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Grünland: Ihre To-do-Liste für dieses Frühjahr

Lesezeit: 6 Minuten

Vor allem flachgründiges Grünland sieht in diesem Frühjahr verheerend aus. Was kann man tun? Prof. Martin Elsäßer vom LAZBW Aulendorf gibt Tipps.


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Hitze und Trockenheit haben die Grünlandflächen im letzten Jahr vielerorts extrem geschädigt. Besonders auf flachgründigen Böden ist teilweise nicht mehr viel von einer einst leistungsfähigen Gasnarbe übrig. Was ist zu tun? Und vor allem, kann man etwas tun, ohne genau zu wissen, wie sich die Bestände weiterentwickeln?


Pflanzen reagieren unterschiedlich


Die extreme Trockenheit des letzten Jahres bedeutete nicht nur für die Landwirte einen extremen Stress. Auch die Pflanzen im Grünland litten erheblich unter der Dürre. Allerdings weisen die verschiedenen Arten sehr unterschiedliche Mechanismen auf, mit denen sie auf Stress reagieren.


Teilweise sind die Reaktionen genetisch bedingt, teilweise sind es auch physiologische Reaktionen, die bei vielen Pflanzen gleich ablaufen. Dabei war die Situation im Jahr 2018 weit schwieriger als in den Vorjahren. Hätte man wie in den Jahren zuvor noch darauf setzen können, dass es im Spätsommer ausreichend Wasser für die Nachsaat gibt, war es 2018 auch im Frühherbst immer noch viel zu trocken dafür. Wer trotzdem gesät hat, muss jetzt die Ansaat dringend kontrollieren. Überhaupt ist als erster Schritt im Frühjahr das Erfassen der Situation wichtig.


1. Analyse: Wie sieht der Bestand tatsächlich aus?


Bestimmen Sie zunächst den Lückenanteil anhand des Aulendorfer Nachsaatschemas (Übersicht 1). Sind in den Lücken zudem hartnäckige Unkräuter eingewandert? Was ist mit der Gemeinen Rispe passiert? Wie sind die Bestände über den Winter gekommen und haben Schneeschimmel und Mäuse den Beständen zusätzlich zugesetzt? Welche Pflanzenarten sind noch übrig und könnten sie im Verlauf des Frühjahres einen guten Grünlandbestand bilden?


2. Die richtige Maßnahme zur rechten Zeit


Je nach Höhe des Lückenanteils folgen weitere Maßnahmen. Wenn mehr als 20% Lücken vorhanden sind, sollten Sie bereits vor dem ersten Aufwuchs ansäen.


Allerdings ist im ersten Aufwuchs meist mit einer hohen Konkurrenz durch den vorhandenen Altbestand zu rechnen. Zudem steht noch die organische Düngung an. Neu aufwachsende Keimlinge werden dann leicht verätzt und am guten Wachstum gehindert. Daher Gülle – wenn irgend möglich – gut verdünnen und unbedingt bodennah auf kurze Bestände ausbringen.


Bei wenig Lücken sollte man die botanische Zusammensetzung des Bestandes genauer überprüfen.


Bei hohen Anteilen an Gemeiner Rispe wird eventuell ein Auseggen oder Ausstriegeln erforderlich. Danach ist der Konkurrenzdruck der Altnarbe so hoch, dass eine erfolgreiche Ansaat im ersten Aufwuchs kaum gelingt. Hier also erst nach der Ernte des ersten Aufwuchses nachsäen.


3. Risiko mindern durch Ansaat mit mischungen


Das Risiko bei der Anpassung der Bestände an die Umweltbedingungen lässt sich mildern, wenn man nicht nur einzelne Arten, sondern Mischungen ansät. So zeigt sich klar, dass Mischungen aus Tief- und Flachwurzlern langfristig viel eher in der Lage sind, knappe Wachstumsressourcen auszunutzen.


Leguminosen, z.B. Rotklee oder vor allem Luzerne, überstehen als tief wurzelnde Pflanzen Trockenphasen weit besser als flach wurzelnde Gräser oder Weißklee.


Gleiches gilt für die Effizienz der Stickstoffdüngung. Wird gleichzeitig das Stickstoffbindungsvermögen der Leguminosen genutzt, ist eine stark reduzierte mineralische Stickstoffdüngung möglich. Das schont zum einen den Geldbeutel und andererseits die Umwelt, da weniger CO2 infolge der industriellen Fertigung von mineralischem N anfallen würde. An Trockenheit angepasste Mischungen enthalten meist das trockenheitstolerante Knaulgras. Auch Rohrschwingel kann Trockenheit besser ertragen. Beide Gräser sind für Weideflächen allerdings nicht geeignet, weil Weidetiere sie nur eingeschränkt fressen.


