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Ihr Schlachtplan gegen den Ackerfuchsschwanz

Lesezeit: 6 Minuten

Fruchtfolge, Bodenbearbeitung oder Herbizidmanagement – welcher Faktor ist für Ackerfuchsschwanz-Probleme ausschlaggebend? Alexander Zeller, Universität Hohenheim, fasst aktuelle Versuchsergebnisse zusammen.


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Wenn du deinen Feind und dich selbst kennst, brauchst du das Ergebnis von 100 Schlachten nicht zu fürchten“, sagte der chinesische General Sunzi um 500 v. Chr. Im Pflanzenschutz ist es genau das Gleiche, unabhängig davon, ob es sich um Pathogene, Schädlinge oder Unkräuter handelt. Wir müssen uns über den Lebenszyklus, die Biologie und die Charakteristika einer Spezies klar werden, um sie gezielt bekämpfen zu können.


Beim zunehmend Herbizid-resistenten Ackerfuchsschwanz haben wir das an der Universität Hohenheim sieben Jahre lang getan und Fruchtfolge, Bodenbearbeitung und Herbizideinsatz im Hinblick auf eine möglichst effektive Bekämpfung variiert. Aus den bisherigen Ergebnissen lassen sich die folgenden Vorschläge ableiten.


Welche Fruchtfolge?


  • These 1: Wenn Ackerfuchsschwanz fast ausschließlich im Herbst keimt, muss es möglich sein, durch den vermehrten Anbau von Sommerungen seiner Ausbreitung entgegenzuwirken. Daher wurde über einen Zeitraum von fünf Jahren ein Fruchtfolgeversuch angelegt mit drei verschiedenen, viergliedrigen Fruchtfolgen. Fruchtfolge 1 (FF1) bestand aus 100% einjährig-überwinternden (winteranuellen) Kulturpflanzen, FF2 aus 75% und FF3 aus 50%. Während der gesamten Zeit wurde der Boden nicht tiefer als 12cm bearbeitet. Die Aussaattermine wurden an die Kulturpflanzen und Witterungsbedingungen angepasst.


In Übersicht 1 ist der Ackerfuchsschwanz-Besatz in Ähren pro m² dargestellt. Es wurden nur Herbizide gegen eine zweikeimblättrige (dikotyle) Verunkrautung appliziert. Die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass der Besatz schneller ansteigt, je mehr Winterungen angebaut werden. So nahmen die Ähren pro m² in FF1 binnen fünf Jahren von 14 auf über 5300 zu. Durch den Anbau einer Sommerung reduzierte sich der Ackerfuchsschwanz-Besatz um 34% und durch zwei Sommerungen um ganze 50%.


Vor allem Sommergerste hat sich aufgrund einer raschen Jugendentwicklung und Biomasseproduktion sowie dem frühen Saatzeitpunkt als sehr resolut gegenüber Ackerfuchsschwanz erwiesen. Ebenfalls denkbar wären Hafer und Ackerbohnen, da diese einen sehr guten Vorfruchtwert sowie frühen Saattermin haben. Hafer besitzt zwar allelopathische Stoffe, diese werden bei starkem Befall aber nicht ausreichen.


Durch den Wegfall von Flupyrsulfuron stehen für diese Kultur aber ausschließlich Vorauflauf-Herbizide (VA) mit schwacher Wirkung zur Auswahl, die zudem stark witterungsabhängig sind. In Ackerbohnen könnte Aclonifen (F3) gespritzt werden, im Hinblick auf das Resistenzmanagement wäre dies eine zusätzliche Wirkstoffklasse. Außerdem könnte Clethodim (A, DIMs) im Nachauflauf appliziert werden, sofern Raps kein Bestandteil in der Fruchtfolge ist. Andernfalls sollte dieser Wirkstoff dem Raps vorbehalten bleiben. Wären Pflanzenschutzmittel zugelassen, könnten die Ackerbohnen auch als ökologische Vorrangfläche dienen.


Der Maisanbau ist auf die Sulfonylharnstoffe (SUs) Nico- und Rimsulfuron angewiesen. Sollte die Kontrolle des Ackerfuchsschwanzes in Mais nicht gelingen, ist mit deutlichen Ertragsverlusten zu rechnen. Unabhängig von Herbiziden besteht aber in Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben die Möglichkeit, mechanisch zu hacken.


Welche Bodenbearbeitung?


  • These 2: Durch intensive Bodenbearbeitung laugt man den Samenvorrat im Boden aus. Zusätzlich lässt sich die Keimung und Keimfähigkeit durch Vergraben von Samen sowie durch eine spätere Aussaat reduzieren.


Deshalb bestand der Vergleich aus einer reduzierten Bodenbearbeitung (BBA), dem Einsatz des Pfluges, einer intensiven Stoppelbearbeitung (Striegel) sowie einer verspäteten Aussaat.


