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Erst quietschfidel, plötzlich tot

Lesezeit: 5 Minuten

Plötzliche Todesfälle in der Ferkelaufzucht können auf die Ödemkrankheit hindeuten. Wie Sie diese Krankheit erkennen und was Sie dagegen tun können, zeigt folgender Praxisfall.


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Die Absetzferkel schwankten beim Gehen und lagen fest. Schon nach zwölf Stunden waren sie tot. Und das ohne offensichtliche Vorerkrankung.


Dieses Bild bot sich bei einem Betriebsbesuch in Oberösterreich. Innerhalb von nur zwei Tagen verendeten acht Aufzuchtferkel auf dem Kombibetrieb mit 105 Zuchtsauen. Damals dachte der Betriebsleiter noch nicht, dass die Todesfälle durch die Ödemkrankheit ausgelöst worden waren.


Alle betroffenen Tiere stammten aus einer Kammer und wurden im Rein-Raus aufgestallt. Die toten Ferkel waren zwischen 10 und 12 kg schwer.


Erkrankte Tiere in Seitenlage


Auch andere Ferkel in den Buchten zeigten auffällige Symptome. So lagen erkrankte Tiere in Seitenlage mit einer schlaffen Lähmung auf dem Boden. In einer weiteren Bucht fielen Tiere auf, die beim Laufen leicht schwankende Bewegungen an der Hinterextremität zeigten. Einige Ferkel hatten geschwollene Augenlider.


Bei den erkrankten Tieren handelte es sich um durchwegs frohwüchsige Ferkel, die 14 Tage zuvor abgesetzt wurden. Vier Tage zuvor stellte der Landwirt das Absetz- auf Aufzuchtfutter um. Die Tiere nahmen das Futter gut auf.


Der Landwirt hatte fünf Wochen zuvor die Rezeptur des Ferkelaufzuchtfutters umgestellt. Diese wies einen höheren Energie- und Rohproteingehalt und weniger Rohfaser auf als die vorhergehende. Dadurch wollte er das Wachstum der Aufzuchtferkel beschleunigen.


Defizite beim Futter- und Wassermanagement waren nicht ersichtlich. Das Tier-Fressplatz-Verhältnis, die Futterstruktur und die Wasserversorgung lagen im empfohlenen Bereich.


Um die Todesursache festzustellen, wurden drei verendete Ferkel seziert. Dabei zeigte sich, dass sie einen guten Ernährungszustand hatten und die Mägen gut mit Futter gefüllt waren. Die Magenwand erschien etwas dicker als normal, der Dünndarm war erweitert und mit blutig wässriger Flüssigkeit gefüllt. Zudem war die Dünndarmschleimhaut gerötet. Die Gekröselymphknoten waren blutig gefärbt. Am Nasenrücken und an den Augen fanden sich Ödeme.


Um den Erreger nachzuweisen, wurden Darm- und Gewebeproben entnommen. Die Ergebnisse bestärkten den Verdacht, dass die Ferkel an der Ödemkrankheit verendet waren.


Alle Tiere der betroffenen Buchten wurden sofort via Injektion antibiotisch mit Cefquinom behandelt. Die akut erkrankten Tiere erhielten zusätzlich Dexamethason. Die gesamte Absetzgruppe wurde außerdem über das Futter sieben Tage mit Colistinsulfat behandelt.


Trotz der sofortigen Behandlung verendeten bis zum nächsten Morgen drei akut betroffene Tiere. In den darauffolgenden Tagen traten keine Neuerkrankungen mehr auf.


Was war die Ursache?


Doch woher kam die Ödemkrankheit in der Ferkelgruppe? Das Ganze beginnt schon beim Absetzstress und durch das Umstellen von der Muttermilch auf Festfutter. Da sich der gesamte Verdauungsapparat umstellen muss, nehmen der Dünn- und Dickdarm an Volumen zu, die Darmflora verschiebt sich und die Enzymproduktion ändert sich. Dadurch vermehren sich Colikeime im Dünndarm massiv.


Zudem fressen die Ferkel in den ersten Tagen nach dem Absetzen durch die Futterumstellung und den Stress weniger. Während dieser Hungerphase erneuern sich die Darmschleimhautzellen nur langsam. Gleichzeitig sinkt die Enzymproduktion. Ferkel können die Nahrung somit schlechter verdauen.


Wenn sie nach dieser Hungerphase zu fressen beginnen, steigt ihre Futteraufnahme, um das Energiedefizit zu kompensieren. Die aufgenommenen Futtermengen werden im Magen zu wenig angesäuert und es gelangen größere Mengen an unverdauten Nahrungsmitteln in die hinteren Darmabschnitte. Dadurch kommt es zu fütterungsbedingten Durchfällen.


All das kann zur Ödemkrankheit führen. Diese tritt meistens einige Tage nach dem Absetzen oder wenige Tage nach dem Umstellen auf das Ferkelaufzuchtfutter auf.


Das können Sie tun


Um das zu verhindern, sollten Sie die Ferkel ab dem zehnten Lebenstag mit einem Prästarter anfüttern. So bereiten Sie die Verdauungsenzyme auf pflanzliche Komponenten vor. Alle Futterumstellungen sollten fließend sein. Füttern Sie daher einige Tage vor dem Absetzen bereits das Absetzfutter zu.


Wichtig ist auch, dass genügend Fressplätze (1 : 1 bis 1 : 4) vorhanden sind. Lassen Sie den Stall schwach beleuchtet, damit die schwächeren Ferkel in den Abend- und Nachtstunden fressen können.


Bieten Sie mehrmals täglich kleine Mengen an hygienisch einwandfreiem Futter an. Das Futter können Sie eventuell auch anfeuchten. Geben Sie den Ferkeln Futter mit hohem Rohfasergehalt und reduziertem Proteingehalt.


Setzen Sie ergänzend hochverdauliche Futterkomponenten ein (z.B. Milchprodukte). Um den pH-Wert im Magen und Darm abzusenken, sollten Sie dem Futter organische Säuren zusetzen.


Auch die Trinkwasserhygiene ist wichtig, um der Ödemkrankheit vorzubeugen. Reinigen Sie Tränkbecken daher regelmäßig und lassen Sie Nippeltränken vor dem Einstallen laufen, um das abgestandene Wasser aus den Leitungen zu entfernen.


Prüfen Sie zudem die Durchflussrate. Diese sollte 0,5 bis 1 l pro Minute betragen. Das Tier-Tränke-Verhältniss sollte 1 : 8 betragen. Bieten Sie den Ferkeln zusätzlich Schalen- oder Putentränken an. Installieren Sie bei Bedarf eine Trinkwasserdesinfektionsanlage.


Die genannten Managementmaßnahmen können Sie durch eine Ödemimpfung ergänzen. In Bayern hat sich seit einigen Jahren die Toxoid-Vakzine bewährt. Diese hat laut Schweingesundheitsdienst wesentlich dazu beigetragen, dass der Antibiotika-Einsatz in der Ferkelaufzucht deutlich zurückgegangen ist.Beate Kraml


klaus.dorsch@topagrar.com

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