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Herbizide allein reichen nicht mehr

Lesezeit: 8 Minuten

Den Ackerfuchsschwanz nur mit Herbiziden zu bekämpfen, führt wegen Auflagen und Resistenzen nur noch selten zum Erfolg. Eine effektive Strategie startet direkt nach der Ernte der Vorfrucht.


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Der Druck von Ackerfuchsschwanz hat in unserem Beratungsgebiet rund um Schwäbisch Hall seit letztem Jahr extrem zugenommen. Auch die umliegenden Landkreise meldeten erheblichen Befall mit Ungräsern. Viele Flächen zeigten im Frühjahr massive Befälle mit Ackerfuchsschwanz und Trespe.


Obwohl wir im vergangenen Herbst zuerst von guten Bedingungen für den Einsatz von Bodenherbiziden ausgegangen waren, mussten wir schnell feststellen, dass sich der Ackerfuchsschwanz dennoch etablieren konnte. Vermutliche Gründe hierfür waren die warmen Temperaturen und der lockere, nicht abgesetzte Boden. Dadurch konnte der Ackerfuchsschwanz in kürzester Zeit durch den Spritzfilm wachsen beziehungsweise die Hohlräume ausnutzen – ohne genügend Wirkstoff über das Hypokotyl aufzunehmen.


Auf den schweren, tonhaltigen Böden, die in unserem Beratungsgebiet reichlich vorkommen, kam zudem das Problem hinzu, dass die Wirkstoffe teilweise an die Tonkomplexe im Boden gebunden werden. In diesem Fall reichen die zugelassenen Aufwandmengen dann nicht mehr für eine effektive Wirkung aus.


Die trockene Witterung bis Ende September letzten Jahres und das Verbot der Düngung zur Förderung der Strohrotte haben darüber hinaus dazugeführt, dass noch reichlich Ernterückstände auf den Äckern lagen. Diesebehinderten die erfolgreiche Versiegelung der Ackerfläche zusätzlich und verschlechterten so die Wirkung der Bodenherbizide.


Frühe Saaten im Nachteil


Septembersaaten hatten mit einemwesentlich höheren Besatz an Ackerfuchsschwanz zu kämpfen als Saaten, die erst im Oktober gedrillt wurden. Die Nachbehandlungen in der Wintergerste hatten aufgrund von Resistenzen bei ACCase-Hemmern in den meisten Fällen keine Wirkung mehr gezeigt. Bei Winterweizen haben die Landwirte den Fokus auf die Nachbehandlungen im Frühjahr gelegt.


Das Problem hierbei war allerdings, dass die Behandlungen mit Atlantis Flex aufgrund der Drainageauflage erst ab 16. März erfolgen durften. Der Ackerfuchsschwanz hatte zu dieser Zeit schon bestockt, sodass keine zufriedenstellende Wirkung mehr erreicht werden konnte. Die Ergebnisse der Resistenzuntersuchungen stehen hier allerdings noch aus.


Auf IntegrierteMaßnahmen setzen


Auf Herbizide als alleiniges Heilmittel zur Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz kann künftig nicht mehr gesetzt werden. Stattdessen sind zuvor integrierte Maßnahmen zu ergreifen, um den Ackerfuchsschwanzdruck zu senken – beginnend beim Drusch und der Stoppelbearbeitung der Vorfrucht.


Stroh- und Spreuhaufen bergen immer die Gefahr, dass Unkrautsamen darin trocken liegen und nicht auflaufen. Daher sollten diese nach dem Drusch beispielsweise mit einem Strohstriegel verzogen werden. Da der Ackerfuchsschwanz ein Lichtkeimer ist, sollte die erste Stoppelbearbeitung möglichst flach durchgeführt werden.


Andernfalls könnte der Samen vergraben werden und in Keimruhe verfallen. Wenn dann durch Frühjahrstrockenheit Risse im Boden entstehen und der Lichtreiz auch tiefere Schichten erreichen kann, könnten die dort liegenden Samen wieder keimen. Für diese erste, sehr flache Stoppelbearbeitung eignet sich ebenfalls der Strohstriegel. Diesjährige Feldbeobachtungen und Rückmeldungen der Landwirte aus unserem Beratungsgebiet bestätigen dies.


