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Hilfreicher Gefährte für den Mais

Lesezeit: 7 Minuten

Das LTZ Augustenberg hat über mehrere Jahre die Effekte von Gras-Untersaaten im Silomais untersucht – mit viel versprechenden Erkenntnissen. Wir stellen die Versuchsergebnisse vor und zeigen, was sie für die Praxis bedeuten.


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Als Teil einer modernen und umweltgerechten Landwirtschaft können Untersaaten wertvolle Helfer sein: Richtig eingesetzt und etabliert verringern sie die Erosion, liefern Kohlenstoff zum Humusaufbau, unterdrücken Unkräuter und tragen somit zur Pflanzenschutzmittelreduktion bei. Zudem nehmen sie überschüssigen Stickstoff auf und reduzieren die Nitratauswaschung. Speziell in Jahren mit höheren Herbsttemperaturen und damit verbundener hoher Mineralisierung kann die Untersaat Stickstoff aufnehmen, in Biomasse umsetzen und so im Oberboden binden.


Versuche des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg (LTZ) in Kooperation mit den Landratsämtern Karlsruhe und Biberach an verschiedenen Orten in den Jahren 2015 bis 2018 haben gezeigt, dass gerade die Nmin-Spitzen mit Werten von 50-200 kg N pro ha nach Silomais im November und Dezember mit Untersaaten erfolgreich vermieden werden können.


Drei Standorte, vier varianten


Auf drei Standorten in Baden-Württemberg wurden Versuche angelegt, um die Etablierung von verschiedenen Gräsermischungen in Silomais und die Reduzierung von Nitratverlagerungen im Herbst und Winter zu untersuchen.


Stellvertretend für die Versuchsreihe dienen die Ergebnisse am Standort Ettlingen im Landkreis Karlsruhe. Der Standort liegt 133 m über NN. Der durchschnittliche Jahresniederschlag beträgt 742 mm bei einer Jahresdurchschnittstemperatur von 10,1°C. Die Bodenart ist ein schluffiger Lehm.


Die Untersaaten wurden mit zwei unterschiedlichen Aussaattechniken und zwei unterschiedlichen Gräsermischungen etabliert. In der Streuervariante wurde die gesamte Düngemenge über Gärrest vor der Maisaussaat aufgebracht und eingearbeitet. Die Gräser wurden dann mittels Pneumatikstreuer im 4- bis 6-Blattstadium des Maises ausgebracht.


In der Gärrestvariante wurde die Gärrestdüngung gesplittet und die Gräser zum zweiten Düngetermin, ebenfalls im 4- bis 6-Blattstadium des Maises, zunächst in Wasser eingeweicht, dann in den Gärrest eingemischt und per Schleppschlauch ausgebracht. Die Saatstärke betrug bei beiden Varianten 15 kg/ha.


Neben der Aussaattechnik wurde eine Gräsermischung aus dem Futterbau mit einer aus dem Garten- und Landschaftsbau verglichen. Beide stellte Deutsche Saatveredelung AG zur Verfügung. In beiden Mischungen verwendete man jeweils 50% Deutsches Weidelgras und 50% Welsches Weidelgras unterschiedlicher Sorten. Eine Kontrollvariante mit Silomais ohne Untersaat bildete den Effekt der Untersaat ab.


Um den Einfluss der Untersaat auf die Nitratgehalte im Boden bestimmen zu können, hat das Versuchsteam an neun Terminen Bodenproben in Tiefen von 0 bis 90 cm gezogen:


  • zur Düngung,
  • nach der Silomaisernte,
  • im Oktober (KW42),
  • im November (KW46),
  • im Dezember (KW50),
  • Ende Januar (KW2 bis 4),
  • Mitte Februar (KW5/6),
  • Mitte März (KW7/8).


Außerdem wurde gegen Ende März des Folgejahres ein Biomasseschnitt bei der Untersaat durchgeführt und die darin aufgenommene Stickstoffmenge ermittelt.


erträge unverändert


Die Untersaat hat die Silomaiserträge nicht verringert: An keinem Standort und in keinem Jahr konnte im Rahmen des Versuchs ein signifikanter Ertragsrückgang durch die Untersaat festgestellt werden. Die angesäten Gräser wuchsen bis zur Silomaisernte nur mäßig. Die interspezifische Konkurrenz zwischen Mais und Gräsern war gering und fiel zugunsten des Maises aus, der die später etablierten Gräser beträchtlich beschattete.


Bei ausreichender Wasserversorgung entwickelte sich der Grasbestand ab der Silomaisernte zügig vor Winter und bildete im Frühjahr einen dichten Bestand mit den entsprechenden Erträgen aus.


Das Aussaatverfahren der Untersaat hatte nur im Jahr 2015 einen Einfluss auf deren spätere Entwicklung. In diesem Jahr war der Oberboden zur Aussaat der Gräser bereits stark ausgetrocknet. Auch nach der Saat fielen kaum Niederschläge. Das Gärrestband mit den Gräsern trocknete dadurch ein und löste sich auch in den Wochen danach kaum auf.


