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Hornlos in die Zukunft

Lesezeit: 5 Minuten

Die Zucht auf Hornlosigkeit ist vor allem bei Fleckvieh eine Erfolgsgeschichte. Wenn sie weitergehen soll, braucht es mehr Linienvielfalt, meinen Bernhard Luntz und Johann Robeis, LfL Bayern.


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Die Zeiten, in denen man für den Einsatz genetisch hornloser Bullen werben musste, gehören längst der Vergangenheit an. Das gilt vor allem für die Rasse Fleckvieh. Mit ein Grund dafür ist die Erkenntnis, dass der gesellschaftliche Druck hinsichtlich mehr Tierwohl zunimmt. Aber auch die Tatsache, dass sich das Angebot an konkurrenzfähigen Hornlos-Bullen (sog. P-Bullen) deutlich erhöht hat, trägt zu der gestiegenen Nachfrage bei.


Die Hornloszucht hat dabei vom Verfahren der genomischen Selektion enorm profitiert. Innerhalb kurzer Zeit gelang es damit, Kandidaten mit wertvollem züchterischen Profil zu erzeugen und bereits breit einzusetzen.


Fleckvieh-Hornlos holt auf


Die Zucht auf Hornlosigkeit zeigt insbesondere für die Rasse Fleckvieh deutliche Erfolge. Eine Auswertung mit den Bullen in den Stationen zeigt, dass bereits bei den mischerbigen Vererbern kaum noch Unterschiede zu den Gehörnten bestehen. Bei der letzten Besamungstagung in Bayern ergab sich eine Differenz von nur noch vier Punkten im Gesamtzuchtwert bei den jüngeren Geburtsjahrgängen (GJV) und fast ein Gleichstand bei den bereits geprüften (Übersicht 1). Noch vor wenigen Jahren lag der Unterschied bei sieben bis acht Punkten im GZW.


Einen wesentlich schwereren Stand hat in diesem Zuchtsegment die Rasse Brown Swiss. Neben der weit geringeren Zahl an verfügbaren P-Bullen beträgt der Abstand in den meisten Zuchtmerkmalen fünf bis sieben Punkte. Für eine kleinere Population ist es wesentlich schwieriger, neben den Anforderungen der Züchter auch noch das Hornlosgen in angemessenem Maß in die Rasse zu integrieren. Nichtsdestotrotz sind aus dem aktuellen Geburtsjahrgang 2019 bereits 21% der eingestellten Jungvererber schon mit einem Hornloskürzel ausgestattet (Stationen Greifenberg und Alpengenetik).


Ein „Stiefkind“ ist die Reinerbigkeit. Zwar holt Fleckvieh mit reinerbigen PP-Bullen zunehmend auf, aber bei Brown Swiss ist diese Genvariante absolute Mangelware. In der aktuellen Fleckvieh-Bullenliste sind immerhin schon 32% reinerbig.


Linienalternativen erhalten


Als der absolute Star der vergangenen Jahre beim Fleckvieh gilt der Bulle Mahango Pp*. Er hat auch die größten Zweifler von der Konkurrenzfähigkeit der Hornloszucht überzeugt. Allerdings muss bei der weiteren Verwendung seiner Nachkommen unbedingt eine zu enge Linienführung vermieden werden.


Mittlerweile sind 70 Söhne in Deutschland und Österreich eingestellt. Diese enorm hohe Zahl ist im Zeitalter der Genomik eine absolute Ausnahme. Aktuell erscheinen die ersten Töchter aus Mahango-Söhnen in den Abkalbelisten und sie haben zur Dezember-Zuchtwertschätzung bereits einen ersten Eindruck vermittelt. Mahony Pp* erweist sich stark im Exterieur.


In nächster Zeit darf man sich auch auf die Ergebnisse der 71 Mahango-Enkel freuen, die nur über die väterliche Seite an Stationen eingestellt sind. In der Dezember-ZWS haben 55% der Hornlos-Bullen Mahango Pp* im Pedigree. Deshalb ist die Stärkung zusätzlicher Hornloslinien und der Eintrag des Gens in andere gehörnte Linien dringend notwendig.


Bei Fleckvieh ist der Anteil der Hornlosbesamungen im letzten Jahr stark angestiegen und hat im Juli erstmals die 35%-Marke überschritten (Übersicht2). Diese Entwicklung beweist umso mehr, dass das Angebot in puncto Qualität an den süddeutschen Besamungsstationen in den letzten Jahren im Segment der hornlosen genomischen Jungvererber weiter zugelegt hat.


Daneben behaupten sich eine Reihe geprüfter Hornlosvererber, wie z.B. Mahango Pp*, Manolo Pp* (aktuell die Nr. 2 der Topliste), Vollgas P*S oder Irregut P*S im Pool der nachkommengeprüften Bullen.


Noch „Luft nach oben“ ist bei den Reinerbigen vorhanden. Bei dieser Genvariante liegt der Besamungsanteil bei nur 8% in der bayerischen Population.


Bei Brown Swiss stagnierte der Besamungsanteil der Hornlosen in den letzten beiden Jahren. Zuletzt stieg er auf über 12% an. Hier haben geprüfte Bullen keine Bedeutung.


Ein langer Weg bei den Kühen


Auch wenn die Verbreitung der natürlichen Hornlosigkeit bei Fleckvieh-Bullen schnell vorangeschritten ist, braucht man für die Kuhpopulation weiterhin viel Geduld. Dadurch, dass noch die meisten Besamungsbullen mischerbig sind, ergeben sich in vielen Fällen wieder gehörnte Tiere aus den Anpaarungen der Folgegenerationen.


Eine Auswertung nach genetisch hornlosen Kühen in bayerischen MLP-Betrieben zeigt, dass die Kuhpopulation zwar noch weit entfernt ist von den Anteilen der männlichen Rassevertreter, aber der Anstieg der P-Kühe wird deutlich erkennbar (Übersicht 3). Ein Blick auf die Jungrinder zeigt, dass in den nächsten zwei Jahren bei Fleckviehkühen mit einem Anteil von 12 bis 14% zu rechnen ist.


Erfreulich ist die steigende Tendenz bei Brown Swiss, auch wenn der Anteil zu erwartender P-Kühe bescheiden bleibt. In den nächsten Jahren ist ein Herdenanteil von ca. 4% zu erwarten.


Wie weit sind die Holsteins?


Bei den Holsteins geht die Zuchtrichtung hornloser Tiere ebenfalls deutliche Wege. Der Anteil der Kuhkälber mit P-Status beträgt nach den Daten des LKV-Bayern bereits 13%. Das dürfte etwa dem Bundesdurchschnitt entsprechen. Fest verankert ist das Hornlosgen bei den Red Holsteins in Deutschland, die bereits über viele Jahre die hornlosen Zuchtlinien ausweiten und bei den Kälbern laut VIT einen Hornlosanteil von ca. 30% aufweisen.


silvia.lehnert@topagrar.com

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