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Japanische Bohnen von badischen Äckern

Lesezeit: 5 Minuten

Ein Landwirt aus dem Markgräfler Land hat dieses Jahr erstmals grüne Sojabohnen angebaut und frisch als Edamame vermarktet. Seine Erfahrungen mit der Kultur aus Japan sind positiv.


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Dominik Seywald strahlt. Seine ersten Erfahrungen mit dem Anbau der grünen Sojabohne Edamame sind gut. Und die erste Ernte und deren Qualität sind sehr zufriedenstellend ausgefallen – trotz schwieriger Anbaubedingungen wegen des vielen Regens in diesem Jahr.


Japanische Bohne


Der innovative Winzer und Landwirt aus Bad Krozingen südlich von Freiburg ist ständig auf der Suche nach Marktnischen. Bei Recherchen ist der 30-Jährige auf die japanische Sojabohne Edamame gestoßen. Klein, grün und gesund ist diese exotische Delikatesse, die bislang hierzulande in der Regel als Exportware vor allem in asiatischen Fachgeschäften und Supermärkten zu bekommen ist. Denn bislang werden die mild-nussig schmeckenden Sojabohnen nämlich vor allem im asiatischen Raum sowie in den USA und in Südamerika angebaut.


Dieses Jahr baute Dominik Seywald das Gemüse, das wegen seines hohen Eiweiß- und Vitamingehalts als cholesterin- und glutenfreie „Wunderbohne“ bezeichnet wird, als einer von wenigen Landwirten in Deutschland selbst an und konnte es auch erfolgreich vermarkten.


Die Obst- und Gemüsezentrale Rhein-Main (OGZ) mit Sitz in Griesheim bei Darmstadt ist sein größter Abnehmer dieser Spezialität. Die restlichen grünen Sojabohnen vermarktete er an den regionalen Lebensmittelhandel und über Bauernläden.


Grün geerntet, frisch vermarktet


Weil die Schoten mit den Bohnen grün geerntet und frisch vermarktet werden, zieht sich die Ernte über mehrere Monate hin. Anfang April begann der ambitionierte Landwirt, der vor zehn Jahren in den auf Acker- und Weinbau spezialisierten Landwirtschaftsbetrieb seines Vaters Erwin eingestiegen ist, auf einer Fläche von 0,5 ha mit der ersten Aussaat. Zeitlich versetzt folgten weitere Saattermine bis Mitte Juni mit jeweils dem gleichen Flächenumfang. Weil es von der Aussaat bis zur Ernte etwa drei Monate dauert, konnte Seywald von Ende Juli bis in den Oktober hinein Edamame ernten.


Das milde Klima im Markgräfler Land, das inmitten der Oberrheinischen Tiefebene liegt und zu den sonnigsten und wärmsten Regionen Deutschlands zählt, begünstigt den Anbau dieser Spezialität im zeitigen Frühjahr. Denn die Bodentemperatur bei der Aussaat sollte laut dem Landwirt idealerweise mehr als 10° C betragen.


„Auch für kühlere Standorte“


„Wegen der kurzen Vegetationszeit eignet sich die Grünbohne auch für kühlere Standorte“, erläutert Sojaexperte Fabian von Beesten. „Allerdings sollte man mit der Aussaat warten, bis sich im Mai der Boden zum ersten Mal richtig erwärmt hat.“


Landwirt Seywald hat die Grünbohnen auf einem Lösslehm-Standort nach Saatmais und einer Zwischenfruchtmischung aus Weidelgras und Ölmais angebaut.


Weil Edamame-Sorten weniger Triebkraft haben als herkömmliche Sojasorten, empfiehlt Berater von Beesten, noch mehr auf die Saatgutqualität, Witterung und Bodenqualität zu achten als beim Anbau von herkömmlichem Soja. „Besonders auf schweren, kalten Böden sollte man so flach wie möglich und so tief wie nötig säen, um ausreichend Keimwasser für die großen Körner zu haben“, rät der Experte. Die Edamame-Samen können ein Tausendkorngewicht von bis zu 400 g erreichen.


Geringere Bestandesdichte


Edamame-Bohnen werden mit 20 bis 30 Samen pro m2 deutlich dünner gesät als Sojabohnen zum Drusch, wo die Saatstärke in der Regel 60 bis 70 Samen pro m2 beträgt. „Trotzdem ist es nicht einfach, Saatgut für Edamame zu bekommen, weil wenig vorhanden ist“, sagt Seywald. Doch seine guten Kontakte zum Sojaexperten und Saatguthändler Fabian von Beesten ließen ihn diese Hürde überspringen.


Seywald säte mit einem Reihenabstand von 75 cm und in der Reihe auf 5 cm Abstand. Auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichtete er komplett, musste dafür aber mehrmals maschinell und von Hand hacken. „Den Arbeitsaufwand dafür sollte man nicht unterschätzen“, warnt der Ackerbauer.


Auch Mineraldünger setzte er auf seinen gut versorgten Böden nicht ein. Und eine Stickstoffdüngung wäre für die natürliche Stickstoffbindung der Leguminose kontraproduktiv, meint Seywald. Wichtig sei aber, dass die Edamame-Samen gründlich geimpft sind.


Bei der Ernte müssen die Bohnen in der Teigreife sein. „Wenn 85% Körner ausgebildet sind, dann ist es optimal“, erklärt Seywald. Frisch und unbehandelt werden die grünen Bohnen dann verarbeitet.


Große Investitionen


Für die Ernte, Verarbeitung und Vermarktung von Edamame haben Erwin und Dominik Seywald einen sechsstelligen Betrag investiert. So haben sie von einem dänischen Hersteller einen Bohnenvollernter gekauft, der sehr viele Mitarbeiter ersetzen kann. „Beim Fachkräftemangel in der Landwirtschaft ist das ein wichtiges Argument“, sagt der junge Landwirt, der auf dem elterlichen Hof außerdem eine Sortier- und Abpackstraße eingerichtet hat.


Zudem hat er eine Spezialtrocknungs- und Reinigungsmaschine angeschafft. Und da er inzwischen auch geröstete Edamame anbietet, muss er für diese Sparte ebenso maschinell aufrüsten. Nach den guten Erfahrungen in diesem Jahr plant er für das nächste Jahr etwa die gleiche Anbaufläche für Edamame ein. Siegfried Feuchter


klaus.dorsch@topagrar.com

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