4. Düngung an Standorte und Bestände anpassen


Vermeiden Sie zusätzlichen Stress für die Grünlandbestände, indem Sie zur Sonne geneigte Hänge nur vorsichtig begüllen und möglichst verdünnte Gülle verwenden. Zu dicke Gülle auf bereits angeschosste Bestände gefährdet oft auflaufende Gräser und den Neuaustrieb der Gräser im Frühjahr.


Der Einsatz von Ureasehemmern kann vorteilhaft sein, denn in Abhängigkeit von Feuchte und Temperatur werden Nährstoffe aus der Gülle dadurch verzögert freigesetzt. Sie kommen dann eventuell erst zum Zeitpunkt des Bedarfs.


Es ist verständlich, dass nach einem langen Winter und zunehmend knapper werdender Lagerkapazität der Druck zur Gülleausbringung steigt. Aber vermeiden Sie unbedingt Bodenverdichtungen durch zu schwere Güllefässer und das Befahren der Grünlandböden in feuchtem Zustand. Starke Düngung und feuchte Böden steigern das Risiko von Lachgasemissionen (Übersicht 2).


5. Weideaustrieb rechtzeitig planen


Unabhängig von der Grasnarbendichte bleibt der Zeitpunkt für die erste Beweidung gleich. Die Regel heißt nach wie vor: austreiben, sobald was zu fressen da ist. Damit aber genügend Zeit für die Sanierung stark geschädigter Flächen bleibt, sollten frisch nachgesäte Flächen zunächst nicht beweidet werden.


Vor allem dann nicht, wenn gerade neue Keimlinge auflaufen. Zudem sollten Sie gerade diese Flächen nicht zu kurz abfressen lassen. Die minimale Fresstiefe darf daher insbesondere im Sanierungsfall 5cm nicht unterschreiten. Bei erneuten Trockenphasen sollten die Weidepflanzen ohnehin geschont werden. Es wäre gut, die Weiden generell nicht unter 5cm Nutzungstiefe abfressen zu lassen, weil einige wichtige Grünlandgräser in den Stoppeln gerade ihre für den Wiederaustrieb wichtigen Reservestoffe speichern.


6. Geeignete Mischungen verwenden


Bislang wird in Landessortenversuchen oder Wertprüfungen noch nicht gezielt die Sorteneigenschaft „Trockenheitsverträglichkeit und Resilienz (Wiederaustrieb nach pflanzlichem Stress)“ abgeprüft. Daher kann man zum jetzigen Zeitpunkt auch keine entsprechende Sortenempfehlung geben.


Es kann aber davon ausgegangen werden, dass die bisherigen Empfehlungssorten auch weiterhin bessere Erträge und eine höhere Persistenz haben als die nicht empfohlenen Sorten.


Einfacher ist es wohl bei der Auswahl der Arten. Denn neben Knaulgras und Rohrschwingel, bewies auch die Wiesenrispe bedingt durch ihre unterirdischen Ausläufer eine gute Ausdauer in Trockenphasen. Etwas überraschend war, dass sich auch nachgesäter Rotklee in Versuchen des LAZBW Aulendorf während des trockenen letzten Jahres noch gut im Bestand halten konnte. Offensichtlich haben wir in den letzten Jahren Nachsaaten mit Rotklee im Dauergrünland in ihrer längeren Haltbarkeit stark unterschätzt. Einseitige Grasansaaten bieten zwar eventuell höhere Erträge, aber das eben nur bei optimalen Bedingungen. Dauerhaft ordentliche Erträge lassen sich demnach nur bei etwas breiter angelegten Mischungen unter Verwendung von Leguminosen erreichen.


7. Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not!


Zugegeben, dieser Satz klingt sehr banal, aber letztlich geht es darum, zunächst bei der Futterproduktion, aber auch später bei der Ausbringung und Verteilung wirtschaftseigener Dünger die Möglichkeiten des Standortes hinsichtlich seiner Ertragsleistung zu berücksichtigen.


Da es Gebiete gibt, in denen es regelmäßig immer wieder zu trockenheitsbedingten Ertragsminderungen kommt, ist letztlich auch der maximale oder optimale Viehbesatz an diese Standorteigenschaften anzupassen. Das kann einerseits dadurch erfolgen, dass man die Produktion in wüchsigen Phasen z.B. durch N-Düngung steigert, andererseits aber sollte man in diesen Zeiten auch Vorräte für schlechtere Phasen anlegen. Hier kann das Einlagern als Heu oder als Silage in Rundballen sinnvoll sein. Bei Bedarf lassen sich dann auch kleinere Einheiten verfüttern.


silvia.lehnert@topagrar.com

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