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Die versteckten Fruchtbarkeitskiller

Lesezeit: 6 Minuten

Totgeburten und lebensschwache Ferkel sind für Sauenhalter ein großes Problem. Leptospirose kann eine Ursache dafür sein. Diese bleibt aber oftmals unentdeckt.


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Ein Abort im Herbst, die Umrauschrate schwankt im kommenden halben Jahr von Gruppe zu Gruppe zwischen 10 bis 40% und die normalerweise erreichten zwölf abgesetzten Ferkel pro Sau sind nicht mehr möglich. Eine frustrierende Situation für Sauenhalter, denn trotz größter Bemühungen bleibt bei den Trächtigkeitsraten und Geburten der gewünschte Erfolg aus.


Nach genauerem Studieren des Sauenplaners wird aber klar, dass die Ursache schon bei den sinkenden Zahlen an lebend geborenen Ferkeln liegt. Probleme, die zwar jahreszeitlichen Schwankungen unterliegen. Es könnte aber auch ein chronisches Krankheitsgeschehen dahinterstecken.


In solchen Fällen könnte es sich lohnen, auf eine gute Diagnostik eines Fachmanns zu vertrauen. Denn möglicherweise steckt die Leptospirose hinter den Problemen. Obwohl diese Krankheit eine weltweite Ursache für Reproduktionsprobleme in der Sauenherde ist, bleibt sie oftmals unentdeckt.


Kaum Symptome


Leptospiren sind schlanke, korkenzieherförmige Bakterien, die sich mikroskopisch in Kleiderbügel- oder Hakenform zeigen. Es gibt pathogene (krank machende) und apathogene (nicht krank machende) Leptospiren. Die krank machenden haben sich unterschiedlich gut auf verschiedene Wirte angepasst. Sie besiedeln Schweine, Rinder, Schafe, Hunde, Mäuse und Ratten. Aber auch der Mensch kann betroffen sein (siehe Kasten Seite 36).


Je stärker eine Leptospirenart an den Wirt angepasst ist, desto unwahrscheinlicher sind klinische Symptome. Deshalb ist in der Schweinehaltung in den seltensten Fällen eine Erkrankung der Tiere sichtbar. Eine akute Infektion mit Leptospiren zeigt sich meist nur in milden, unspezifischen Reaktionen wie Fieber und Appetitlosigkeit. Darüber hinaus können Durchfall, Gelbsucht, Blutarmut und blutiger Harn auftreten.


Übertragung Über den Urin


Infiziert sich eine trächtige Sau, so durchdringen die Bakterien die Plazenta und schädigen die Feten. Es kann zu schrittweisem Absterben der Feten kommen. Mumien, vermehrt tot geborene und lebensschwache Ferkel bis hin zu einem Abort, besonders in der zweiten Trächtigkeitshälfte, sind die Folge. Meist stellt sich ein chronisches Geschehen ein. Die Leptospiren können sich in die Nierenrinde und in die Gebärmutter zurückziehen und immer wieder reaktiviert werden, ohne klinische Symptome zu verursachen.


Über Schleimhäute oder Hautverletzungen gelangen Leptospiren in die Körper der Schweine. Die Bakterien verteilen sich im Blutkreislauf und erreichen so Leber, Nieren und die Reproduktionsorgane.


Leptospiren zeigen eine hohe Affinität, die Nierenrinde zu besiedeln und sich dort zu vermehren. Durch die andauernde Nierenentzündung können bei Schlachttieren weiße Flecken auf der Niere erkennbar sein. Feten können blutig-sulzige Unterhautödeme, braunrote Flüssigkeit in der Körperhöhle und herdförmige Schädigungen der Leber zeigen.


Über den Urin scheiden betroffene Tiere die Bakterien schließlich aus. Kontakttiere können sich dann direkt mit der Krankheit anstecken. Außerdem kommt es zu einer Kontamination der Umwelt. Ist ein Tier einmal infiziert, kann es über Jahre hinweg erregerhaltigen Harn ausscheiden. Schon eine geringe Menge an infektiösem Material reicht aus, damit sich andere Tiere anstecken.


Die Krankheit breitet sich meist schleichend und langsam im Schweinebestand aus. Leptospiren können unter feuchten und warmen Bedingungen bis zu 15 Tagen in der Umwelt überleben. Vor allem feuchte Böden und Einstreu, aber auch kontaminiertes Wasser sind indirekte Infektionsquellen für Schweinebestände.


Schadnager nehmen zudem eine besondere Stellung in der indirekten Übertragungskette im Schweinestall ein. Sie gelten als natürliches Reservoir für Leptospiren und stellen eine große Infektionsgefahr für den Tierbestand dar. Eine sachgemäße und konsequente Schadnagerbekämpfung ist daher besonders wichtig, um die Krankheit vom Betrieb fernzuhalten.