Wurde die Stoppelbearbeitung richtig durchgeführt und sind danach ausreichend Niederschläge gefallen, kann der aufgelaufene Ackerfuchsschwanz inklusive Ausfallgetreide mit einer weiteren tieferen Bodenbearbeitung mechanisch beseitigt werden. Wichtig ist hierbei, dass die mechanische Bekämpfung bei sonnigem und trockenem Wetter erfolgt. Denn nur dann vertrocknen die ausgerissenen Ungräser.


Der Einsatz eines Nachläufers ist im Hinblick auf die Unkrautbekämpfung eher kritisch zu sehen. Der Nachläufer drückt die Unkräuter wieder an, sodass diese bei passender Witterung wieder anwachsen können.


Der Pflug kann ebenfalls einen sauberen Tisch bereiten. Scheibensech oder noch besser Vorschäler sorgen dabei für eine saubere Ablage der Ungrassamen in tiefe Bodenschichten, in denen das Keimen nicht möglich ist. Der Einsatz des Pfluges sollte sich innerhalb der Fruchtfolge allerdings erst nach ein paar Jahren wiederholen. Andernfalls könnten vergrabene Ackerfuchsschwanzsamen zu früh wieder nach oben geholt werden. Speziell die Wintergerste dankt eine Pflugfurche in der Regel. Im Gegensatz zum Weizen verfällt sie bei einer Mulchsaat schnell in Stress, wenn sie im Herbst oder zeitigen Frühjahr „nasse Füße“ bekommt.


Scheinsaat und Saattermin


Zwei weitere Maßnahmen im Repertoire des integrierten Pflanzenschutzes vor der Saat sind das falsche Saatbett (Scheinsaat) und der späte Saattermin.


Beim falschen Saatbett wird der Acker bereits zwei bis drei Wochen vor der eigentlichen Aussaat saatfertig hergerichtet. Die Unkrautsamen in den oberen Bodenschichten bekommen dadurch einen Keimreiz und optimale Auflaufbedingungen. Je nach Wetter läuft der Ungrassamen zügig auf und kann dann mit einem nicht selektiv wirkenden Herbizid noch vor der Saat der Hauptkultur beseitigt werden. Die nachfolgende Saat sollte dann allerdings ohne weitere Bodenbearbeitung erfolgen. Auch eine mechanische Beseitigung ist möglich. Diese birgt bei zu tiefer Bearbeitung allerdings die Gefahr, dass neuer Samen aus tieferen Bodenschichten zum Keimen angeregt wird. Deshalb empfiehlt sich auch hier eine möglichst flache, ganzflächige Bearbeitung des Schlags.


Der Saattermin nimmt ebenfalls großen Einfluss auf den späteren Ungrasdruck: Sehr stark mit Ungräsern belastet sind vorrangig Septembersaaten, die darüber hinaus anfälliger für Verzwergungsvirosen sind. Bei späteren Saatterminen läuft der Ackerfuchsschwanz in der Regel vor der Saat auf und wird dann bei der Saat mit einer Drillkombination mechanisch beseitigt. Konnte das Samenpotenzial bereits vor der Saat erfolgreich reduziert werden, steht dann für die später auflaufenden Ackerfuchsschwanzpflanzen mehr Wirkstoff pro Pflanze zur Verfügung.


Ob eine spätere Aussaat möglich ist, hängt allerdings stark vom Boden ab: Auf schweren, tonhaltigen Böden ist die Gefahr groß, dass eine spätere Aussaat unter feuchteren Bedingungen stattfinden muss. Ein gröberes Saatbett ist die Folge. Dies führt zum einen zu schlechten Bedingungen für das Versiegeln mit einem Bodenherbizid. Zum anderen können sich in den Kluten Samen sammeln. Zerfallen die Kluten dann später durch Außeneinwirkungen wie Frost, Regen oder Trockenheit, können die Samen wieder keimen. Eine Überfahrt mit der Walze kann hier teilweise Abhilfe schaffen und zudem die Wirkungsgrade der Bodenherbizide verbessern.