Die Gräser, die mit dem Streuer ausgebracht wurden, konnten dagegen die wenigen Niederschläge noch nutzen. Der Feldaufgang der Untersaat in der Streuervariante war 2015 zwei Tage früher und auch deutlich gleichmäßiger als in der Gärrestvariante. Das Vegetationsjahr 2015 blieb auch im weiteren Verlauf überdurchschnittlich trocken. Erst im November fielen 173 mm Niederschläge. Die Gräser begannen erst mit einsetzendem Niederschlag mit der Biomassebildung. Aufgrund des sehr milden Winters 2015/16 setzte bei den Gräsern keine Vegetationspause ein. Dementsprechend konnte bis zur Biomasseernte im März 2016 mit 33,8 dt TM/ha in der Streuervariante die höchsten Erträge aller Versuchsjahre erzielt werden. Vergleichsweise hatte die Gärrestvariante aufgrund der schlechteren Etablierung mit nur 24,8 dt TM/ha einen um 9 dt TM/ha niedrigeren Ertrag.


In den anderen Versuchsjahren konnten keine Unterschiede in der Etablierung und Entwicklung der Gräser zwischen der Streuer- und Gärrestvariante beobachtet werden. Auch bei den Biomasseerträgen der Untersaat gab es in den Jahren 2016 bis 2018 zwischen den Saatvarianten nur Abweichungen von maximal 1,1 dt TM/ha.


N im Oberboden gebunden


Im Durchschnitt aller Versuchsjahre konnte die Untersaat zum Zeitpunkt des Biomasseschnitts im März 40 kg N pro ha in der oberirdischen Masse binden – mit entsprechend positiver Wirkung auf die Nmin-Gehalte des Bodens. Der Ausgangs-Nmin-Wert vor der Maissaat war mit durchschnittlich 62 kg pro ha aufgrund der Vorfrüchte Kleegras und Zuckermais auf einem recht hohen Niveau. Diese 62 kg/ha wurden bei der Düngebedarfsberechnung nach Nitratinformationsdienst (NID) mit einberechnet.


Die Aussaattechnik-Varianten unterschieden sich hinsichtlich der Nmin-Gehalte in den Jahren 2016, 2017 und 2018 nicht maßgeblich. Die größte Differenz der drei Jahre konnte bei den Aussaattechniken im November 2018 mit 27 kg/ha beobachtet werden.


Wiederum zeigten sich Unterschiede nur im Versuchsjahr 2015: Die Nmin-Gehalte nach der Ernte waren mit über 150 kg N/ha deutlich höher als in den anderen Versuchsjahren. Durch den Wassermangel konnte die Düngung nicht in Ertrag umgesetzt werden. Erst mit einsetzenden Niederschlägen im November und der damit einhergehenden Biomassebildung der Gräser in der Streuvariante reduzierte sich der Nitratgehalt im Boden.


In der Gärrestvariante blieb der Nitratgehalt bis Dezember vergleichsweise konstant und rund 50 kg N/ha höher als in der Streuervariante. Die Silomaiserträge lagen im Versuchsjahr 2015 im Durchschnitt nur bei 173,8 dt TM/ha, und damit um 36,3 dt TM pro ha niedriger als im Durchschnitt aller Versuchsjahre.


Nmin deutlich reduziert


Übersicht 3 veranschaulicht, dass der Nmin-Gehalt durch Untersaaten deutlich abgesenkt werden konnte. Im Mittel über alle Termine und Jahre konnte er um 35 kg/ha reduziert werden. Im Jahr 2015 mit den hohen Werten der Kontrolle von 209 kg Nmin pro ha zum Januartermin reduzierte die Untersaat den Nmin-Gehalt um 97 kg/ha. Damit sinkt auch das N-Auswaschungspotenzial. Gerade in Jahren, in denen mit hohen Werten im Herbst zu rechnen ist, sind Untersaaten in der Lage, nicht in Ertrag umgesetzten Stickstoff zu nutzen und damit zu binden.


Die unterschiedlichen Gräsermischungen hatten keine Effekte auf die Nmin-Gehalte. Es zeigten sich auch keine Ertragsunterschiede und Unterschiede in der N-Aufnahme der Mischungen. Die Mischung aus dem Garten- und Landschaftsbau war tendenziell etwas dichter als die Futterbaumischung, dafür die Futterbaumischung etwas höher.


Vorsicht bei Herbiziden


Beim Einsatz von Herbiziden ist darauf zu achten, dass die Gräser durch die Herbizidmaßnahme nicht geschädigt werden. Gerade bei der Verwendung von Bodenherbiziden sollte die Wartezeit zwischen Applikation und Gräseraussaat eingehalten und die für eine nachfolgende Untersaat empfohlenen Aufwandmengen nicht überschritten werden.


Witterung wichtiger als Technik


Vor allem in Gebieten mit hohem Auswaschungspotenzial können Untersaaten eine geeignete Maßnahme sein, Stickstoffverlagerungen deutlich und effektiv zu reduzieren. Ob die Untersaat mit einem Streuer oder eingemischt in Gärrest oder Gülle ausgebracht wird, scheint in den meisten Jahren zweitrangig. Auf Betrieben, bei denen die Unkrautbekämpfung mechanisch durchgeführt wird, kann die Etablierung der Untersaat auch mit dem letzten Hackgang erfolgen. Dies hätte den Vorteil, dass die Gräser noch leicht mit Boden bedeckt werden. Es sollte das Verfahren eingesetzt werden, das am besten in den Betriebsablauf passt, und für das die Technik vorhanden ist.


Ausschlaggebend für eine erfolgreiche Etablierung der Untersaat ist die Witterung in den Tagen bzw. Wochen nach der Saat. Am sommertrockenen Standort Ettlingen erwies sich die Aussaat vor einem Regenereignis als günstig und empfehlenswert. Eine zusätzliche Maßnahme für trockene Standorte wäre die Erhöhung der Aussaatstärke, um Verluste beim Aufgang auszugleichen.


andreas.holzhammer


@topagrar.com

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