Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Aus dem Heft

Getreide im Jahr eins nach der Dürre

Lesezeit: 7 Minuten

Müssen wir nach dem extremen Anbaujahr bei der Frühjahrsbehandlung umdenken? Eine Einschätzung von Robert Bohla, Landwirtschaftliche Beratungsorganisation LBO.


Das Wichtigste zum Thema Süd extra freitags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Das vergangene Jahr wird vielen Getreideanbauern noch lange in Erinnerung bleiben, da in etlichen Regionen die Trockenheit die Erträge stark reduziert hat. Vor allem das nördliche Baden-Württemberg und die waldarmen Regionen in Franken verzeichneten die stärksten Einbußen. Es gab aber auch Regionen mit durchschnittlichem Ergebnis. Was sind die Lehren daraus? Welche Erfahrungen gilt es für die Zukunft mitzunehmen?


Zu nass gedrillt:

Die Probleme begannen eigentlich schon bei der Aussaat 2017: Die Winterungen wurden in vielen Gebieten unter zu feuchten Bedingungen gedrillt, die Feldkapazität lag im Herbst oft zwischen 80 und 100%. Bei leichten Böden mit Ton-/Lehmanteilen unter 15% hatte diese Übernässe dagegen nicht zu Stauschichten geführt und die nachfolgenden Winterniederschläge konnten gut vom Boden aufgenommen werden.


Die verschiedenen Bearbeitungsverfahren (Pflug-/Grubber-/Direktsaatverfahren) haben auf diesen leichteren Böden kaum zu Unterschieden in der Wurzelentwicklung geführt. Sie war im Frühjahr auf diesen Standorten gut und der Wurzeltiefgang war häufig bereits bis 50cm vorangeschritten.


Auf tonigen Standorten war das größte Problem, das Wasser in den Boden zu bekommen. Das gelang mit einer eher rauen Oberfläche und oben aufliegender Organischer Substanz am besten. Ein Grubber mit schmalen bis mittelbreiten Scharen ohne Flügel hatte den Vorteil, dass er keine Schmier- und somit Stauschichten für Wasser produzierte. Ein Pflugeinsatz ohne Schmierschichten ist als gleichwertig zu beurteilen.


Wenn dauerhaft Wasser unter einer Wurzel steht, wächst sie in diesem Bereich nicht. Bei vergleichbaren Aussaatterminen reichten die Wurzeln bei ungünstiger Bodenbearbeitung nur 10cm tief gegenüber 35cm bei optimalen Bedingungen. Stehen die Wurzeln längere Zeit (ca. 20 Tage) im Wasser, sterben die Wurzelhaare ab und es werden in dieser Zeit keine neuen Feinwurzeln mehr ausgebildet. Die Frühjahrsentwicklung der Wurzeln kann die schlechten Bedingungen vom Herbst nicht mehr ausgleichen, da gerade bei spätem Vegetationsbeginn nur der Zeitraum bis EC 32 (ca. 12. Mai) für den Tiefgang zur Verfügung steht.


Wenig Feinwurzeln:

Eine geringe Feinwurzelentwicklung war oft bei Direktsaat und/oder flacher Bearbeitung mit einer Kurzscheibenegge der Fall. Durch die fehlenden Wurzeln können kaum Nährstoffe aufgenommen werden, die Entwicklung und die Kornanlage verzögern sich deutlich.


Eine schwächere Ausbildung der Seitentriebe und deren Ährenanlagen durch eine geringere Cytokininproduktion in den Wurzelspitzen waren die Folge. Das Resümee ist wie in vielen Jahren: „Ohne Wurzel kann es keine guten Erträge geben.“ Getreidebestände nach einer vitalen Sommerzwischenfrucht oder nach Ackergras/Luzerne/Zuckerrübe/Körnermais zeigten eine bessere Wurzelentwicklung und deutlich bessere Erträge (> 20 %).


Der Vegetationsbeginn 2018 war etwa zehn Tage später als normal und der Beginn des Ährenschiebens war acht Tage früher als das langjährige Mittel. Durch die mehr als zwei Wochen geringere Vegetationszeit war für die Kornanlage und die Wurzelentwicklung weniger Zeit. Das führte zu einer geringeren Kornzahl je Ähre und weniger stabilen Kornanlagen in den Seitentrieben.


N und S zum Start düngen:

Im vergangenen Jahr sind in vielen Fällen die Nmin-Vorräte sehr niedrig gewesen. Die Werte haben fast immer mit der Vitalität des Bodenlebens und des Bestandes korreliert, bei übernassen Verhältnissen lagen diese teilweise unter 20kg N/ha (Spanne 0 bis 60kg N/ha) und bei guter Gare selten über 75kg N/ha.


Die Smin Werte waren überall unterdurchschnittlich (5 bis 20 kg S pro ha). Durch das oft geringe Bodenleben erfolgte keine Umsetzung und Nachlieferung. Zusätzlich war in den seltensten Fällen Calcium (Ca) in den obersten Zentimetern zur Verfügung, da es durch die hohen Niederschläge nach unten verlagert wurde.


