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Herbizide im Herbst gekonnt einsetzen

Lesezeit: 6 Minuten

Wie Sie das Potenzial von Bodenherbiziden im Wintergetreide noch besser ausnutzen, zeigt Josef Parzefall, N.U. Agrar.


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Der Großteil der Herbizide, die im Herbst im Wintergetreide eingesetzt werden, wirkt hauptsächlich über den Boden. Das heißt, der Keimling nimmt sie entweder direkt oder beim Durchstoßen der Keimblätter durch den Herbizidfilm auf der Bodenoberfläche auf.


Typische Bodenfilmwirkstoffe sind vor allem das Diflufenikan (DFF) und das Flurtamone im Bacara forte (Übersicht 1). Zwar können alle Bodenherbizidwirkstoffe auch noch über Keim- und Laubblätter der Unkräuter und Ungräser aufgenommen werden, doch nimmt die Wirkung mit zunehmender Größe der Pflanzen schnell ab. Später bringt auch die Erhöhung der Aufwandmengen nur noch wenig.


Früh dran sein!

Sowohl der Ackerfuchsschwanz (AFS) als auch der Windhalm laufen oft schon mit dem Getreide auf. Unter trockenen Bedingungen kann der AFS sogar bereits vor dem Getreide da sein. Auch die meisten Unkräuter kommen sehr schnell, vor allem die Flachkeimer Kamille, Taubnessel und Stiefmütterchen, sodass auch hier alles für einen sehr frühen Spritztermin – spätestens (!) beim Sichtbarwerden der Saatreihen – spricht.


Ein verbreiteter Fehler ist es, wenn bei verzetteltem Getreideauflauf infolge Trockenheit der geplante frühe Herbizidtermin verschoben wird. Vor allem der Fuchsschwanz läuft dann aus tieferen, feuchteren Bodenschichten sicher auf und ist für eine Herbizidwirkung oft zu groß. Gerade bei der AFS-Bekämpfung ist der beste Spritztermin zwischen Sichtbarwerden des Keimlings beim Getreide und dem Auflaufen – außer natürlich man hat nach einer sogenannten „Scheinbestellung“ die bereits aufgelaufenen Pflanzen vor der Saat mit Glyphosat beseitigt.


Für die Wirkstoffe, die vor allem auf den Keimling wirken (Flufenacet [FFA], Pendimethalin), ist eine gute Bodenfeuchtigkeit notwendig. Sie stellt sicher, dass sie von der Bodenoberfläche zum keimenden Samen diffundieren. Deshalb ist bei Trockenheit ein Anwalzen nach der Saat bzw. vor dem Spritzen anzuraten. Auch ein möglichst feinkrümeliges Saatbett verbessert den Transport zu den Ungrassamen.


Bei Trockenheit zwei Wirkstoffe:

Gerade bei trockenen Bedingungen gilt im Übrigen: Wenn Getreide keimen kann, keimen auch die Ungräser, allen voran der AFS! In solchen Situationen gilt es daher grundsätzlich, mindestens zwei Gräserwirkstoffe zu kombinieren (Übersicht 2, Seite 26). Diesbezüglich sind Kombinationen aus FFA + Prosulfocarb (z.B. Herold + Boxer, Malibu + Boxer) erste Wahl.


Der Wirkstoff Prosulfocarb im Boxer verbessert bei trockenen Bedingungen die Aufnahme anderer, gleichzeitig ausgebrachter Wirkstoffe, indem es die Transpiration erhöht. Bei enorm hohem AFS-Druck ist sogar das Mischen der drei Gräserwirkstoffe FFA, Pendimethalin und Prosulfocarb sinnvoll, zum Beispiel 3l/ha Malibu + 2l/ha Boxer.


Allerdings sollte dies aufgrund der besseren Verträglichkeit schon vor dem Auflaufen des Getreides durchgeführt werden. Bei Roggen ist davon allerdings abzuraten. Sehr wichtig sind sehr frühe Einsatztermine dort, wo beim AFS eine Resistenz gegen FOP/DEN-Mittel wie z.B. gegen Axial vorliegt. Im Weizen muss dann im Frühjahr Atlantis (!) den restlichen AFS wegräumen.


In Gerste zweimal behandeln:

In der Wintergerste ist die beste Strategie, auf stark AFS-verseuchten Böden sehr frühzeitig bis zum Auflaufen eine stark wirksame Bodenherbizidmischung vorzulegen und noch im Herbst die volle Axial-Menge von 1,2l/ha nachzuspritzen. Bei sehr frühen Spritzterminen dürfen Sie auf mögliche Wirkungslücken gegen spätere Unkräuter (z.B. Klette) keine Rücksicht nehmen! Hier sind Nachbehandlungen im Frühjahr weniger problematisch als früh aufgelaufener AFS, der nicht erfasst wurde.


