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Getreide 2019: Jedes Wetter hat seine Pilze

Lesezeit: 6 Minuten

In diesem Jahr können Sie im Getreide noch auf die bewährten Strategien gegen Pilze setzen. Stephan Weigand von der LfL Bayern gibt letzte Praxistipps.


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Das Dürrejahr 2018 hatte auch seine Vorteile: Vielerorts konnte man auf den Einsatz von Fungiziden ganz verzichten. Was erwartet uns nun in diesem Jahr?


Aktuell präsentieren sich die Wintergetreidebestände im Süden meist in gutem, bei der Wintergerste teils auch in üppigem Zustand. Die Bestände glichen das anfangs verzögerte Wachstum im feuchtmilden Winter aus. Die ergiebigen Niederschläge im Dezember und Januar, zuletzt auch im März, sorgten erstmals für Entspannung, wenngleich unterhalb der Krume vielerorts noch ein Feuchtedefizit besteht und damit kein Puffer für längere Trockenphasen vorhanden ist.


Die Witterung der nächsten Wochen entscheidet, welche Krankheiten heuer bekämpfungsrelevant werden. Bis Anfang Dezember verhinderte die Trockenheit frühe Infektionen weitestgehend, erst mit der Winterfeuchte und den seit Mitte Februar steigenden Temperaturen werden diese für einige Krankheiten nun wahrscheinlicher.


Kontrolle Ab Schossbeginn


Je nach Schaderreger sind dazu allerdings infizierte Ernterückstände, der Zuflug frischer Sporen von Rost- und Mehltaupilzen aus benachbartem Ausfallgetreide oder aus entfernten Frühbefallsgebieten sowie eine entsprechend anfällige Sorte nötig. Ein verlässliches Bild liefern erst die Kontrollen der eigenen Bestände, die spätestens ab dem Schossbeginn empfohlen werden.


Dann schiebt die Pflanze ertragsrelevante Blätter, die es vor Neuinfektionen zu schützen gilt. Ab BBCH 31 startet auch das Monitoring des amtlichen Pflanzenschutz-Warndienstes in Bayern mit wöchentlichen Daten zum Krankheitsauftreten aus Spritzfenstern von Praxisschlägen. Anhand von bewährten Bekämpfungsschwellen wird hierbei die regionale Befallssituation bewertet, um so betriebseigene Entscheidungen zu unterstützen.


Im Zusammenhang mit dem Klimawandel ist mit Verschiebungen im Auftreten der verschiedenen Schadpilze zu rechnen. Sollten lange Trockenphasen künftig häufiger auftreten, profitieren davon Pilze mit geringen Feuchteansprüchen, allen voran die Rostpilze, aber auch DTR im Weizen oder Netzflecken in der Gerste.


Saisonale Effekte wichtiger


Erreger, die längere Feuchteperioden benötigen, wie zum Beispiel der Halmbruch, Septoria tritici, der Schneeschimmel oder Rhynchosporium werden dagegen entsprechend seltener. Zum anderen ist bei manchen Schaderregern auch mit einer Anpassung an die geänderten klimatischen Verhältnisse zu rechnen. So treten mittlerweile erste Gelbrostrassen auf, die bei deutlich höheren Temperaturen infizieren und neue Sporen bilden können, als dies früher der Fall war.


Solche langfristigen Trends werden jedoch überlagert von saisonalen Effekten, die für das Krankheitsgeschehen weitaus wichtiger sind. Neben der Witterung sind dies klassische acker- und pflanzenbauliche Faktoren, wie Krankheitsanfälligkeit der Sorte, regionale Verbreitung anfälliger Sorten, Fruchtfolgestellung, Bodenbearbeitung, Management der Ernterückstände, Saatzeitpunkt, Bestandesdichte oder Stickstoffdüngung. Das sind allesamt auch wichtige Stellschrauben, um den Krankheitsbefall gemäß dem Integrierten Pflanzenschutz schon vorbeugend zu reduzieren.


Daher zeigen auch langjährige Monitoringdaten und die zugehörigen Ertragseffekte durch Fungizide keine deutlichen Trends, sondern vielmehr starke Schwankungen der Einzeljahre (Übersicht 1). Außer in den Trockenjahren 2007 (Braunrost-Frühbefall), 2011 (Mehltau-Frühbefall) und 2018 (Braunrost-Spätbefall) sowie den Gelbrostjahren 2014 und 2015, dominierte in der Regel Septoria tritici, meist mit hoher Ertragswirkung.