Schwierige Diagnose


Die große Herausforderung in der Bekämpfung der Leptospiren beginnt aber damit, sie als Ursache von Krankheitsgeschehen in der Herde zu diagnostizieren. Durch den schleichenden Verlauf und die ständige Ausscheidung des Erregers kommt es oft zu falsch negativen Untersuchungen. Man unterscheidet dabei den direkten Nachweis des Bakteriums vom indirekten Nachweis der aus der Immunreaktion gebildeten Antikörper. .


Da der direkte Erregernachweis bei chronisch infizierten Tieren oft nicht möglich ist oder zu lange dauert, wird meist der Weg des indirekten Nachweises gewählt. Dabei wird die Diagnose der gebildeten Antikörper im Blutserum gestellt. Als Standard hat sich dafür der Mikroagglutinationstest (MAT) etabliert. Er ist dem ELISA-Test vorzuziehen.


Die Antikörpertiter sind zwei bis drei Wochen nach der Infektion am höchsten. Optimal wäre deswegen, paarige Serumproben im Abstand von zwei bis drei Wochen zu ziehen. Bei Ferkeln sollten die Blutseren vor der Kolostrumaufnahme vom Tierarzt gewonnen werden.


Einzeltiernachweise von Antikörpern haben in der Regel keinen Aussagewert darüber, ob ein aktuelles Problem wirklich durch Leptospiren hervorgerufen wird. Es empfiehlt sich immer, einen Herdentest mit mindestens 10 bis 15 Proben oder bei 10% der Zuchtsauen durchzuführen.


Bei chronisch erkrankten Sauen sinkt der Antikörpertiter meist unter die Nachweisgrenze. Sie scheiden trotzdem immer wieder Leptospiren aus und sind für den Erhalt des langsamen Krankheitsgeschehens verantwortlich. Es wäre daher ratsam, den indirekten Antikörpernachweis immer mit dem direkten Bakteriennachweis zu kom-binieren.


Titer kein eindeutiger Beweis


Wie lange positive Antikörpertiter nach einer überstandenen Infektion mit Leptospiren bei Schweinen erhalten bleiben, ist nicht gänzlich geklärt. Liegt bei einer Blutprobe ein niedriger Titer ohne jegliche Symptome vor, muss dies kein Beweis für ein Leptospirenproblem sein. Ebenso wenig bedeutet ein negatives Ergebnis bei unzureichender Probennahme die Freiheit von Leptospiren. Es ist deshalb besonders wichtig, mit einem Tierarzt betriebsindividuell die Sachlage zu diskutieren.


Auch bei Schlachttieren ist eine Erkrankung mit Leptospiren schwer zu erkennen. In der Sektion von Sauen oder Mastschweinen lassen sich selten krankhafte Veränderungen der Organe feststellen, sodass auch hier Leptospirose nicht eindeutig diagnostiziert werden kann.


Die Entscheidung über die Therapie hängt von den klinischen Symptomen und den Untersuchungsergebnissen ab. Die Behandlung sollte immer eine Bestandsantibiose umfassen. Mittel der Wahl sind Tetrazykline oral über einen Zeitraum von mindestens 14 Tagen. Dabei ist es sehr wichtig, gleichzeitig die richtigen Biosicherheitsmaßnahmen zu treffen. Zum einen, um den Erregerdruck im Stall so niedrig wie möglich zu halten, zum anderen, um Neueintragungen zu vermeiden.


Umrauscher ausmerzen


Reinigen und desinfizieren Sie den Stall gründlich. Schaffen Sie trockene Flächen und merzen Sie mögliche Ausscheider, also Umrauscher, vermehrt aus. Durch die richtigen Biosicherheitsmaßnahmen können Sie vor allem Neueintragungen durch den Zukauf von Tieren und infizierte Schadnager verhindern. Vermeiden Sie auch den Kontakt der Schweine zu anderen Haustieren und unkontrollierten Spermazukauf.


In Deutschland ist seit Kurzem auch ein Impfstoff gegen Leptospiren in Kombination mit Parvovirus und Rotlauf zugelassen. Nach zweimaliger Grundimmunisierung gibt der Hersteller für die meisten Leptospirenarten einen Impfschutz bis zu einem Jahr an. Bei Bluntersuchungen sei zu beachten, dass nach der Impfung der Antikörpertiter im Blut stark steigen kann, so Dr. Anja Rostalski vom Schweinegesundheitsdienst Bayern.Beate Kraml


klaus.dorsch@topagrar.at

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