Die genannten Synergieeffekte, die durch die Zumischung von Prosulfocarb oder Pendimethalin zu Flufenacet entstehen, sind gleichwertig. Wichtig ist aber, die FFA-Menge bei solchen Mischungen als zentralen Baustein nicht zu stark zu reduzieren.


Während bei Windhalm bis auf 100g pro ha FFA-Wirkstoff reduziert werden kann, sind auf AFS-Standorten 150g/ha die untere Grenze. Bei starkem Fuchsschwanzdruck sollten selbst bei Zumischung weiterer Gräserwirkstoffe 200g/ha kaum unterschritten werden. Bei anhaltend trockenen Bedingungen hat Boxer als FFA-Mischpartner Vorteile, während bei feuchteren Bedingungen Pendimethalin Pluspunkte sammelt. Reduzieren Sie aber die Synergie-Partner zum FFA nicht zu stark! Je nach Ton- und Humusgehalt des Bodens sollten es schon 1 bis 1,5l/ha Stomp aqua bzw. 1,5l/ha Picona sein, damit ein Wirkungsvorteil gegenüber alleinigem FFA-Einsatz besteht.


Selbst mischen?

Grundsätzlich kann man sich die meisten Mischungen aus Einzelwirkstoffen zusammenstellen. FFA gibt es als Fence, Pendimethalin als Stomp aqua, Prosulfocarb als Boxer/Filon und das Diflufenikan als Diflanil 500/Sempra.


Es ist aber möglich, dass Fertigmittel günstigere Auflagen haben. So hat z.B. Picona keine Hangauflage. Die in Übersicht 2 auf Seite 26 aufgeführten Mischungen mit breiter und starker Gräserwirkung wirken meist auch sehr breit und gut gegen Unkräuter. Das gilt vor allem für die Kombination aus Diflufenikan/Picolinafen und Pendimethalin (Bsp. Malibu und Carmina).


Wirklücke Kornblume:

Trotzdem gibt es im Unkrautspektrum einige Lücken, die es zu beachten gilt. Hier ist vor allem die Lücke bei der Kornblume hervorzuheben, die fast alle Mischungen bzw. Mittel haben. Sie lässt sich jedoch recht kostengünstig durch CTU-haltige Mittel schließen. Bei Hangauflagen dürfen diese allerdings nicht eingesetzt werden, zudem erfordern sie große Gewässerabstände.


Um die Kornblume dann sicher auszuschalten, sind 1,5l/ha CTU-Mittel (Lentipur etc.) oder 1,5l/ha Carmina notwendig. CTU hat auch Stärken beim zuletzt immer öfter auftretenden Hundskerbel und vor allem gegen die Kamille. Wird die Kornblume im Herbst nicht sicher bekämpft, ist im Frühjahr mit wirksamen Mitteln (z.B. Primus Perfect, Ariane C oder Pointer Plus) nachzubehandeln.


Was tun gegen Kamille?

Alle Bodenherbizid-Kombinationen und -mittel haben – mit Ausnahme der CTU-haltigen Produkte – eine mehr oder weniger große Schwäche gegen Kamille-Arten. Das gilt vor allem bei reduzierten Mengen oder bei stärkeren Niederschlägen im Herbst nach der Anwendung.


Am ehesten bringen hohe Bacara- forte-Mengen von 1l/ha eine zuverlässige Kamillewirkung ohne notwendige Nachbehandlungen. Diese Kamilleschwäche der aktuellen Bodenherbizide wurde erst deutlich, seit eine IPU-Zumischung nicht mehr zugelassen ist.


Wo es zugelassen ist, kann CTU das IPU gleichwertig ersetzen. Zu unterschätzen ist dieses Problem nicht, weil mittlerweile die ersten Resistenzen von Kamille gegen Sulfonylharnstoffe aufgetreten sind. Nachbehandlungen gegen Kamille im Frühjahr sind deshalb frühzeitig durchzuführen. Und zwar bevor sich das Unkraut zu strecken beginnt, z.B. mit Ariane C, Primus Perfect oder Pointer Plus.


Breitblättrige Unkräuter:

Genauso wie FFA der zentrale Baustein gegen Ungräser ist, so sind Diflufenikan bzw. Picolinafen (im Produkt Picona) die beiden Kernwirkstoffe gegen die breitblättrigen Unkräuter. Sie wirken besonders gut gegen die typischen Herbstunkräuter wie Taubnessel, Stiefmütterchen und Ehrenpreis-Arten, aber auch gegen Ausfallraps und Kreuzblütler.


Da Bodenherbizide möglichst früh kommen müssen, wäre hier eine Zumischung von blattaktiven ALS-Hemmern (Sulfonylharnstoffen) ziemlich überflüssig. In einigen Fertigmitteln wird das zwar gemacht und damit eine Wirkungssicherheit gegen Unkräuter auch in größeren Stadien suggeriert. Allerdings sind solche späteren Termine für eine sichere Wirkung, vor allem bei AFS, viel zu spät.


Kontakt: silvia.lehnert@topagrar.com

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