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Engerlinge im Grünland: Seien sie vorbereitet!

Lesezeit: 6 Minuten

Dass 2021 ein Hauptflugjahr für Mai- und Junikäfer ist, lässt auf geringere Grünlandschäden durch Engerlinge hoffen als in den Vorjahren. Dennoch sollten Sie die Käfer und ihre Larven genau im Blick zu behalten.


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Von Weitem erkennbare braune Flecken und eine Grasnarbe, die nur noch wurzellos auf dem Boden liegt: Wo Engerlinge, die Larven von Maikäfer, Junikäfer und anderen Blatthornkäfer-Arten, ihren Hunger gestillt haben, wächst im wahrsten Sinne des Wortes kein Gras mehr. Dabei sind sie als Schädlinge keine Unbekannten, wenngleich die durch sie verursachten Schäden bis vor einigen Jahren keine große Rolle spielten. Der Klimawandel macht sie aber nun zum Angstgegner vieler Grünlandbewirtschafter. Denn die Engerlinge sind Nutznießer des sich verändernden Klimas: Durch wärmere Tage im Frühjahr starten sie ihren Wurzelfraß in der Saison früher und hören ihn dank des später einsetzenden Winters auch entsprechend verzögert wieder auf. Die in vielen Regionen rückläufigen Niederschläge in den Sommermonaten tragen dazu bei, dass der Primärschaden durch die Engerlinge noch verstärkt wird.


In Bayern werden die Grünlandschäden besonders von Engerlingen des Feldmaikäfers verursacht. Hier nahm nicht nur die schiere Zahl der Gebiete mit größeren Schäden durch Feldmaikäfer-Engerlinge zu, sondern auch die Größe der Befallsflächen – vor allem im Bayerischen Wald. Auch die Baden-Württemberger Landwirte hatten im vergangenen Jahr über 1000 ha Schadflächen zu vermelden. Hier scheint vor allem der Junikäfer verantwortlich zu sein (siehe S. 26), der in Bayern bisher nur punktuell zu Schäden geführt hat.


zyklus beachten


Um abschätzen zu können, ob Engerlinge in einem Jahr zum Problem werden können, muss man die Biologie des Feldmaikäfers kennen und für das jeweilige Jahr berücksichtigen. Eine Maikäfer-Generation zieht sich nämlich von der Eiablage im Hauptflugjahr (zuletzt im Jahr 2018), über insgesamt drei Engerlings-Stadien und eine kurze Puppenruhe bis zum fertig entwickelten und geschlechtsreifen Tier über mehrere Jahre hin. Nimmt man das letzte Hauptflugjahr mit in die Zählung auf, so findet jedes vierte Jahr ein Hauptflugjahr statt. Das Jahr 2021 wird also wieder ein solches sein.


Je nach Witterung können die ersten Käfer bereits Mitte bis Ende April 2021 beobachtet werden – Frühstarter, die manchmal im Januar oder Februar zu beobachten sind, sind hier ausgenommen. Kühlere Tage können den wenige Wochen andauernden Hochzeitsflug zwar vorübergehend unterbinden, aber auf Dauer nicht verhindern.


Denn genau die Käfer, die im Frühling fliegen werden, verweilen bereits seit August/September 2020 fertigentwickelt im Erdreich in einer frost-geschützten Tiefe. Ihr Körper ist zwar monatelang starr, aber sie leben und sind auf einen Temperatur-Weckrufeingestellt. Ausgegrabene Exemplare brachte man durch Anhauchen innerhalb weniger Sekunden zum Bewegen.


Das Herauskrabbeln aus dem Boden trifft in der Regel fast zeitgleich mit dem Austrieb von jungen Blättern an Laubbäumen wie Ahorn, Eiche und Buche zusammen. Dort erfolgt der Reifungsfraß an Blättern und auch die Paarung. Weitere Nahrung nehmen die Käfer nicht auf, ihr Leben ist kurz und ihre einzige Aufgabe ist die Eiablage für die nächste Maikäfer-Generation.


