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Einfach wird es nicht

Lesezeit: 5 Minuten

Viele Betriebe kommen in diesem Frühjahr im Wintergetreide wohl nicht um eine Herbizidbehandlung herum. Denn durch den milden Herbst stehen Ackerfuchsschwanz und Co. vielerorts üppig da.


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Auf einigen Standorten in Süddeutschland wird in diesem Frühjahr die Bekämpfung von Ungräsern, insbesondere von Ackerfuchsschwanz, eine größere Herausforderung. Denn die lange Vegetationszeit im Herbst und Winter führte vielfach zu stark bestockten und gut vernalisierten Pflanzen.


Doppelmaßnahmen häufiger


Immer häufiger wird man dabei im Frühjahr auch mit massivem Windhalm-, Trespen-, und Weidelgrasbesatz konfrontiert. In bestimmten Regionen kommen inzwischen verstärkt mehrere Ungrasarten vor.


Auf klassischen Fuchsschwanzstandorten mit hohen bis sehr hohen Ton- und/oder hohen Humusgehalten gehört die Herbizidmaßnahme im Herbst bereits zum Standard. In vielen Lagen wird in diesem Frühjahr eine weitere Maßnahme nötig sein.


Überhaupt nehmen die Standorte, die eine Doppelmaßnahme gegen Ungräser und Kräuter erfordern, zu. Vor allem bei den flufenacethaltigen Herbizidstrategien stellten die Wirkungsgrade in vielen Fällen nicht zufrieden. Die Ursache hierfür war allerdings nicht – wie vielfach angenommen – eine mögliche Resistenz gegenüber dem Gräserwirkstoff Flufenacet, sondern die Bedingungen zum Applikationszeitpunkt.


Zwar war in den meisten Fällen ausreichend Bodenfeuchte vorhanden, jedoch lagerten die zuvor extrem stark ausgetrockneten Böden sehr locker und puffig. Verstärkt trat dieser Effekt bei pfluglos bestellten, tonigen und humosen Standorten auf. Eine ausreichende Rückverfestigung war in vielen Fällen technisch nicht möglich. Der Lichtreiz, der für die Keimung der Ungrassamen notwendig ist, konnte so in sehr tiefe Bodenschichten gelangen und in der Tiefe verweilende Ackerfuchsschwanzsamen zum Keimen anregen.


Wirkdepot zu weit oben


Den physikalischen Eigenschaften der Bodenherbizide ist es geschuldet, dass sie nur wenige Zentimeter in den Boden eindringen. Aus diesem Depot müssen nun die Ungräser den Wirkstoff über die Wurzel aufnehmen. Bilden diese jedoch ihre Keimwurzel aufgrund einer sehr tiefen Keimung unterhalb von 4cm aus, nehmen sie nicht genügend Wirkstoff auf und überleben.


Dieses Phänomen konnte man in der Praxis im letzten Herbst sehr gut beobachten. Beim Ausgraben der Ungräser ließ sich sehr gut erkennen, dass flach gekeimte Ungräser den Bodenherbiziden sicher zum Opfer fielen. Pflanzen, die aus vorherigen Trockenrissen etc. heraus keimten, überstanden die Herbizidapplikation dagegen nahezu unbeschadet. Diese Begleitflora gilt es nun im Frühjahr sicher auszuräumen.


Welchen Wirkstoff wählen?


Beim Thema Herbizidwahl gegen Ackerfuchsschwanz ist im Weizen meist Atlantis Flex gesetzt (Übersicht S. 18). Einzig im Stoppelweizen oder in Mais-Weizen-Fruchtfolgen passt Traxos im Sinne des Wirkstoffwechsels besser, wenn in Weizen oder Mais als Vorfrucht bereits Sufonylharnstoffe gegen Ackerfuchsschwanz eingesetzt wurden.


Die Aufwandmengen von Atlantis Flex orientieren sich dabei am Ungrasbesatz, sowie an der Entwicklung bzw. an der Vorschädigung des Ackerfuchsschwanzes durch Bodenherbizide. Bei vorgeschädigtem Ackerfuchsschwanz oder bei Ungräsern bis maximal zum 3-Blattstadium kann eine Basismenge von 200 g (Atlantisflex) bzw. 300 g (Niantic, Mesolodo) ausreichen. Auf Resistenzstandorten oder bei stark bestocktem Fuchsschwanz sollte dagegen die volle Aufwandmenge von 330 g (Atlantis Flex) oder 500 g (Niantic/Mesolodo) gewählt werden.


