Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus Aus dem Heft

Hochleistende Sauen richtig füttern

Lesezeit: 6 Minuten

Um viele Ferkel an der Sau bestmöglich und verlustarm aufzuziehen, sind neue Fütterungskonzepte erforderlich. Wir zeigen, worauf Sie besonders achten sollten.


Das Wichtigste zum Thema Süd extra freitags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Mit über 30 abgesetzten Ferkeln pro Sau und Jahr hat sich die Leistung der Schweineherkünfte in den letzten zwei Jahrzehnten rasant entwickelt. Doch sind wir auf diese hohen Leistungsanforderungen vorbereitet, was Management und Fütterung betrifft? Worauf müssen Sauenhalter unbedingt achten? Und was können sie noch besser machen?


Sauen Auf Kondition füttern


Die Grundlage für hohe Leistungen liegt vor allem in der sogenannten Konditionsfütterung. Dafür sollten Landwirte in der Lage sein, ihre Sauen in den einzelnen Produktionszyklen auf ihren Verfettungsgrad zu beurteilen und in die entsprechende Konditionsklasse (Übersicht 1) einzuordnen.


Die Körperkondition der Sauen sollte sich immer zwischen mindestens 2,5 und nicht wesentlich höher als 3,5 bewegen. Den optimalen Wert von 3 sollten die Tiere möglichst schnell nach erfolgreicher Belegung erreichen. Sie sollten daher die Futtermenge pro Sau je nach Körperkondition zuteilen.


Sie müssen dazu nicht unbedingt laufend die Speckdicke mit dem Ultraschallgerät messen. Allerdings sollten Sie mit dem Auge die Kondition beurteilen können. Nur gezielt auf Kondition gefütterte Sauen können ihr genetisches Leistungspotenzial umsetzen und den vielen lebend geborenen Ferkeln ausreichend Geburtsgewicht mitgeben. Und nur solche Sauen haben auch die Möglichkeit, genügend Milch von Anfang an – also eben auch genügend Kolostralmilch – zu bilden.


Beachten Sie dabei, dass die Milch der eigenen Mutter neben Nährstoffen die einzige und wichtigste Quelle für Antikörper (Immunglobuline) ist. Denn Ferkel werden ohne diese geboren.


Der Gehalt der wichtigen Immunglobuline (IgG) in der Kolostralmilch geht in den ersten zwölf Stunden nach Einsetzen des Milcheinschusses in das Gesäuge deutlich zurück (s. Übersicht 2). Dies bestätigt auch eine aktuell in Finnland und den Niederlanden durchgeführte Studie.


In den ersten zehn Stunden nach der Geburt reduzierte sich der Gehalt an IgG um 43%. 70% der untersuchten Sauen hatten nach 24 Stunden einen um 80% reduzierten Gehalt an IgG in der Milch.


Geringeres Absetzgewicht


Ein weiterer wichtiger Faktor ist, wie viel Kolostralmilch die Ferkel aufnehmen. Ferkel, die nur 200g Kolostralmilch aufnehmen konnten, hatten im Vergleich zu Ferkeln, die 350g und mehr Kolostralmilch erhielten, ein um 20% geringeres Absetzgewicht.


Und auch Verlustferkel hatten in dieser Untersuchung eine Gemeinsamkeit: Sie gehörten überwiegend der Gruppe Ferkel an, die wenig Kolostralmilch erhalten hatten.


Dabei beeinflussen mehrere Faktoren ganz wesentlich die Produktion und Qualität der Kolostralmilch:


  • die Gehalte an Protein sowie an im Dünndarm verdaulichen Aminosäuren und Energie (bewertet auf Basis der Nettoenergie);
  • der Mineralstoffgehalt und die darauf basierende Differenz des DCAB-Wertes (Kationen-Anionen-Bilanz) zwischen Trage- und Laktationsfutter;
  • der Gehalt an unlöslichen fermentierbaren Strukturkohlenhydraten.


Der Bedarf der tragenden und laktierenden Zuchtsauen an den wichtigen Mineralstoffen Calcium, Phosphor, Natrium und Magnesium ist vielfach untersucht. Bekannt ist auch, in welcher Menge diese täglich in Abhängigkeit von Wurfgröße und Milchleistung der Sau zugeführt werden müssen.


Während der Trächtigkeit werden vor allem Calcium und Phosphor in die Depots eingelagert. Die schnelle Umstellung des Stoffwechsels auf die Freisetzung dieser Mineralstoffe aus den Depots (vor allem aus dem Knochengewebe) mit einsetzender Milchleistung ist ein weiterer wichtiger Erfolgsfaktor.


