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Immer was zum Knabbern

Lesezeit: 7 Minuten

Raufutter erlebt als Beschäftigungsmaterial für Schweine eine Renaissance. Damit das Futter bei den Tieren landet und nicht in der Gülle, brauchen die Betriebe praktikable Vorrats- und Dosiertechniken.


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Das Thema Raufutter erlebt einen regelrechten Boom bei den Schweinehaltern. Ein wichtiger Grund ist die dritte Programmphase der Initiative Tierwohl (ITW). Zudem setzen immer mehr Programme für Qualitätsfleisch die Raufutteraufnahme voraus.


1. Raufen, Rohre, Automaten


Die Möglichkeiten, den Tieren Raufutter anzubieten, sind vielfältig und nahezu alle namhaften Hersteller haben Produkte dazu im Angebot. Das optimale System für den eigenen Betrieb zu finden, ist nicht nur eine Frage der Anschaffungskosten. Es hängt auch mit der Buchtengröße, dem möglichen Lagerplatz für das Raufutter (Stroh, Pellets, getrocknete Maissilage, CCM usw.), dem Güllesystem, der Arbeits-zeit und der Produktionsausrichtung (Ferkelerzeugung, Aufzucht, Mast) zusammen.


Um eine Einordnung zu ermöglichen, wollen wir im Folgenden deshalb eine Auswahl an unterschiedlichen Raufutter-Darreichungsvarianten vorstellen:


Strohraufen: Sie sind die klassische Variante, Raufutter bzw. Stroh anzubieten. Das Futter wird in einen Vorlagebehälter gegeben, wo es die Tiere über Öffnungen herausarbeiten können. Die Arten der Raufen sind sehr variabel. Eine Befestigung an der Buchtenwand nah am Versorgungsgang ermöglicht das leichte Nachfüllen und Kontrollieren. Strohkörbe oder -kugeln, die frei hängend in der Bucht verbaut sind, benötigen mehr Arbeitszeit zur Befüllung.


Je nach Art der Raufe kann vermehrt Stroh in das Güllesystem gelangen. Ist das Güllesystem für größere Strohmengen nicht ausgelegt (beispielsweise Wannensysteme), sollte der Fußbodenbereich unter der Strohraufe geschlossen werden. Das geht beispielsweise mit Bodenplatten, Bodenelementen mit sehr geringerem Schlitzanteil oder Spaltenverschlussleisten aus Kunststoff.


Es gibt auch Raufen, bei denen die Schlitzgröße, durch die die Schweine das Raufutter herauszupfen, variabel einstellbar ist. So kann man auf unterschiedliche Materialien reagieren. Kurz geschnittenes Gerstenstroh benötigt z.B. eine wesentlich engere Einstellung als Weizenlangstroh.


Durch die Schlitzverstellung lassen sich Verluste und Luxuskonsum reduzieren. Die Kosten einer flexiblen Raufe liegen bei etwa 40 bis 60 €.


Pelletautomaten: Pellets sind eine attraktive Alternative zum Stroh oder Heu. Für die Pelletsproduktion eignen sich unterschiedliche Ausgangsmaterialien wie Heu oder Luzerne. Durch die Hitzebehandlung in der Fertigung erfolgt zudem eine Hygienisierung.


Gelagert werden die Raufutterpellets in Silos oder Big Bags. Weil sie leicht förderbar sind, eignen sie sich gut für automatisierte Lösungen beispielsweise mit einer zusätzlichen Futterkette.


Pelletautomaten sind so konzipiert, dass die Tiere über einen beweglichen Hebel das Raufutter herausspielen und dieses dann in eine Auffangschale fällt. Es gibt unterschiedliche Vorratsbehälter. Damit müssen die Automaten auch bei größeren Tiergruppen nicht mehrfach am Tag befüllt werden.


Montiert werden die Geräte an der Buchtenwand, sodass eine Befüllung und Kontrolle vom Futtergang aus möglich ist. Die Dosiereinstellung hängt von der Größe der Pellets und der beabsichtigten Verbrauchsmenge am Tag ab. Je nach Größe, Ausführung und Hersteller kosten solche Automaten zwischen 70 und 100 € netto. Genutzt werden kann ein Pelletautomat laut ITW-Berechnung je nach Tiergewicht und Auffangschalengröße von 40 bis 50 Mastschweinen (s. Übersicht).


Häckselspender: Speziell für Sauen in Abferkelbuchten gibt es Häckselspender für Stroh und anderes Raufutter. Ähnlich wie beim Pelletautomaten kann die Sau das Futter über einen Hebel aus dem Kunststoffbehälter herausarbeiten. Befestigt wird dieser am Ferkelschutzkorb oder an der Buch-tenwand.


Knabberrohre: Rohrhalterungen für große Presslinge beispielsweise aus Luzerne werden in allen Produktionsstufen eingesetzt. Die Presslinge aus organischem Material sind etwas schlanker als die Rohre und rutschen daher nach, wenn die Schweine daran am unteren Rohrauslass „knabbern“.