Im letzten Jahr fiel dagegen meist erst ab Mitte Mai ausreichend Regen für Septoria-Infektionen, sodass der Erreger seltener, spät und daher meist nur moderat auftrat. Insgesamt verhalten blieb meist auch der Gelbrostbefall. Die hohe Säule beim Gelbrost im Monitoring 2018 ist der ursprünglichen Bekämpfungsschwelle für diese Krankheit geschuldet. In der Beratung nutzen wir diese strenge Schwelle nur für bekannte gelbrostanfällige Sorten. Für alle übrigen empfehlen wir wie bei Braunrost eine Bekämpfung sobald jede dritte Pflanze erste Pusteln aufweist.


Die Anwendung derartiger Bekämpfungsschwellen setzt zudem entsprechend wirksame Fungizide gegen die jeweiligen Schaderreger voraus. Im Idealfall sind das wie bei den Rostpilzen solche mit heilender Wirkung, weil sie auch nach der Infektion noch einsatzfähig sind. Regelmäßige Bestandskontrollen sind jedoch Voraussetzung.


Hält die sortenresistenz?


Hintergrund dafür ist die Unsicherheit, ob die Sortenresistenz aus dem Vorjahr noch Bestand hat. Das gilt gerade bei Rostpilzen. Insbesondere in Starkbefallsjahren werden die Resistenzeigenschaften stärker gefordert, neue Pilzrassen können auftreten und die Resistenz durchbrechen. Das war z.B. der Fall bei der Lr37-Braunrostresistenz im Jahr 2007 sowie bei der Gelbrostresistenz einiger Sorten in den Starkbefallsjahren ab 2014. Auch 2018 zeigten manche Sorten in Bayern nicht ihre gewohnte Braunrostresistenz, allen voran Julius, teils auch Patras, RGT Reform und Spontan. Sie wurden in der Sortenbewertung 2019 zurückgestuft.


Im Trockenjahr 2018 war laut Monitoringdaten in rund 20% aller Weizenschläge überhaupt kein Fungizid nötig. Auch unsere Fungizidversuche zeigen, dass im Mittel aller Standorte bei einem Weizenpreis von 17,40 €/dt und Überfahrtkosten von knapp 5 €/ha meist nur eine Behandlung wirtschaftlich war (Übersicht 2).


Bei einem sehr hohen Ertragsniveau der unbehandelten Kontrolle waren allerdings auch zwei Standorte mit den Sorten Benchmark und RGT Reform, an denen kein Erreger eine Bekämpfungsschwelle überschritt. Hier waren fast alle Fungizidvarianten unwirtschaftlich.


Ansonsten trat in den Versuchen spät und moderat Septoria auf, in beiden Kerubino-Versuchen leichter Gelbrost sowie bei einem Kerubino und beiden RGT Reform-Versuchen später Braunrost. Die Wirkungsgrade belegen, dass der relativ geringe Septoria- und Braunrostbefall generell gut kontrolliert wurde.


Im Mittelvergleich gab es leichte Vorteile bei Septoria für Ascra Xpro und bei Braunrost für die Elatus Era bzw. Elatus Plus-Varianten. Noch besser waren die Effekte gegen Gelbrost, wo sämtliche Varianten Wirkungsgrade zwischen 98% und 100% erzielten.


Ramularia in der Gerste


In der Wintergerste erbrachten Fungizide auch im Trockenjahr 2018 im Süden fast ausschließlich hochwirtschaftliche Mehrerträge. In unseren Versuchen dominierte an vier von fünf Standorten mit den Sorten Sandra und SU Vireni der Zwergrost, an zwei Standorten begleitet von Netzflecken. Die Ramularia-Sprenkelkrankheit trat dagegen relativ spät auf. In der Regel genügte eine Einmalbehandlung mit Chlorthalonil-Partner (Amistar Opti/ Zakeo Opti), um das wirtschaftliche Optimum zu erreichen.


Trotz späten und schwächeren Ramularia-Symptomen fielen auch 2018 die Erträge der Varianten ohne Chlorthalonil im Mittel um 5,0dt/ha niedriger aus. Solange dieser Wirkstoff verfügbar ist, sollte er bei Gerste im Süden daher in keiner Abschlussbehandlung fehlen! silvia.lehnert@topagrar.com

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