Ruhigeres Hauptflugjahr


In einem Hauptflugjahr bleiben gravierende Schäden durch neue Engerlinge im Grünland oft aus. Das frühe zweite Larvenstadium frisst zwar an den Wurzeln, gräbt sich jedoch bald tiefer ein, bevor die Temperatur im Herbst in für wechselwarme Tiere unangenehme Bereiche unter 10°C absinkt. Nur wenn wärmere Tage bis in den Oktober oder November hinein vorherrschen, sind Schäden bereits im Spätherbst des Flugjahrs zu verzeichnen.


Das späte zweite Larvenstadium kommt im Folgejahr dafür umso hungriger an die Wurzeln zurück. Die Folge ist das sogenannte Hauptschadensjahr, in Bayern zuletzt im Jahr 2019. In einem solchen frisst erst das späte zweite Stadium und dann das frühe dritte bis zum Saisonende.


Im Jahr 2019 führte dies zu katastrophalen Schäden auf betroffenen Flächen und zu einem bis heute nachwirkenden Schrecken bei vielen betroffenen Landwirten. Auch im relativ entspannten Folgejahr 2020, in dem die Feldmaikäfer-Engerlinge zwar noch kurz fraßen, dann aber die Verpuppung und Verwandlung einsetzte. Und auch der Hinweis, dass das Jahr 2021 ein Hauptflugjahr ist und deshalb mindestens bis zur Jahreshälfte keine Schäden zu erwarten sind, wird oft noch skeptisch gesehen.


Dabei gibt es Grund zur Hoffnung: Die letzten Grabungen im Herbst 2020 deuten auf einen eher mäßigen Maikäferflug hin. Vollständige Sicherheit werden Grabungen ab Mitte April geben.


Grabungen geben Sicherheit


Um die Dichte der neuen Engerlingsgeneration zu bestimmen, werden Grabungen ab Juli/August lohnen. Eine Stichprobe von zehn Grabungen pro Hektar zeigt in der Regel recht gut, wie stark und wie homogen der Engerlingsbefall ist. Pro Einzelgrabung sollte ein zwei Spaten breites Quadrat mit einer Tiefe von 40–50 cm abgestochenwerden. Anschließend wird die Grasnarbe hochgehoben und die Engerlinge an den Wurzeln und im Erdreich darunter gezählt. Die ausgestochene Fläche entspricht etwa einem 1/10-Quadratmeter.


Bricht man die allgemein anerkannte Schadschwelle von 40 Tieren pro Quadratmeter herunter, dürfen sich also maximal vier Engerlinge in diesem Bereich befinden. Erst wenn mehr gezählt werden, lohnt eine Bekämpfung. An dieser Stelle sei erneut betont, dass die momentane Datenlage in den bayerischen Befallsgebieten besagt, dass heuer auf den meisten Flächen bis zum Herbst keine Maßnahmen gegen Engerlinge notwendig sein werden.


Mechanische Bekämpfung


Sollten die Engerlingszahlen des Sommers einen Handlungsbedarf noch im Herbst oder spätestens im nächsten Hauptschadensjahr 2022 erfordern, bleibt meist nur die mechanische Bodenbearbeitung. Mittels Kreiselegge oder Fräse und zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt, ist und bleibt sie die wirkungsvollste Methode. Die optimale Zeit hängt von der Temperatur des Oberbodens ab: Je wärmer der Boden, desto eher befinden sich die Engerlinge direkt unter der Grasnarbe und können vom Bodenbearbeitungsgerät erfasst werden.


Chemisch-synthetische Insektizide zur Engerlingsbekämpfung sind in Deutschland derzeit noch nicht zugelassen. Bleibt noch die biologische Bekämpfung: Für Produkte auf Basis des natürlichen Gegenspielers aller Entwicklungsstadien des Feldmaikäfers, des entomopathogenen Pilzes Beauveria brongniartii, muss allerdings in jedem Fall eine Ausnahmezulassung beantragt werden. Dabei ist zu beachten, dass für Präparate, die in anderen EU-Ländern eine Zulassung besitzen, in Deutschland ein Anwendungsverbot bestehen könnte. Anwender sollten sich hierzu rechtzeitig bei den zuständigen Behörden informieren.


andreas.holzhammer


@topagrar.com

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