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Die Lehren aus dem Sojaanbau 2018

Lesezeit: 5 Minuten

Die Sojabohnen haben die extreme Trockenheit besser weggesteckt als der Mais. Wie sich die Anbautechnik weiter optimieren lässt, schildert Jürgen Recknagel, LTZ Augustenberg.


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Die Befürchtungen waren groß, dass das Verbot von Pflanzenschutzmitteln auf Ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) zu einem Rückgang des Sojaanbaus führen wird.


Anbaufläche steigt weiter:

Doch genau das Gegenteil ist nun der Fall: Der seit Jahren anhaltende Aufwärtstrend setzte sich 2018 fort und erreichte mit bundesweit 23900 ha, davon 7300ha in Baden-Württemberg und 11900ha in Bayern, erneut einen Höchststand (Übersicht). Die meisten Landwirte verlagerten den Sojaanbau offenbar auf die normale Anbaufläche und betrachteten Soja somit als „normale“, aufgrund ihrer Wirtschaftlichkeit anbauwürdige Kultur. Dass in konventionellen Betrieben gehackt wird, um die Sojabohne auch weiterhin auf ÖVF anbauen zu können, ist der Ausnahmefall.


In Bayern kam es zu einer Flächenausweitung um 45 %, in Baden-Württemberg um 10 %. Schwerpunkte des Anbaus liegen in Ober- (5241 ha) und Niederbayern (2933 ha) bzw. in Nordwürttemberg (2338 ha) und Südbaden (2197 ha). Der Öko-Anteil erreichte bayernweit 17,5 % mit Spitzenwerten von 37 % in Schwaben und 27 % in Mittelfranken. In Baden-Württemberg stieg er auf 19,5 % und damit das 3,3-Fache des Öko-Anteils an der Ackerfläche. Ökosoja erzielt meist doppelt so hohe Preise wie konventionelles Soja, ist recht gesund und braucht dank der Impfung mit Knöllchenbakterien keine Stickstoffdüngung.


Bayern plus 4000 ha:

Dass die Sojafläche in Bayern gleich um 4000 ha wuchs, dürfte auf zwei Faktoren zurückzuführen sein: Den möglichen Neueinstieg in die KULAP-Maßnahme „Vielfältige Fruchtfolgen“ und die Marktnachfrage, die durch die Umstellung der ADM-Ölmühle Straubing auf die Verarbeitung von GVO-freien Sojabohnen aus Deutschland und Europa einen großen Sprung machte.


Sojaextraktionsschrot von GVO-freien Sojabohnen aus Mitteleuropa ist nun beliebig verfügbar, sodass auch Wertschöpfungsketten mit größerem Volumen auf dieses Futter umgestellt werden konnten. Durch zusätzliche Erfassungsstellen sind die Anfahrtswege für viele Landwirte mittlerweile akzeptabel.


Markante Ertragseinbußen:

Diese positiven Rahmenbedingungen stießen in der Anbausaison 2018 allerdings infolge der Hitze und anhaltenden Trockenheit auf markante Ertragseinbußen gegenüber den überdurchschnittlichen Erträgen der Vorjahre.


Trotz Trockenstress ab der Blüte war der Hülsenansatz der Sojabohnen meist noch gut. Später kam es aber zur Reduktion der Kornzahl je Hülse auf eins oder zwei statt drei Körner. Ganze Hülsen vertrockneten und auch die Kornmasse blieb klein. Auf den trockensten Standorten begann die Ernte bereits Mitte August, teilweise Wochen vor dem normalen Termin.


In diesen Fällen erreichten die Erträge oft weniger als 25 oder 20dt/ha. Auf Standorten mit besserer Wasserversorgung erntete man dagegen 30 bis 40dt/ha, mit ausreichend Wasser auch bis zu 50dt/ha. Die Eiweißgehalte 2018 liegen dabei meist im sortentypischen Bereich. Zum Vergleich: 2017 wurden im Mittel 31,7dt/ha gedroschen!


Dieses Jahr reiften die Hülsen bei großer Trockenheit z.T. schneller ab als die Restpflanze. Bestände waren bereits druschreif, obwohl noch nicht alle Blätter abgefallen waren. Wurde hier mit dem Drusch zu lange gewartet, kam es zum Aufplatzen von Hülsen.


Mehr Flex-Schneidwerke:

Bei niedrigen Kornfeuchten empfahl es sich, besser in den Tagesrandstunden und nicht in der größten Mittagshitze zu dreschen. In den etablierten Anbauregionen kommen zunehmend Mähdrescher mit Flex-Schneidwerken zum Einsatz, mit denen sich die Ernteverluste durch nicht erfasste, tief sitzende Hülsen fast auf null senken lassen.


Abgesehen von ganz früh geernteten notreifen Beständen scheinen die Sojabohnen die extreme Trockenheit dieses Jahres besser verkraftet zu haben als mancher Mais- oder Zuckerrübenbestand. Im Einzelfall entscheidend waren aber die oft kleinräumig stark variierenden Regenschauer.


Erste Erkenntnisse aus den Sortenversuchen lassen vermuten, dass unter zunehmend trockenen Bedingungen die sehr frühen 000-Sorten eher normal abreifen konnten als die etwas späteren 00-Sorten, die teilweise in die Notreife gingen. Insofern sind die Ergebnisse der LSV 2018 mit Vorsicht zu bewerten.


Tiefer säen:

Das Anbaujahr 2018 hat gelehrt, dass es richtig ist, bei anhaltend warmer Witterung und zunehmender Trockenheit rechtzeitig und so tief zu säen, dass die Sojabohnen noch Anschluss an den feuchten Boden haben und möglichst gleichmäßig und zügig auflaufen. Dies erleichtert nicht nur die Unkrautbekämpfung, sei es chemisch im Vorauflauf oder mechanisch durch (Blind-)Striegeln und Hacke, sondern vermindert auch das Risiko von Schäden durch Vogelfraß und Erosion.


Mit einer Beregnung sollte nicht zu früh begonnen werden, um die Wurzelentwicklung in die Tiefe nicht zu hemmen und zu üppige Bestände zu vermeiden. Sinn macht sie erst ab der Blüte, sollte dann bei Regenmangel aber fortgeführt werden bis zum Ende der Kornfüllung, d.h., bis die ersten Hülsen braun werden, spätestens aber bis Anfang September.


Wir halten fest:

Der Sojaanbau in Süddeutschland trägt zur Diversifizierung der Fruchtfolgen und Streuung des Anbaurisikos in Zeiten des Klimawandels bei. Bei guter Nachfrage des Marktes nach GVO-freien Sojabohnen aus regionalem Anbau ist zu erwarten, dass der Anbau auch in Zeiten schwankender Weltmarktpreise attraktiv bleibt.


Kontakt: silvia.lehnert@topagrar.com

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