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Der Spagat mit der Weide

Lesezeit: 5 Minuten

Wie man beide Verfahren in der Praxis kombinieren kann, zeigt ein Betriebsbesuch am LVFZ Kringell.


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Das Vollweide-System ist arbeitsextensiv. Frischmelkende Kühe werden dabei aber meist energetisch unterversorgt, sodass sie anfälliger sind für Krankheiten“, fasst Christian Ofenbeck vom LVFZ Kringell zusammen. Er ist dort für die Rinderhaltung zuständig und will das Beste aus beiden Systemen so gut wie möglich kombinieren, zumal für die komplette Herde die Fläche für Vollweide nicht ausreicht und für die Ausbildung die ganzjährige Kalbung von Vorteil ist: „Vor Ort haben wir spezielle Voraussetzungen: Ein biologisch geführter Schulbetrieb mit 66 Milchkühen und 14 ha Weidefläche.“


Um die Kühe leistungsgerecht zu versorgen, sind sie in zwei Herden aufgeteilt. Die Vollweide-Gruppe besteht aus altmelkenden, niedrigleistenden und tragenden Kühen sowie Schlachttieren. „Diese Kühe kommen mit weniger Energie aus. Da reicht die Weide als Futterquelle aus“, erklärt Ofenbeck. „Wir sparen also Kraftfutter ein und müssen uns nicht um das tägliche Füttern kümmern.“


Weniger Nährstoffverluste


Die Flächeneffizienz ist ein weiterer Vorteil der Vollweide, betont Karsten Böker, Verwalter des Betriebes: „Bei Grassilage muss ich mit einem Nährstoffverlust von ca. 10 bis 25% rechnen. Fressen die Kühe das Gras direkt auf der Kurzrasenweide, liegt der Verlust bei lediglich ca. 4%.“


Den 30 Tieren stehen 14 ha Weide zur Verfügung. Aktuell kommen sie mit 10 ha aus. Der Rest wird siliert. „Zwischen Mai und Juni kann man vier bis fünf Kühe pro ha halten. Anfang September sind witterungsbedingt nur noch zwei bis drei Kühe sinnvoll. Sie sollten gerade so viel Fläche beweiden, dass der „Rasen“ immer zwischen 5 und 6 cm hoch ist“, erklärt Böker. Die Messung des Aufwuchses erfolgt regelmäßig. Die Pflege der Kurzrasenweide beschreibt er als relativ problemlos: „Im Herbst düngen wir verdünnte Gülle. Bei Bedarf machen wir noch einen Pflegeschnitt im Eintriebsbereich oder säen nach.“


Gesunde Klauen fördern:


Die Tiergesundheit profitiere von der Weidehaltung: „Vor allem die Klauen sind gesünder. Schließlich ist Beton nicht der natürliche Untergrund für Klauen“, so der Verwalter. Positiv beurteilt er auch, dass die Kühe auf Kurzrasenweiden nicht verfetten: „Fette Kühe leiden nach der Abkalbung öfter an Ketose, haben verengte Geburtswege, die Leber ist meist stärker belastet und die Fruchtbarkeit schlechter.“


Die Leckeimer auf der Weide sollen die Tiere ausreichend mit Spurenelementen und Natrium versorgen. Eine Zufütterung gibt es nur in Sonderfällen. „Wenn es mehrere Tage über 30°C hat, holen wir alle Tiere in den Stall und füttern mit Grassilage. Auf die Weide können sie dann nachts“, betont Ofenbeck.


Zum Melken im 2x3er Autotandem-Melkstand kommen die Weidetiere zweimal am Tag in den Stall. Im Winter sind beide Gruppen dort zusammen: „Würden wir sie trennen, gäbe es mehr Sackgassen und einen schlechteren Zugang zu den Futterstationen. Ein höherer Sozialstress wäre die Folge. Nach ein paar Tagen haben sich die Kühe aneinander gewöhnt“, weiß Ofenbeck.


Stundenweide nach Belieben


Die Stallgruppe besteht aus den frischlaktierenden und zu besamenden Kühen. Aktuell umfasst sie etwa 31 Kühe, die im dreireihigen Laufstall stehen. Zusätzlich haben sie Zugang zur 2 ha großen Stallweide, wann immer es ihnen gefällt. „Daran erkennt man das Wohlbefinden von Kühen sehr gut. Draußen sind sie am liebsten vormittags. Wenn es heißer ist, halten sie sich mehr im Stall auf“, berichtet Ofenbeck. Den hohen Energiebedarf dieser Kühe soll eine aufgewertete Mischration aus 70 % Gras- und 30 % Maissilage und maximal 8 kg Kraftfutter decken. 83 ha Dauergrünland, 20 ha Kleegras und zusätzliche 54 ha Ackerland mit Hafer, Triticale, Ackerbohnen, Silomais sichern das Futter für die Rinder und Schweine. Zusätzliches Kraftfutter muss zugekauft werden.


Um ausreichenden Vorschub zu gewährleisten, wird flach einsiliert oder alternativ Sandwich-Silage angelegt. Aktuell erreicht die Herde im Schnitt eine Milchmenge von 8767 kg pro Kuh und Jahr mit 3,97% Fett und 3,33% Eiweiß.


Blockabkalbung ade


Während viele Vollweide-Betriebe ihre Kühe saisonal abkalben lassen, hat man sich in Kringell aufgrund des Schulbetriebs davon verabschiedet. „Es ist notwendig, den Schülern das ganze Jahr über den Umgang mit Kälbern zu zeigen. Außerdem können hochleistende Tiere im Stall energetisch besser versorgt werden“, sagt Ofenbeck. Eine Zwischenkalbezeit von nur 377 Tagen und ein Erstkalbealter von 25,7 Monaten unterstreicht, dass das System funktioniert.


Auf so manche Vorteile des saisonalen Abkalbens muss man in Kringell allerdings verzichten, wie zum Beispiel auf mehr Milch aus Gras und eine bessere Verteilung der Arbeit.


Vollweide beim Jungvieh


Und auch beim Jungvieh nutzen die Betriebsleiter die Vorteile der Vollweide. Karsten Böker: „Das Jungvieh macht uns wenig Arbeit. Wir kontrollieren nur den Zaun, ziehen Kotproben und entwurmen nach Bedarf. Ein Selbstläufer ist die Vollweide jedoch auch hier nicht. Das Ganze funktioniert nur mit einem guten Management.“


Teresa Gastegger

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