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topplus Aus dem Heft

Die Highlights vom DairyEvent 2019

Lesezeit: 5 Minuten

Die Teilnehmer der top agrar-Tagung in Landsberg am Lech löcherten die drei Referenten aus den USA, Kanada und Niedersachsen förmlich mit ihren Fragen. Hier die brennendsten Themen.


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In den USA legen große Milchviehbetriebe ihren Fokus stärker auf niedrige Zellzahlen, weil dadurch mehr Milch möglich ist. Wie schaffen Sie es, dauerhaft unter 100000 Zellen zu bleiben?


Dr. Ben Shelton: Viele kleine Maßnahmen tragen dazu bei. Der Schlüssel sind sicher saubere Kühe: Euter und Zitzen müssen immer sauber sein. Außerdem müssen eine penible Melkhygiene und eine durchdachte Melkroutine eingehalten werden. Gute Betriebe überprüfen die Funktionalität ihrer Technik regelmäßig, ziehen Tupferproben und trainieren ihr Melkpersonal permanent. Jegliche Schludrigkeit ist tabu. Kranke Kühe müssen frühzeitig identifiziert und separiert werden. Ein weiterer Beitrag ist der Einsatz eines Zitzenversieglers bei allen Kühen. Nur bei über 140000 Zellen setzen wir antibiotische Trockensteller ein. Übrigens auch bei den Färsen. Seitdem wir unsere Färsen mit Antibiotika und Zitzenversiegler behandeln, konnten wir die Zahl der Färsenmastitiden um 9% senken und die Leistung in der 1. Laktation um 700 kg erhöhen.


Hitzestress führt zu höheren Zellzahlen. Was empfehlen Sie dagegen?


Shelton: Eine wirksame Kühlung im Kuhstall funktioniert nur über die Kombination von Ventilatoren mit Wasser. Von einer Verneblung halte ich nicht viel. Besser ist es, die Kühe nass zu machen. Bei uns laufen die Ventilatoren ab 17°C alle sieben Minuten, ab 30°C alle drei bis vier Minuten.


Sie schwören auf Sandboxen für mehr Kuhkomfort. Was passiert nach der Entmistung mit dem Gülle-Sand-Gemisch?


Shelton: Wir recyceln mit einer speziellen Anlage bis zu 90% des Sands. Zunächst schieben wir das Gemisch in die Quergänge im Stall, von dort gelangt es in ein langes Kanalsystem. Darin wird der Sand mithilfe von sauberem Wasser durch eine spezielle Fließtechnik von der Gülle getrennt, sodass er sich unten ablagert. Förderbänder transportieren ihn ab. Diese Recyclinganlage ist sehr aufwendig, benötigt ein eigenes Gebäude und hat uns rund 1 Mio. US-Dollar gekostet.


Sie empfehlen die Aufzucht der Kälber zu zweit oder zu dritt in einer Box bei ad libitum-Tränke. Wie kontrollieren Sie, dass alle Kälber genug trinken?


Dr. Jodi Wallace: Wir kontrollieren das nur visuell. Tatsächlich hatten wir aber noch nie ein Kalb, das nicht getrunken hat, sondern eher das Problem, dass sie zu viel aufnehmen und wir die Menge reduzieren mussten. Auch dass sich Paare nicht verstehen, kommt häufiger vor, als dass sie zu wenig trinken.


Wie viel Kolostrum geben Sie und drenchen Sie, wenn das Kalb nicht trinkt?


Wallace: Wir versuchen, dass das Tier 3 l Kolostrum aufnimmt. Bei 4 l, wie in den USA üblich, sind die Kälber meiner Meinung nach extrem voll. Im Ausnahmefall drenchen wir Kolostrum. Wenn man die Flasche sofort in der ersten Stunde nach der Geburt ansetzt, ist das Kalb noch voller Adrenalin und trinkt in der Regel gut. Später sind sie dafür oft zu müde. Bei uns hat es sich bewährt, auch bei den weiteren Mahlzeiten Kolostrum zu vertränken.


Sie haben 2014 einen komplett geschlossenen Kälberstall gebaut. Wo sehen Sie dabei die Vorteile?


Wallace: Der Stall ist mit einer Überdruckbelüftung ausgestattet. So herrscht eine konstante Luftbewegung über den Kälbern ohne Zugluft. Im Winter sorgt ein Schlauch für vier Luftwechsel pro Stunde, im Sommer sind drei Schläuche im Einsatz. Die Boxen sind vorne und hinten geöffnet. Sie stehen nicht an der Wand, um kalte Luft zu vermeiden. Beheizte Laufgänge bieten zusätzlichen Komfort.


Wie schaffen Sie es, das Geburtsgewicht der Kälber bis zum 56. Tag zu verdoppeln?


Wallace: Zentral dafür ist, dem Kalb viel saubere Milch anzubieten. Top-Hygiene am Tränkeautomat und Nuckel sind unverzichtbar. Denn die Bakterien in der Milch vermehren sich rasend schnell. Mindestens 8 Liter am Tag, verteilt auf zwei bis drei Gaben zur freien Aufnahme, ist meine Empfehlung. Ziel sind jeweils etwa 20% des Körpergewichts. Zudem brauchen sie Wasser und Kraftfutter ab dem ersten Tag. Achten Sie auf viele kleine Mahlzeiten, die besser verdaulich sind.


Wie ist es Ihnen gelungen, den Antibiotikaeinsatz im Betrieb zu halbieren?


Ulrich Westrup: Wir haben unsere Strategie geändert: Bei der Mastitisbehandlung setzen wir den Schnelltest Mastdecide ein, der uns nach zwölf Stunden einen Überblick gibt, bei welchen Tieren eine antibiotische Behandlung notwendig ist und bei welchen überflüssig. Für die zu behandelnden Tiere folgt eine bakteriologische Untersuchung mit Antibiogramm. Bei einem Großteil der kranken Kühe ist ein Entzündungshemmer ausreichend, um die Heilung zu fördern. Da auch keine Reserveantibiotika mehr eingesetzt werden, spielt die Vorbeuge eine größere Rolle. Die Einsparungen führen zu einer besseren Wirksamkeit der Antibiotika.


Sie setzen den Rationen im Betrieb ganzjährig Wasser zu. Worauf kommt es dabei an?


Westrup: Wichtig ist eine gleichmäßige Zufuhr. Wir haben uns dafür eine Art Galgen gebaut, unter dem der Mischwagen herfährt und das Wasser so breitflächig verteilt wird. Die positiven Effekte sind wissenschaftlich erwiesen.


silvia.lehnert@topagrar.com

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