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„Die Qualitäten driften stärker auseinander“

Lesezeit: 4 Minuten

Die Trockenheit der vergangenen Jahre hat die Grünlandbewirtschaftung stark verändert. Robert Bohla von der Landwirtschaftlichen Beratungsorganisation spricht über Veränderungen in seinem Einsatzgebiet in Nordbayern.


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Herr Bohla, wie geht es dem Grünland nach den zwei letzten Trockenjahren in Ihren Beratungsbetrieben in Nordbayern?


Bohla: In den letzten trockenen Jahren ist die Grünlandbewirtschaftung definitiv schwieriger geworden. Wegen der zeitweise sehr geringen Niederschläge haben Neuansaaten und Nachsaaten oft nicht gefruchtet. Auf extensiven Wiesen ist zu beobachten, dass die Ertragsleistungen immer stärker abfallen, während die Gemeine Rispe sich immer weiter ausbreitet. Die Spannweite zwischen sehr schlechten und sehr guten Grünlandflächen geht immer weiter auseinander. Das liegt nicht mehr nur an der Bodengüte und dem Wasserhaushalt, sondern verstärkt am mehr oder weniger guten Management durch die Betriebsleiter.


Welche Managementfehler beobachten Sie bei Ihren Beratungsbetrieben am häufigsten?


Bohla: In der Praxis finden sich vor allem zwei Fehlerquellen, durch die die Nachsaat zur Verschwendung von Zeit und Geld wird: der falsche Zeitpunkt und die falsche Ablage des Saatgutes. Auf fast allen Standorten sind Nachsaaten mittlerweile nur noch im Spätsommer oder Herbst zu empfehlen, da die trockenen Zeiträume im Frühjahr und Sommer die Überlebenschancen der kleinen Pflanzen deutlich vermindern. Die Ablage des vergleichsweise teuren Saatgutes muss zudem unbedingt mit Bodenkontakt erfolgen, damit der Samen überlebt und keimen kann.


Wie steht es um die Nährstoff-versorgung?


Bohla: Viele Betriebsleiter sehen die Nährstoffversorgung mit organischem Dünger pauschal als ausreichend an. Eine regelmäßige Untersuchung der Phosphat-, Kali-, Magnesium- und Calziumgehalte ist aber unbedingt notwendig, um eine optimale Versorgung sicherzustellen. Denn alle genannten Elemente sind entscheidend für eine gute Trockenheitstoleranz – ebenso für die optimale Ausnutzung des vorhandenen Stickstoffs. Gerade die Trockenheit vermindert aber die Verfügbarkeit und Aufnahme von Kali. Deshalb müssen die Gehalte im Boden höher sein als unter feuchten Bedingungen.


Können die verfügbaren Nachsaatmischungen mit den klimatischen Veränderungen mithalten?


Bohla: Die verfügbaren Sorten und Mischungen sollten von staatlicher Seite – wie bisher üblich – unbedingt konsequent geprüft werden. Die sich verändernden Bedingungen im Wasserhaushalt wirken sich auch auf die Überlebensraten nach starker Trockenheit aus, weshalb diese genau zu überprüfen sind – ebenso die Regenerationsfähigkeit der verschiedenen Arten und Sorten. Nur langfristige Versuche mit guter Aufarbeitung können praxisgerechte Empfehlungen für die vielen verschiedenen Standorte, von den Alpen mit 1000 mm Regen bis ins fränkische Gebirge mit 500 mm, geben.


Warum plädieren Sie an manchen Standorten für einen Heuschnitt statt Nachsaat?


Bohla: Wenn ein Betrieb die geringere Nährstoffkonzentration und den höheren Trockensubstanzgehalt verwerten kann, ist der Heuschnitt ein probates Mittel zur Grünlandpflege – vor allem in Regionen mit sehr schlechten Erfolgen mit der Nachsaat. Ein Heuschnitt kann ein bis zu hundertfaches Samenpotenzial im Vergleich zur Saat schaffen und so den Grünlandbestand weiter stärken. Damit die gewünschten Arten in diesem Fall gut auskeimen können, müssen sie natürlich bereits im Bestand vorhanden sein. Auf einigen Standorten sind die Arten von Weidelgräsern, Schwingel und Knaulgras übrig geblieben, die am besten mit den Bedingungen zurechtkamen. Sie kann man mit einem Heuschnitt gut stärken.


Welche sind aus Ihrer Sicht im Grünland in Nordbayern die größten He- rausforderungen für die Betriebe?


Bohla: Die häufig geringeren Erträge haben einen niedrigeren Erlös und weniger Wertschöpfung zur Folge. Dem folgend müsste die Pacht für schwaches Grünland geringer werden. In der Praxis wird sich das aber kaum realisieren lassen. Ein weiterer Punkt ist die organische Düngung: Sie sollte auf Grünland am besten mit separierter Gülle oder Biogassubstrat erfolgen, da die fehlenden Niederschläge immer weniger Einwaschung zulassen. Noch besser wäre es, wenn die Gülle durch eine Biogasanlage läuft und dann separiert wird. Die zusätzlichen Kosten für Transporte und/oder Separierung sind bei der gegenwärtigen Situation allerdings ebenso schwierig umzulegen. Eine Alternative ist das Einschlitzen der Gülle. Auf tonigen Böden bereitet dieses Verfahren allerdings öfters Probleme, weil die Schlitze nach dem Austrocknen aufreißen und so den Wasserverlust eher verstärken. Teils entstehen dort zusätzliche Lücken im Bestand, die dann wiederum Probleme bereiten.


andreas.holzhammer@topagrar.com

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