Bei den Versuchsflächen handelte es sich um tonige Lehmböden. In der dritten und vierten Augustwoche wurde die Stoppel ganzflächig auf 10cm gebrochen (Scheibenegge oder Dyna Drive). In der reduzierten Variante (BBA1) sowie beim falschen Saatbett (BBA4) erfolgte in der ersten Oktoberwoche eine Überfahrt mit dem Feingrubber auf 12cm. In BBA3 fanden in der ersten und dritten Septemberwoche Überfahrten mit dem Striegel statt. Dieser war sehr aggressiv auf eine Arbeitstiefe von 5 cm eingestellt.


Im ersten Jahr erfolgte der Pflugeinsatz (Variante BBA2) in der zweiten Oktoberwoche auf 25cm. Im zweiten Jahr entsprach BBA2 der Variante BBA1. In der zweiten Oktoberwoche wurde auf 10 cm gekreiselt. Bei BBA1 bis 3 kam die Aussaat im Anschluss. Bei BBA4 folgte sie erst nach einem weiteren Kreiselgang auf 5 cm in der vierten Oktober- bzw. ersten Novemberwoche.


Die Ergebnisse zeigen, dass BBA1 in beiden Versuchsjahren am schlechtesten abschnitt (Übersicht 2, Seite 27). Die Ackerfuchsschwanzsamen akkumulierten sich im Oberboden und der Samenvorrat wurde kaum zur Keimung angeregt. Der Pflug konnte den Besatz im ersten Jahr um 40% reduzieren. Im zweiten Jahr, bei reduzierter Bearbeitung, stieg er aber wieder rasch an.


Auf jährliches Pflügen sollte man verzichten, da vergrabene Samen jedes Jahr ca. 70% ihrer Keimfähigkeit verlieren. Bei einem Eintrag von 10000 Samen pro m² würden so nach vier Jahren noch 270 keimfähige Samen hochgepflügt. Bei jährlichem Pflügen wären es 3000.


Zwischen den Pflugjahren bedarf es also einer anderen Strategie und hier zeigte BBA3 ihre Stärken. Die Arbeitstiefe von 5 cm ist vollkommen ausreichend für Ackerfuchsschwanz, da 90% der Samen in diesen Bodenschichten keimen. Die Entscheidung fiel auf den Striegel, da er in puncto Arbeitsbreite, Fahrgeschwindigkeit sowie Akh unschlagbar ist (Übersicht 3) und sich die Frage stellte, ob ähnliche Ergebnisse wie mit anderen Geräten (z.B. Federzinkenegge) möglich sind.


Zusätzlich lässt sich der Striegel auch in den meisten Kulturen verwenden. Außerdem kann er die Herbizidwirkung verstärken und die Bestockung von Getreide steigern. Unabhängig vom Gerät ist es wichtig, die Arbeitstiefe von 5 cm nicht zu unterschreiten. Nur so kann man die maximale Anzahl an Samen zur Keimung anregen.


BBA4 kombinierte einen späteren Aussaatzeitpunkt mit einem zusätzlichen mechanischen Arbeitsgang. Sie zeigte in beiden Jahren die besten Ergebnisse. Zusätzlich haben sich die Erträge in beiden Jahren nicht von den Varianten mit früherem Saatzeitpunkt unterschieden. Dennoch sollte man zu späte Aussaaten aufgrund von Nässe- und Kälteeinbrüchen vermeiden.


Welche HerbizidStrategie?


  • These 3: Durch kontinuierlichen Wechsel der Wirkstoffklassen kann man Resistenzen vorgebeugen. Hierfür standen verschiedene Herbizid-Strategien (HS) im Test. In HS1 wurden nur Wirkstoffe der HRAC-Gruppen B und A verwendet, die ein hohes Resistenzrisiko, aber auch die beste Wirkung gegen Ackerfuchsschwanz haben. HS2 bestand aus einer Kombination aus VA- und NA-Herbiziden. In HS3 wurde jeder Wirkstoff und jede chemische Familie der Wirkstoffklassen während der fünfjährigen Versuchsphase nur einmal verwendet. Auch wenn dies zur Folge hatte, dass auf schwächere Wirkstoffe zurückgegriffen werden musste und die Bekämpfungserfolge dadurch möglicherweise geringer ausfielen.


HS1 zeigte bis zum dritten Jahr die besten Ergebnisse (Übersicht 4). Im vierten Jahr sanken die Erfolge deutlich. Im fünften Jahr waren eindeutige Resistenzen ausgebildet. Das Ergebnis: 900 Ähren/m² und ein Ertragsverlust von 1,4 t/ha. Durch eine Sommerung reduzierten sich die Ähren/m² in HS1 um 16 %, durch zwei um 60 % auf lediglich 370. HS2 und 3 unterschieden sich kaum, Ertragsverluste blieben aus.


Während vor dem Versuch keine Resistenzen vorlagen, wiesen hinterher 36 % der getesteten Samen von HS1 Resistenzen gegenüber ALS- und ACCase-Inhibitoren auf, gefolgt von HS2 mit 17 %. HS3 hingegen zeigte nur eine Resistenzentwicklung von 3%. silvia.lehnert@topagrar.com

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