Die Dosierung erfolgt über die Öffnungsgröße, wobei das Knabberrohr bei zu sparsamer Einstellung bzw. zu kleiner Öffnung für die Tiere schnell uninteressant wird und der Verbrauch entsprechend sinkt. Dann wird die erwünschte diätetische Wirkung im Darm nicht erreicht. Bei einer zu weiten Öffnung kommt es dagegen zu Luxuskonsum. Die Tiere verbrauchen mehr als ernährungsphysiologisch sinnvoll ist und die Kosten steigen unnötig.


Je nach Hersteller sind die Knabberrohrhalterungen rund oder gekantet, um ein Steckenbleiben des Presslings zu verhindern. Dies ist bei der täglichen Kontrolle zu prüfen. Befestigt werden die Geräte an der Buchtenwand. Eine Befüllung der Knabberrohre ist nur von Hand möglich. Die automatische Befüllung scheitert an der Größe der Presslinge.


Die Investitionskosten für die Halterungen liegen je nach Hersteller und Bauweise bei etwa 20 €. Presslinge kosten je nach Material 1 bis 1,50 €/kg. Da die Knabberstangen in der Regel zugekauft werden, lässt sich der Raufuttereinsatz gut dokumentieren und kontrollieren. So kann sich der ITW-Prüfer die Rechnungen oder Lieferscheine zeigen lassen und nachhalten, ob den Tieren ausreichend Raufutter zur Verfügung gestellt wird.


2. Behälter für Stroh


Strohautomaten: Diese werden in der Regel wandseitig befestigt und funktionieren ähnlich wie die Pelletautomaten. Das Stroh wird dabei in einen senkrechten Vorratsbehälter gegeben. Am unteren Ende befindet sich eine Auffangschale mit Drehvorrichtung, um das Stroh herauszuarbeiten. Durch Veränderungen an der Höhe des unteren Auslasses und am Abstand der Drehsterne lässt sich die Fördermenge einstellen.


Die glattwandigen Automaten (gutes Nachrutschen) sind für Lang- und Häckselstroh geeignet. Auch der Einsatz getrockneter Maissilage ist bei einigen Automaten möglich. Natürlich müssen alle Automaten nach jedem Ferkelaufzucht- oder Mastdurchgang gereinigt werden. Die Investitionskosten liegen bei etwa 150 €.


Düsser Wühlturm: Der Düsser Wühlturm ist im Grunde ein großer Strohautomat. Ein Behälter aus Kunststoff, der an einer Halterung pendelnd über dem Boden aufgehängt ist, wird mit Stroh oder Heu befüllt. Über einen verstellbaren Spalt lässt sich die Auslasshöhe einstellen. Eine Bodenplatte sorgt dafür, dass das herausgespielte Material nicht direkt im Güllekeller landet. Der Pendeleffekt verhindert, dass sich das Stroh im Behälter festsetzt.


Der Wühlturm eignet sich vor allem für größere Gruppen, da mehrere Tiere sich gleichzeitig damit beschäftigen können. Nachteilig ist der hohe Platzbedarf (Verlust an Nettobuchtenfläche). Das große Fassungsvermögen sorgt dafür, dass der Wühlturm nicht zwingend täglich nachgefüllt werden muss. Das Material sollte aber frisch bleiben, um die Akzeptanz zu erhalten. Ein Wühlturm kostet knapp 250 €.


Frei hängende Behälter für Stroh: Diese Variante besteht zumeist aus einem Rundbehälter aus Edelstahl oder Kunststoff, der an einer Kette hängt. Dafür wird eine stabile Fixiermöglichkeit an der Decke oder der Buchtenwand benötigt – an der Buchtenwand mit zusätzlichem Abstandshalter. Durch (verstellbare) Öffnungen können die Schweine das Stroh herausspielen.


Bei einigen Modellen sorgt eine Metallkugel im Behälter dafür, dass regelmäßig Stroh nachgeführt wird. Im Idealfall ist die Kette höhenverstellbar, um die Behälterposition dem Alter der Tiere anzupassen. Besonders gut eignet sich geknicktes Langstroh. Da die Tiere sich Halm für Halm aus dem Behälter herausarbeiten, ist keine Auffangplatte notwendig.


Durch das freie Hängen in der Luft „verbrauchen“ die Behälter keine Nettobuchtenfläche. Zudem können sich durch den Zugang von allen Seiten mehrere Tiere gleichzeitig beschäftigen. Nachteilig ist, dass man bei einer Befestigung in der Buchtenmitte für eine Befüllung in die Bucht treten muss, was mehr Zeit kostet. Die Investitionskosten betragen etwa 60 bis 150 €.


Wichtig zu wissen


Weil die Position des Raufutterspenders in der Bucht die Erreichbarkeit durch die Tiere beeinflusst, hat die ITW in ihrem Kriterienkatalog festgelegt, wie viele Schweine bei welchem Automatenstandort im Höchstfall berücksichtigt werden. Die komplette Tierzahl laut ITW-Tabelle wird z.B. erst anerkannt, wenn der Behälter mindestens eine Schweinelänge von der Buchtenwand entfernt steht.


Heinz Georg Waldeyer


klaus.dorsch@topagrar.com

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