Herbizide Zum Schluss


Wurden alle Maßnahmen zur Reduktion des Samenpotenzials im Boden umgesetzt, steht als Schlussbaustein der gezielte Einsatz der Herbizide an. Dazu sind aufgrund bereits bestehender Resistenzen gegenüber ACCase- und ALS- Hemmern sowie zur Resistenzvermeidung bodenwirksame Herbizide zu nutzen. Ziel der Herbstbehandlung ist es, den frühen Druck der Ungräser frühzeitig herauszunehmen. Eine Nachbehandlung sollte dann erst im Frühjahr wieder nötig sein oder im besten Falle ganz unterbleiben können.


Für die Herbstbehandlung stehen die bekannten Wirkstoffe Flufenacet, Diflufenican, Pentimethalin und Prosulfocarb zur Verfügung. Die Gräserwirkung kommt dabei hauptsächlich aus dem Wirkstoff Flufenacet, der z.B. in den Mitteln Cadou SC, Herold SC, Malibu oder Battle Delta vorhanden ist. Für einen erfolgreichen Flufenacet-Einsatz ist vor allem der Anwendungszeitpunkt im frühen Nachauflauf entscheidend, da die Ungräser den Wirkstoff größtenteils über das Hypokotyl aufnehmen. Witterungsabhängig ist dies meist sieben bis 14 Tage nach der Saat der Fall. Auf Problemstandorten mit hohem Ackerfuchsschwanzbesatz sollten 2,0-3,0 l/ha Boxer (Prosulfocarb) zugesetzt werden, um die Wirkung zu verstärken. Dann ist allerdings ein Einsatz bis spätestens zum frühen Nachauflauf Pflicht, um Schäden zu vermeiden.


In dieser Saison neu ist der Wirkstoff Aclonifen (in Mateno Forte Set) im Getreide. Er war bisher nur in Erbsen, Sonnenblumen oder Kartoffeln bekannt. Aclonifen verspricht einen Zusatzeffekt bei den Wirkungsgraden unter anderem auch auf Ackerfuchsschwanz.


Ein weiterer bekannter Wirkstoff, der für die Herbstbehandlung zur Verfügung steht, ist Chlortoluron (z.B. in Carmina 640 oder Lentipur 700). Chlortoluron bietet bei trockeneren Bedingungen Vorteile hinsichtlich der Bodenfeuchte und späteren Einsatzterminen im Nachauflauf. Einschränkungen gibt es für diesen Wirkstoff bei der Verträglichkeit einiger Winterweizensorten. Wichtig: Auf drainierten Flächen ist seine Anwendung nicht erlaubt. Eine Ausnahme besteht beim Pflanzenschutzmittel Trinity, das bis zum 31. Oktober auch dort eingesetzt werden darf.


Fruchtfolge anpassen


Als langfristige Maßnahme bei der Bekämpfung des Ackerfuchsschwanzes und anderer Problemunkräuter wird kein Weg an der Umstellung oder Erweiterung der Fruchtfolge vorbeiführen. Aus ackerbaulicher Sicht sollten mehr Sommerungen integriert werden, die ein größeres Zeitfenster zur mechanischen Bekämpfung zulassen.


Auch die Erweiterung in Richtung Ackerfutterbau oder GPS-Nutzung von Getreide trägt erheblich dazu bei, massiv belastete Flächen vom Samenpotenzial zu befreien. Dies kann allerdings nur funktionieren, wenn eine innerbetriebliche Verwertung oder eine Zusammenarbeit mit einem Rinder haltenden oder Biogasbetrieb möglich ist.


Die teils niedrigen Deckungsbeiträge der Sommerungen stehen der Erweiterung der Fruchtfolge ebenfalls oft im Weg. Darum sollte zukünftig auch der Fruchtfolgewert in die Bewertung mit einbezogenwerden. andreas.holzhammer


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