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Ein Betrieb – zwei Weidesysteme

Lesezeit: 6 Minuten

Ob sich mit Stallhaltung und Stundenweide effizienter Milch produzieren lässt als mit Vollweide und Winterabkalbung, hat die LfL Bayern in Kringell erstmals umfassend am gleichen Standort untersucht.


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Die Vollweide mit Winterabkalbung erreicht nicht die Effizienz wie die ganzjährige Stallhaltung mit Stundenweide.“ Dieses Bild steckt immer noch in vielen Köpfen, obwohl einige Betriebe mittlerweile das Gegenteil beweisen. Ein direkter Vergleich beider Verfahren an einem Standort fehlte bislang. Mit einem umfassenden Versuch am ökologisch geführten Lehr- und Versuchsbetrieb Kringell (Lkr. Passau) war dieser Vergleich nun über drei Jahre möglich.


Dazu teilten wir die Fleckviehherde in zwei Gruppen zu je 36 Kühen auf. Die „Stallherde“ erhielt ganzjährig eine aufgewertete Mischration mit leistungsabhängiger Kraftfutterergänzung per Abrufstation. In der Vegetationsperiode erfolgte zudem Weidegang.


Die „Weideherde“ fütterte man in den Wintermonaten nach dem gleichen Schema im Stall. Von April bis Oktober wurde Vollweide mit Kurzrasenweide praktiziert. Zudem kalbten die Kühe zwischen November und Februar ab.


Die Ergebnisse


Wie zu erwarten war, ist die Milcherzeugung in der Stallherde mit stundenweisem Weidegang im Sommer und bei ganzjähriger Abkalbung weitgehend konstant auf einem hohen Niveau (Übersicht 1). Im Gegensatz dazu zeigt sich bei der Weideherde durch die Winterkalbung ein Peak in der Leistung im Winter. Mit fortschreitender Laktation geht die Leistung zurück. Insgesamt ist die Milcherzeugung in der Stallherde höher als in der Weideherde.


Höhere Milchleistung im Stall


Die mittlere energiekorrigierte Milchleistung (ECM) je Kuh und Jahr ist in der Stallherde mit über 8800 kg relativ hoch (Übersicht 2, Seite 38). Erreicht wurde dies durch den Einsatz von knapp 24 dt Kraftfutter, woraus eine Grobfutterleistung von fast 3500 kg resultiert. In der Weideherde liegt die Milchleistung mit knapp 7600 kg niedriger. Die Milchleistung aus Grobfutter ist allerdings aufgrund des sehr geringen Verbrauchs an Kraftfutter von 7 dt mit 5900 kg erheblich höher. Es ist somit gelungen, in großem Maß Milch aus Weide zu produzieren.


Bei der Flächenleistung ist die Weideherde mit 8900 kg/ha erheblich günstiger als die Stallherde mit 8000 kg trotz der höheren Milchleistung je Kuh. In die Berechnung der notwendigen Fläche floß auch die Fläche für die Erzeugung des Kraftfutters ein. Als Basis dienen die tatsächlichen Ernteerträge in Kringell. Diese sind auf der Weide erheblich höher als auf dem Acker zur Erzeugung von Kraftfutter (Getreide, Ackerbohnen etc.).


Die Weideherde war mit durchschnittlich 624 kg etwas leichter als die Stallherde mit 650 kg. Ursächlich dafür war eine etwas geringere Körperkondition von 3,45 BCS-Punkten in der Weideherde als in der Stallherde mit 3,64 BCS-Punkten. Auf der Weide zeigen sich die Tiere etwas „sportlicher“.


Die Gehalte an Milchfett waren mit 4,02% in der Weidegruppe und 4,13% in der Stallherde nur leicht niedriger. Beim Milcheiweißgehalt betrug der Wert 3,46% für die Weideherde und 3,44% für die Stallherde. Dies zeigt, dass bei ausreichender NEL-Versorgung eine gute Eiweißversorgung aus Weide möglich ist. Allerdings sind die Gehalte an Milchharnstoff mit 286 mg/l bei den Weidetieren erheblich höher als im Stall mit 189 ml/l. Die höchsten Werte waren dabei im Sommer zu beobachten.