Deshalb war es bei Gerste, schwachem Weizen und bei Getreide auf schwächeren Böden wichtig, bei der Startgabe auf Sand eine Nitratmenge von mind. 25kg, bei Ton von mind. 40kg auszubringen. Bei einer rechtzeitigen nitrathaltigen Startgabe mit Schwefel (> 25kg/ha) sah man deutlich besser bestockte Bestände. Durch die Startdüngung (N + S) wird auch das Bodenleben gefördert. Denn um das Düngerkorn erhöht sich die Aktivität der Mikroorganismen und die Nachlieferung aus dem Boden findet früher statt. Sie ist zudem besser für die Versorgung des Bestandes anzurechnen (Priming-Effekt).


Was gilt 2019?

In diesem Jahr stellt sich die Situation der Bodengare und der Nmin-Werte genau gegensätzlich dar. In ganz Süddeutschland ist eine optimale Bodenstruktur vorhanden. Übernässe, die Wurzeln reduzieren könnte, ist sehr selten vorhanden.


Durch die Trockengare nahmen die Böden die 120 bis 250 l Winterniederschläge gut auf. Die Wurzelausbildung ist bei früh und normal entwickelten Beständen optimal und der Tiefgang hat auf vielen Standorten bis zu 60 cm erreicht.


Keine Nitratdüngung nötig:

Die Nmin-Werte liegen zwischen 60 und 200kgN pro ha. Sie lassen auf ein aktives Bodenleben schließen und eine frühzeitige Nachlieferung erwarten, es sei denn, es kommt noch ein Bodenfrost, der 25cm tief eindringt.


Bei normalem Vegetationsbeginn können wir mit einer intensiven Pflanzenentwicklung mit vielen Seitentrieben und langen Ähren rechnen. Die notwendige Korndichte ist dann einfach zu erreichen – allerdings bei erhöhter Lagergefahr. In diesem Jahr wird bei den gut entwickelten Beständen keine Nitratdüngung erforderlich sein und die Andüngung sollte gering ausfallen.


Ideal sind bei diesen Bedingungen ammoniumhaltige und stabilisierte Dünger, da sie keine zusätzliche Seitentriebentwicklung begünstigen. Schwefel (> 15 kg/ha) sollte unbedingt in die erste Gabe, damit auch die Verlagerung bis in den gesamten A-Horizont des Bodens erfolgt. In der Schossphase, wenn das Bodenwasser genutzt wird, steht dann auch Schwefel zur Verfügung.


Während im Herbst 2017 aufgrund der Nässe nur wenig Herbizidmaßnahmen durchgeführt wurden, sind 2018 durch die anhaltende Trockenheit kaum Unkräuter und Ungräser aufgelaufen. Weil Bodenherbizide unter diesen Bedingungen sehr schlechte Wirkungsgrade haben, wurde die Maßnahme in das Frühjahr verlegt.


Unkräuter weit entwickelt:

Ein stärkerer Auflauf vor allem von Gräsern war erst ab Anfang November zu erkennen. Die Ungräser haben aber in den letzten drei Monaten eine optimale Entwicklung durchlaufen. Man kann gut erkennen, dass durch die gute Gare eine ideale Wurzelentwicklung stattgefunden hat und teilweise bereits die Bestockung im Gange ist.


Einige wenige Pflanzen, die frühzeitig aufgelaufen sind, haben schon EC 29 erreicht und dies gilt es zu berücksichtigen. Diese Pflanzen werden bei fehlender Vegetationsruhe bereits am 1. April in die Schossphase übergehen. Dann ist vor allem beim Fuchsschwanz auf potente Mittel mit hohen Aufwandmengen Wert zu legen.


Die Behandlungen müssen dann unbedingt frühzeitig erfolgen, eventuell schon Ende März. Bei den ALS-Hemmern sind vor allem Atlantis Flex, gefolgt von Atlantis OD und Avoxa (ALS + ACCase Hemmer) zu nennen. Bei den ACCase-Hemmern ist Traxos (nicht in Wintergerste) das stärkste Mittel. Im vergangenen Jahr waren nur die frühen Behandlungen bei noch feuchten Böden bis Anfang April sehr gut wirksam. Die intensive Strahlung und die abnehmende Bodenfeuchte sorgten früh für eine starke Wachsschicht. Unter solchen Bedingungen sind unbedingt zusätzliche Netzmittel erforderlich, die die Penetration fördern z.B. Kantor, Li700 oder Adhäsit.


Auf die Luftfeuchte achten:

Verzichten kann man auf solche Mittel nur, wenn bei Luftfeuchten über 70% behandelt werden kann. Ab Mitte April sah man bereits Staub auf den Blättern der Gräser und Unkräuter, der nur noch Teilwirkungen zuließ. Sehr gute Wirkungsgrade waren z.B. bei Atlantis WG + Mero + 40l AHL oder bei sehr geringer Luftfeuchte am Tag zusätzlich bei 1l Dash, 0,2l Kantor oder mit X-Change zu erzielen. Die Aufwandmenge von X-Change ist abhängig von der Wasserhärte, bei hartem Wasser 0,2 l je 100 l Wasser und bei weichem Wasser 0,15 l. Bei Traxos oder Axial ist die Zugabe von 1,0 l Dash oder Mero zur Wirkungsverbesserung notwendig. Kontakt: silvia.lehnert@topagrar.com

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.