Auch Avoxa (Kombination aus Pinoxaden und Pyroxulam) kann unter bestimmten Umständen sinnvoll sein. So ist z.B. ALS-resistenter Windhalm in Kombination mit Trespen und/oder Ackerfuchsschwanz bekämpfbar. Bei stärkerem Fuchsschwanzbesatz reichen die Wirkungsgrade von Avoxa selbst bei maximaler Aufwandmenge aber nicht aus.


In der Gerste gibt es zu Axial keine Alternative. Die Wirkung muss daher durch Additive/Zusatzstoffe, z.B. Dash etc., abgesichert werden. Der Einsatz von Mesosulfuron oder Pyroxulam sollte nur bei Luftfeuchten über 50% und bei optimaler Benetzung erfolgen. Auch bei Atlantis gegen Ackerfuchsschwanz sollte unbedingt AHL oder Dash als Additiv zugesetzt werden. Das verbessert die Wirkungsgrade deutlich, dies gilt auch bei Windhalm. Ein Broadway reicht selbst bei voller Einsatzmenge gegen stärkeren Besatz nicht mehr aus. ▶


dikotyle Unkräuter


Ist im Herbst keine Herbizidmaßnahme erfolgt, so ist zwangsläufig auch die Wirkung gegenüber dikotylen Unkräutern abzusichern. Hier empfehlen sich als Ergänzung zu den Gräserherbiziden breitenwirksame Präparate mit dikotylem Schwerpunkt.


Die Mittelauswahl sollte sich dabei nach der Wirkungseinstufung gegenüber den am Standort vorkommenden Hauptunkräutern orientieren. Generell ist darauf zu achten, dass möglichst keine Carotinoid-Synthese-Hemmer, z.B. Alliance, oder PPGO-Synthesehemmer, z.B. Artus, zusammen mit Atlantis angewendet werden.


Durch das im Vergleich zu den Sulfonylharnstoffen schnellere Eindringen dieser Wirkstoffe in die Wachsschicht, kommt es zu einem raschen Absterben und Verbräunen der Pflanzenzellen, eine ausreichende Penetration des Sulfonylharnstoffes ist damit unter Umständen nicht mehr gewährleistet. Die Wirkungsgrade von Atlantis auf Ungräser gehen somit zurück. Auch bei der Zugabe von Tribenuron (Pointer SX, Trimmer SX etc.) zu Axial oder Traxos kann es zu Minderwirkungen kommen. Zur Absicherung der Wirkungsgrade sind daher pinoxadenhaltige Herbizide (Axial, Traxos, Avoxa) möglichst solo anzuwenden.


Auf Standorten mit geringerem Ackerfuchsschwanzbesatz und überwiegend kleinen Pflanzen kann Broadway mit 220 g/ha ausreichen. Spielt Fuchsschwanz sicher keine Rolle, genügen 150 g/ha.


ALS-Resistenzen Nehmen zu


In Teilen Nordbayerns ist bereits die ALS-resistente Vogelmiere oder auch die ALS-resistente Kamille auf dem Vormarsch. Auch Erdrauch, der mit den klassischen ALS-Hemmern nicht ausreichend zu kontrollieren ist, nimmt in den östlichen Regionen Bayerns und Frankens stark zu. Man sollte sich daher nicht immer auf die Wirkung der bewährten Herbizide verlassen.


Eine Erfolgskontrolle der durchgeführten Behandlung kann einer weiteren Ausbreitung der ALS-resistenten Unkräuter entgegenwirken, zumal mit dem Wirkstoff Halauxifen (Zypar, Pixxaro etc.) ALS-resistente Unkräuter einschließlich Erdrauch sicher bekämpfbar sind.


Führen Sie auch bei nicht stärker beachteten dikotylen Unkräuter einen konsequenten Wirkstoffwechsel durch, vor allem, wenn in der Fruchtfolge häufig Getreide auf Getreide folgt.


Generell gilt bei der Herbizidanwendung: Frühe Bekämpfungstermine bei hoher Luftfeuchtigkeit mit optimalem Tropfenspektrum sichern die Wirkung ab. Allerdings müssen auch hier immer die Zulassungsbestimmungen beachtet werden, die den Behandlungszeitraum der angewendeten Produkte einschränken können.


silvia.lehnert@topagrar.com

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