Beim Zellgehalt war die Weideherde leicht im Vorteil. Die Gehalte an ungesättigten Fettsäuren waren in der Vollweidemilch höher. Aus Sicht der Humanernährung ist dies von Vorteil.


Kosten und Erlöse


Im Vergleich sind die Arbeitserledigungskosten der Stallherde um 143 € je Kuh und Jahr höher als die der Weideherde. Von diesen Mehrkosten sind 64 € auf höhere variable Maschinenkosten und 79 € auf einen höheren Lohnansatz zurückzuführen. Werden die mittleren Direktkostenfreien Leistungen pro Kuh und Jahr verglichen (Übersicht 3, Seite 38), so erzielt die Stallherde einen um 107 € höheren finanziellen Ertrag. Werden davon die Arbeitserledigungskosten abgezogen, um die DAKfL (Direkt- und Arbeitserledigungskostenfreien Leistungen) zu erhalten, erzielt die Weideherde ein um 36 €/Kuh und Jahr besseres Ergebnis (Übersicht 3).


Werden die Direktkostenfreien Leistungen auf die benötigte Fläche für die Futterbereitstellung bezogen, ergibt sich eine deutlich bessere ökonomische Verwertung der Fläche bei der Weideherde. Die Differenz zur Stallherde beträgt 667 €/ha LF (Übersicht 4).


Dies liegt vor allem daran, dass in der Weideherde mehr Grünland und ertragreiches Feldfutter eingesetzt wurde. Die Trockenmasse-, aber auch Energie- und Rohproteinerträge der alternativen Marktfrüchte auf dem Acker liegen am Standort deutlich unterhalb der Erträge von Kurzrasenweide und Kleegras. Zudem ist der unterstellte Pachtansatz für Ackerland höher (Acker: 524 €/ha, Grünland: 296 €/ha).


Durch die niedrigere Milchleistung je Kuh in der Weideherde waren im Mittel mehr Tiere nötig, um die gleiche Milchmenge wie im Stall zu erzeugen. Dies führte zu höheren Arbeitserledigungskosten, wodurch sich der ökonomische Vorteil der Weide- zur Stallherde hinsichtlich der DAKfL auf 530 €/ha LF leicht verringerte.


Schlussfolgerungen


  • Die Ergebnisse zeigen, dass mit Winterkalbung und Vollweide im Kurzrasenweidesystem grasbasierte Milcherzeugung erfolgreich möglich ist. Die Streuung zwischen den Jahren ist auf der Weide größer.
  • Das Stallsystem mit wenig Weide erlaubt höhere Einzeltierleistungen. Schwierig ist eine gute Verwertung der Weidefläche. Im Stall muss die Fütterung kontrolliert erfolgen, damit die Kühe genug Anreiz haben, Weidefutter aufzunehmen.
  • Welches System für das Tier besser ist, lässt sich nicht eindeutig bewerten. Am LVFZ Kringell waren Gesundheit und Fruchtbarkeit in beiden Gruppen gleich. Grundsätzlich sind die Ausgestaltung der Triebwege, die Parasitenbekämpfung und das Schattenangebot in Hitzeperioden enorm wichtig.
  • Unter den Bedingungen des ökologischen Landbaus am Standort Kringell war die Flächenproduktivität der Vollweidegruppe besser. In der konventionellen Erzeugung dürften sich die Dinge etwas verschieben, da hier die Erträge im Ackerbau bei Getreide/Mais höher sind. Bei Soja- und Ackerbohnen sowie bei Erbsen ist die Situation anders.
  • Die Bedingungen im Einzelbetrieb sind maßgeblich dafür, welches Verfahren von Vorteil ist. Dazu gehören z.B. die Verfügbarkeit hofnaher weidefähiger Flächen, die Flächenausstattung insgesamt, die Ertragsrelationen und natürlich das Interesse des Betriebsleiters an der Weidehaltung. Möglichkeiten für eine höherpreisige Vermarktung von Weidemilch spielen ebenfalls eine Rolle. In Bayern und Baden-Württemberg kommt die Weideprämie als möglicher Anreiz hinzu. ▶


silvia.lehnert@topagrar.com


silvia.lehnert@topagrar.com


Wie sich der Milchviehbetrieb in Kringell beide Systeme gleichzeitig zunutze macht, lesen Sie nachfolgend.

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