Darum gehts: Durch den Klimawandel verändern sich vielerorts die FFH-Lebensraumtypen. Experten und Landwirte fordern das Ende der starren Managementpläne.
Pro
Kontra
Das von der EU 1992 beschlossene Netz von Natura 2000-Schutzgebieten war ein wichtiger Schritt, um Artenlebensstätten und Lebensräume zu erhalten. Die damalige Vorstellung vom Schutz der FFH-Lebensräume ging davon aus, dass die Erhaltungsziele quadratmeterscharf und örtlich fixiert mit geeigneten Maßnahmen erreicht werden können.
Seit Jahren sehen wir uns aber spürbaren und unmittelbaren Folgen einer Klimaveränderung gegenüber. Sie hat auch deutliche Auswirkungen auf bedeutende Lebensraumtypen im Naturpark Südschwarzwald. Die sie prägende Artenzusammensetzung wird sich ändern. Verschiedene Lebensraumtypen, wie z.B. den Borstgrasrasen, wird es an den Stellen, wo er heute vorkommt, so nicht mehr geben. Dies zeigen unsere Untersuchungen.
Wir dürfen und können diese Erkenntnisse nicht ignorieren, sondern müssen sie in die Erhaltungsstrategie einbinden. Dazu bedarf es grundlegender Änderungen:
Wir brauchen dringend eine Abkehr von einer statischen FFH-Betrachtungsweise hin zu einer dynamischen, die den Klimawandel einschließt. Dies muss sich auch unmittelbar in den Maßnahmen niederschlagen.8
Es bedarf dringend einer großräumigeren Betrachtung des Naturschutzes im FFH-Kontext. Das bisherige Vorgehen legt Erhaltungs- und Entwicklungsziele zu kleinräumig fest.9
Wenn wir am bisherigen System festhalten, das mit einem Verschlechterungsverbot verbunden ist, werden wir vor allem auch gegenüber den Landnutzern an Vertrauen verlieren. Gerade sie sind unsere Partner und wir brauchen sie für einen zukunftsfähigen Naturschutz.
Unbestritten wird der Einfluss des Klimawandels auf Arten und Lebensräume zunehmen. Er wird daher bei der Fortführung der Managementplanung stärker berücksichtigt werden.
Zu erwarten sind Verschiebungen bei den Zusammensetzungen der Arten. Das muss jedoch nicht zwingend zum Verlust des Lebensraumtyps oder zur Minderung seiner Qualität führen.
So gibt es Borstgrasrasen nicht nur im Schwarzwald, sondern auch an Orten mit wesentlich höherer jährlicher Durchschnittstemperatur, zum Beispiel in Karlsruhe und selbst im deutlich wärmeren Rhonetal zwischen Lyon und Valence.
Derzeit ist die Art der Landnutzung der prägende Faktor bei Lebensräumen und Arten der Kulturlandschaft und eine angepasste Bewirtschaftung wird in Zukunft sogar noch stärker an Bedeutung gewinnen.
Eine Anpassung an Klimaänderungen kann beispielsweise eine reduzierte Düngung bei durch Temperaturerhöhung verursachter höherer Mineralisierung oder Anpassungen der Schnittzeitpunkte an eine frühere Vegetationsentwicklung bedeuten.
Eine wichtige Rolle zur Anpassung an den Klimawandel spielt auch der Ausbau eines zielorientierten Biotopverbunds.
Lebensräume und Arthabitate können zunächst dort erhalten und geschützt werden, wo sie vorkommen. Einer Flexibilisierung sind durch die oftmals sehr spezifischen Standortansprüche enge Grenzen gesetzt. Wo möglich, wird aber bereits heute ein flexibles Vorgehen praktiziert.
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Darum gehts: Durch den Klimawandel verändern sich vielerorts die FFH-Lebensraumtypen. Experten und Landwirte fordern das Ende der starren Managementpläne.
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Das von der EU 1992 beschlossene Netz von Natura 2000-Schutzgebieten war ein wichtiger Schritt, um Artenlebensstätten und Lebensräume zu erhalten. Die damalige Vorstellung vom Schutz der FFH-Lebensräume ging davon aus, dass die Erhaltungsziele quadratmeterscharf und örtlich fixiert mit geeigneten Maßnahmen erreicht werden können.
Seit Jahren sehen wir uns aber spürbaren und unmittelbaren Folgen einer Klimaveränderung gegenüber. Sie hat auch deutliche Auswirkungen auf bedeutende Lebensraumtypen im Naturpark Südschwarzwald. Die sie prägende Artenzusammensetzung wird sich ändern. Verschiedene Lebensraumtypen, wie z.B. den Borstgrasrasen, wird es an den Stellen, wo er heute vorkommt, so nicht mehr geben. Dies zeigen unsere Untersuchungen.
Wir dürfen und können diese Erkenntnisse nicht ignorieren, sondern müssen sie in die Erhaltungsstrategie einbinden. Dazu bedarf es grundlegender Änderungen:
Wir brauchen dringend eine Abkehr von einer statischen FFH-Betrachtungsweise hin zu einer dynamischen, die den Klimawandel einschließt. Dies muss sich auch unmittelbar in den Maßnahmen niederschlagen.8
Es bedarf dringend einer großräumigeren Betrachtung des Naturschutzes im FFH-Kontext. Das bisherige Vorgehen legt Erhaltungs- und Entwicklungsziele zu kleinräumig fest.9
Wenn wir am bisherigen System festhalten, das mit einem Verschlechterungsverbot verbunden ist, werden wir vor allem auch gegenüber den Landnutzern an Vertrauen verlieren. Gerade sie sind unsere Partner und wir brauchen sie für einen zukunftsfähigen Naturschutz.
Unbestritten wird der Einfluss des Klimawandels auf Arten und Lebensräume zunehmen. Er wird daher bei der Fortführung der Managementplanung stärker berücksichtigt werden.
Zu erwarten sind Verschiebungen bei den Zusammensetzungen der Arten. Das muss jedoch nicht zwingend zum Verlust des Lebensraumtyps oder zur Minderung seiner Qualität führen.
So gibt es Borstgrasrasen nicht nur im Schwarzwald, sondern auch an Orten mit wesentlich höherer jährlicher Durchschnittstemperatur, zum Beispiel in Karlsruhe und selbst im deutlich wärmeren Rhonetal zwischen Lyon und Valence.
Derzeit ist die Art der Landnutzung der prägende Faktor bei Lebensräumen und Arten der Kulturlandschaft und eine angepasste Bewirtschaftung wird in Zukunft sogar noch stärker an Bedeutung gewinnen.
Eine Anpassung an Klimaänderungen kann beispielsweise eine reduzierte Düngung bei durch Temperaturerhöhung verursachter höherer Mineralisierung oder Anpassungen der Schnittzeitpunkte an eine frühere Vegetationsentwicklung bedeuten.
Eine wichtige Rolle zur Anpassung an den Klimawandel spielt auch der Ausbau eines zielorientierten Biotopverbunds.
Lebensräume und Arthabitate können zunächst dort erhalten und geschützt werden, wo sie vorkommen. Einer Flexibilisierung sind durch die oftmals sehr spezifischen Standortansprüche enge Grenzen gesetzt. Wo möglich, wird aber bereits heute ein flexibles Vorgehen praktiziert.