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Heimische Helfer: Halten sie durch?

Lesezeit: 4 Minuten

Ein Hopfenbaubetrieb vom Bodensee hat über das Portal „Das Land hilft“ viele Saisonarbeiter aus der Region gefunden. Der Härtetest steht aber noch aus.


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Kurz nachdem das Vermittlungsportal „Das Land hilft“ Ende März gestartet war, hat sich Claudia Locher an den Rechner gesetzt und einen halben Tag nach Bewerbern für Saisonarbeitern gesucht. Die Landwirtin bewirtschaftet mit ihrem Mann Stefan und ihrer Tochter Teresa einen Hopfenbaubetrieb in Tettnang am Bodensee. Weitere Betriebszweige sind der Anbau von Äpfeln und eine Brennerei.


„Normal haben wir neun rumänische Erntehelfer, die jedes Jahr ab Anfang April kommen“, berichtet Locher. Zum Befestigen und Spannen der Hopfendrähte im April kommen die ersten Helfer. Ab Ende April die restlichen, wenn die Hopfentriebe an die Drähte gebunden werden. Eine weitere Arbeitsspitze ist die Hopfenernte im Herbst.


Doch dieses Jahr ist alles anders. Wegen Corona wusste sie nicht, ob ihre Helfer aus dem Ausland kommen können, und wenn ja, wie viele. Deshalb brauchte sie schnell eine Alternative.


Zwölf Bewerber


Die Bäuerin war erstaunt, wie viele Menschen sich auf dem Portal für Saisonarbeitskräfte beworben haben. Sie hat Bewerber herausgesucht, die im Umkreis von 10 km um ihren Betrieb wohnen, und diese dann angerufen. Vom Studenten bis zum Rentner waren alle Altersgruppen vertreten.


Um herauszufinden, ob die Bewerber willig sind und es sich vorstellen können, mit ihnen in der Natur zu arbeiten, hat die Landwirtin zwölf von ihnen zu einem Gespräch auf den Hof eingeladen. „Wenn Menschen vier bis sechs Wochen lang mit uns zusammenarbeiten wollen, müssen sie wissen, was auf sie zukommt“, sagt Locher. „Da hilft es, wenn sie vorher uns und unseren Hof gesehen haben.“


Klare Ansage


Die Hopfenbäuerin hat den Bewerbern unverblümt erklärt, was auf sie zukommt: „Das Anbinden der Hopfenpflanzen ist eine so ungewohnte Tätigkeit, dass in der Anfangszeit jeden Tag ein anderer Muskel weh tut.“ Der eine brauche zwei Tage, der andere mehr als eine Woche bis das vorbei sei. Vergütet wird die Arbeit mit dem Mindestlohn von 9,35 € pro Stunde.


Trotz der klaren Ansage ist nach diesem Kennenlerngespräch nur ein Bewerber abgesprungen. „Die meisten haben einen sehr motivierten Eindruck gemacht“, lobt Locher. Es müsse sich aber zeigen, wie viele durchhalten.


Um die heimischen Kräfte nicht zu überfordern, plant sie bei den deutschen Helfern mit höchstens acht Stunden Arbeitszeit am Tag. Ihre rumänischen Saisonarbeiter kommen in der Regel auf zehn bis zwölf Stunden.


Auch halbtags möglich


Einige heimische Helfer möchten nur halbtags arbeiten, weil sie Kurzarbeit oder Vorlesungen haben bzw. sich nur einen halben Tag zutrauen. „Das ist okay“, sagt Locher. Allerdings bestehe sie darauf, dass der Start entweder morgens oder nach dem Mittagessen ist, weil nicht alle Flächen am Hof liegen.


Aus Sicherheitsgründen müssen sich die deutschen Helfer selbst versorgen. „Wenn alle an einem Tisch sitzen würden, könnte der geforderte Mindestabstand nicht mehr eingehalten werden“, erklärt Claudia Locher. Zudem könnten sich die Saisonarbeiter aus der Region im Gegensatz zu den ausländischen Helfern gut selbst verpflegen.


Für kalte Tage hat sie aber in den leeren Schlafräumen der ausländischen Kräfte Stühle und Tische aufgestellt. Hier können sich die Saisonarbeiter während der Pausen aufwärmen.


Weil in der Hofbrennerei noch Alkohol lagert, sind reichlich Desinfektionsmittel vorhanden. Ein große Herausforderung war aber, ausreichend Mundschutz und Einmalhandschuhe für alle Mitarbeiter zu organisieren.


Informationen per WhatsApp


Damit sie ihre heimischen Helfer schnell über Änderungen informieren kann, hat die Landwirtin für sie eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet. „Wenn wir Nächte mit Frost haben, müssen wir am nächsten Tag mit dem Hochbinden der Triebe später starten, um sie nicht zu verletzen“, nennt Claudia Locher ein Beispiel.


Die Hopfenbäuerin sieht sich für die Arbeitsspitzen nun zwar gerüstet. Doch die Zweifel, ob die heimischen Helfer durchhalten, bleiben.


klaus.dorsch@topagrar.com

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