Schnelles Calcium aus Depots


Hier kommt der DCAB-Wert und seine Differenzierung zwischen Trage- und Laktationsfutter zum Tragen: Durch eine gezielte Kombination verschiedener Natriumquellen (Natrium-chlorid und Natriumbikarbonat) kann der DCAB-Wert im Tragefutter um mindestens 20 bis 50 meq je kg höher eingestellt werden als im Laktations-futter.


Dies fördert die frühzeitige Freisetzung vor allem von Calcium aus den Depots mit Einsetzen der Kolostralmilchbildung. Das gleicht somit die Versorgungslücke aus der Absorption aus dem Darm aus.


Somit ist während der gesamten Laktation die für eine hohe tägliche Milchbildung erforderliche Mineralstoffversorgung im Stoffwechsel sichergestellt. Die Berechnung des DCAB (in meq je kg Futter) erfolgt anhand folgender Gleichung:


DCAB (meq/kg) = 43,5 x Na (g/kg) + 25,6 x K (g/kg) – 28,2 x Cl (g/kg) – 62,4 x S (g/kg)


Die Nährstoffgehalte, die in Trage-, Laktations- und Flushingfutter als Zielgrößen erreicht werden sollen, sind in Übersicht 3 dargestellt.


Rohfaser als Energiequelle


Neben der optimalen Versorgung mit Mineralstoffen müssen hochleistende Zuchtsauen ausreichend mit „Rohfaser“ versorgt werden. Diese besteht aus unlöslichen fermentierbaren sowie unlöslichen, nicht bis wenig fermentierbaren Strukturkohlenhydraten.


Diese kann man auch in die Größen NDF (Neutrale Detergentien Faser) und ADF (Saure (Acid) Detergentien Faser) unterteilen. Die NDF beinhaltet alle unlöslichen Nahrungsfasern wie unlösliche Hemicellulosen, Cellulose und Lignin. Die ADF ist Teil der NDF und umfasst die Cellulose und das Lignin (siehe Übersicht 4).


Mikroben nutzen unlösliche Strukturkohlenhydrate im Dickdarm, indem sie diese fermentieren. Dabei entstehen kurzkettige Fettsäuren. Diese beeinflussen die Stabilität der Mikrobenpopulation direkt bzw. indirekt positiv. Insbesondere grampositive Bakterien wie Clostridientypen werden so in ihrer Entwicklung begrenzt.


Zum anderen stehen diese kurzkettigen Fettsäuren (Essigsäure, Milchsäure, Propionsäure, Butyrat und weitere Stoffwechselprodukte aus der Fermentation) der Zuchtsau als Energiequelle zur Verfügung. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass diese ihren Energiebedarf über 30% aus der Fermentation im Dickdarm decken können.


Darm bleibt Beweglich


Die physikalischen und chemischen Eigenschaften der Rohfaser spielen zudem beim Kotabsatz eine wichtige Rolle. Sie binden das Wasser im Darm. So erleichtern sie den Kotabsatz und verhindern Verstopfungen.


Außerdem besitzen sie bei gezielter Auswahl der Komponenten auch mechanische Eigenschaften, die bedeutend für die Bewegungsfähigkeit des Darms und somit die Passagerate sind. Voraussetzung hierfür ist ein Mindestgehalt an wenig fermentierbarer ADF.


Verstopfungen zu verhindern, ist ein wichtiger Gesundheitsaspekt für Zuchtsauen. Denn damit sinkt das Risiko, Endotoxine anzureichern (z.B. Bakterien wie E. coli). Diese können im Stoffwechsel zu entzündlichen Prozessen führen. Sie sind häufig mitverantwortlich für Milchmangelsymptome als Teil des MMA-Komplexes. Ihre Konzentration kann auch in der Sauenmilch ansteigen. Auf diesem Weg nehmen auch die Saugferkel die Endotoxine auf. Mangelnde Vitalität, verminderte Zuwachsleistung und erhöhte Saugferkelverluste können die Folge sein.


WEniger Durchfall


Quellen für NDF und ADF sind Komponenten wie Weizenkleie, Zuckerrübenschnitzel, Sojabohnenschalen, Sonnenblumenschalen, Sonnenblumenschrot, Rapsschrot und Palmexpeller. Ein druckhydrothermischer Aufschluss dieser Komponenten kann ihre positiven Eigenschaften in der Zuchtsauenfütterung noch weiter steigern.


Speziell in der Ferkelfütterung bringen aufgeschlossene strukturkohlenhydratreiche Komponenten Vorteile, hier vor allem Spezialprodukte mit aufgeschlossenen Sojabohnenschalen. Sie sind ein wichtiger Baustein, um den Einsatz an Antibiotika deutlich zu reduzieren. Das betrifft vor allem Maßnahmen gegen Durchfall.


Beate Kraml


klaus.dorsch@topagrar.com

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.