Die Gutsverwaltung Thüngen im Main-Spessart-Kreis baut 80 bis 100 ha Dinkel pro Jahr an. Die Kultur passt ideal auf den Muschelkalk-Standort.
Als vor zwölf Jahren die Grundwasserversorgung Werntal ein 8 600 ha großes Einzugsbiet auswies, wagte sich Hanskarl Freiherr von Thüngen erstmals an den Anbau von Dinkel. 280 ha seiner 450 ha landwirtschaftlichen Flächen liegen im Einzugsgebiet des Wasserversorgers, der für den Dinkelanbau 130 €/ha bezahlt. Denn Spelzweizen entzieht dem Boden viel Stickstoff. Gleichzeitig tat sich ein Absatzweg auf, weil die Schwäbische Landprodukte GmbH Dinkel für ihre Schälmühle im Würzburger Hafen suchte.
Seitdem ist von Thüngens Dinkelfläche kontinuierlich auf 80 bis 100 ha pro Jahr gestiegen, wobei er immer die komplette Menge vertraglich absichert. 90 % des Spelzweizens stehen auf den flachgründigen Muschelkalkverwitterungsböden mit 20 bis 45 Bodenpunkten im Wassereinzugsgebiet. Hier baut Gutsverwalter Alban Höfling nach Raps zwei bzw. drei Jahre hintereinander Dinkel an. Die abtragende Frucht ist Sommergerste oder Roggen.
Der restliche Dinkel steht auf den rübenfähigen Standorten mit bis zu 60 Bodenpunkten, die etwa ein Drittel der Betriebsfläche einnehmen. Hier schließt Dinkel die Fruchtfolge aus Zuckerrüben, Winterweizen und Vermehrungsroggen ab.
„Fallzahl ist das A und O“:
Höfling sät neben Franckenkorn und Filderstolz vor allem die Sorte Divimar aus, weil sie Fallzahl-stabil ist. „Die Fallzahl ist das A und O bei Dinkel“, erläutert der Landwirt. „Wenn es in den reifen Dinkel regnet, fallen die Werte in den Keller.“ Sein Abnehmer fordert einen Wert von mindestens 250.Höfling sät den Dinkel in einer Stärke von 170 kg pro ha bereits Mitte bis Ende September, weil er dann besser bestockt. Das Saatgut ist im Spelz und ungebeizt und wird mit einer pneumatischen Maschine gedrillt. In der Regel walzt der Landwirt alle Dinkelschläge direkt nach der Saat und im zeitigen Frühjahr mit einer Cambridgewalze, um den Bodenschluss zu verbessern und die Bestockung zu fördern.
Bei der Herbizidbehandlung verfährt Höfling gleich wie bei Qualitätsweizen. Mit dem Bodenherbizid im Herbst bringt er seit einigen Jahren ein Pyrethroid gegen Zikaden und Läuse aus, um sich gegen die Übertragung des Gelbverzwergungsvirus zu schützen. „Wir hatten in einem Jahr wegen dieses Virus schon einmal 60 % Ertragsausfall“, erläutert der Landwirt.
Auch die Gelbrostbehandlung gehört seit 2014 zum Standardprogramm. Die Halmverkürzung führt er auf den schlechteren Standorten einmal durch, auf den besseren zweimal.
Den Erntezeitpunkt wählt Höfling nicht zu spät. „Wenn der Dinkel reif ist, muss er vom Acker“, lautet die Devise. Denn er sei anfälliger gegenüber Qualitätsverlusten als andere Getreidearten. Zudem macht er den Korb des Mähdreschers weiter auf und lässt die Trommel langsamer laufen, um die Vesen nicht zu beschädigen. Im Schnitt erntet er 60 bis 65 dt/ha auf den mageren und 70 bis 75 dt/ha auf den besseren Standorten.-do-