die Böden leer sind. Einen Vorgeschmack darauf geben Grünlandflächen, die im Rahmen der KULAP-Förderung nicht mehr gedüngt werden“, denkt Sturm.


Ebenso sicher ist er sich, dass die zu erwartenden Mindererträge die Wirtschaftlichkeit vieler Betriebe ins Wanken bringen werden: „Wenn die Futterflächen weniger Erträge bringen, muss ich ihren Anteil am Feldbau zulasten der Marktfrüchte erhöhen oder Futter zukaufen. Das macht die Milcherzeugung unterm Strich teurer. Alternativ kann ich den Tierbestand weiter abstocken. Dann habe ich aber auch weniger Milch zum Vermarkten. So oder so leidet die Wirtschaftlichkeit.“

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