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Kartoffeln: Wie Sie die Auflagen des LEH erfüllen

Lesezeit: 6 Minuten

Der Handel überbietet sich mit niedrigen Rückstandshöchstgehalten von Pflanzenschutzmitteln. Mit welcher Strategie Sie die Zielwerte erreichen, erklärt der Kartoffelberatungsdienst Heilbronn.


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In Sachen Risikobewertung von Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen nimmt es die EU genau. Die EFSA überprüft, ob ein Wirkstoff bei korrekter Anwendung schädigend für den Menschen sein kann oder ob negative Umweltauswirkungen zu erwarten sind. Außerdem spricht sie Empfehlungen zu den Rückstandshöchstgehalten aus.


Ihre Arbeit ist wissenschaftlich fundiert und entspricht international anerkannten Standards. Dem deutschen Lebensmitteleinzelhandel war das trotzdem nicht genug. Schon vor ca. zehn Jahren haben sie die rechtlich verbindlichen Rückstandshöchstgehalte privatrechtlich ergänzt und verschärft. Das Ergebnis ist eine Vielzahl an eigenen, niedrigeren Grenzwerten in den unterschiedlichsten Kombinationen.


Welche Strategie wählen?


Die Praxis zeigt zwar: Nach diesen Werten lassen sich erfolgreich Kartoffeln produzieren. Ein Selbstläufer ist das allerdings nicht und die Herausforderungen werden größer:


  • Noch stehen für den Einsatz in Kartoffeln genug Wirkstoffe zur Verfügung, um Resistenzen gegen Kartoffelkäferlarven, Läuse, Unkräuter und gegen die hochvirulenten Kraut- und Knollenfäulepilze zu vermeiden. Doch die Palette wird kleiner.
  • Die Anforderungen des LEH sind nur zu erfüllen, weil alle Händler regelmäßig und in großem Umfang Kartoffeln beproben lassen. Unverzichtbar ist zudem eine kompetente Beratung der Praktiker zu den einzelnen Wirkstoffen.
  • Die Praktiker müssen ihre Pflanzenschutzstrategie hinsichtlich der Anforderungen optimieren.


Strategie optimieren


Als Erstes sollte der Blick zu Mitteln gehen, die aufgrund ihres Wirkmechanismus besonders von der Rückstandsproblematik betroffen sind. Das sind z.B. Maleinsäurehydrazid oder Chloropropham. Falls bei ihrem Einsatz kein Rückstand auftritt, ist bei der Anwendung etwas schiefgelaufen und die gewünschte Wirkung tritt nicht ein.


Bedenken sollte man, das bei fachgerechter Anwendung die gesundheitlich unbedenklichen, gesetzlichen Höchstwerte kaum überschritten werden können. Falls aber niedrigere Werte gefordert sind, kann es problematisch werden. Das gilt eventuell auch bei der Gesamtsumme erlaubter Wirkstoffe.


Bei Maleinsäure sollte mindestens ein Rückstand von 8, besser 12 ppm, gefunden werden. Erlaubt sind maximal 60ppm. In Ausnahmefällen kam es zu 40 ppm, was dazu führen kann, dass die Ware nicht angenommen wird. Bei Chloropropham sind bis 8.10.2020 10 ppm erlaubt, die in der Regel auch kaum überschritten werden. Wie hoch der erlaubte Rückstand danach sein darf, ist offen. Erwartet werden 0,01 bis 0,5 ppm. Wir raten schon jetzt vom Einsatz ab und empfehlen eine gründliche Reinigung des Lagers.


Systemische Wirkstoffe


Als Nächstes sollten die systemischen Wirkstoffe in Augenschein genommen werden. Das heißt, dass diese Wirkstoffe von der Pflanze aufgenommen werden und sich über den Saftstrom in allen Bereichen verteilen. Dadurch sind Rückstände eher wahrscheinlich.


Zu dieser Gruppe gehören z.B. fungizide Wirkstoffe, wie Propamocarb und Fluopicolide. Diese beiden Wirkstoffe sollten in Frühkartoffeln aufgrund der kürzeren Wachstumsphase eher nicht eingesetzt werden. In späten Kartoffeln am Anfang der Fungizidstrategie sind sie aber in der Regel problemlos einsetzbar.


Bei der Beizung betrifft es z.B. den Wirkstoff Pencycuron, der eine hohe Standfestigkeit besitzt. Hier sollten Sie auch aufgrund der möglichen Änderung des Rückstandshöchstgehaltes auf eine Anwendung 2020 verzichten.


Bei den Insektiziden sind schon einige Mittel, die häufiger Rückstände verursachten, verboten. Vor allem aus der Gruppe der Neonicotinoide. Der Wirkstoff Thiacloprid ist auch nur noch in der Saison 2020 einzusetzen. Danach steht dieser sinnvolle Baustein im Bekämpfungs- und Resistenzmanagement nicht mehr zur Verfügung!


Die systemisch oder teilsystemisch wirkenden Mittel setzen natürlich voraus, dass sie nur zum richtigen Zeitpunkt und unter Berücksichtigung aller Anwendungsbestimmungen eingesetzt werden. Bei solchen Wirkstoffen sollten Sie sich mit Ihrer Beratung besprechen und die geforderten Wartezeiten einplanen.


Zielkonflikt Kontaktmittel


Mittel, die nur über den Kontakt mit der Pflanze wirken oder Fraßwirkung besitzen, sind in der Regel weniger betroffen. Das sind z.B. Mittel aus der Gruppe der Pyrethroide im insektiziden Bereich oder der Wirkstoff Mancozeb, der in zahlreichen Fungiziden als Mischungspartner enthalten ist.


Diese Mittel sind deutlich kurzlebiger als systemische Mittel. Sie schützen den Neuzuwachs nicht und kommen bei schwierigen Witterungsbedingungen schnell an ihre Grenzen. Hier ergibt sich ganz klar ein Zielkonflikt – vor allem in Phasen mit hohem Krankheitsdruck. Sollte man lieber öfter mit Kontaktmitteln behandeln und dafür das Rückstandsrisiko minimieren? Oder die hochwirksamen systemischen Wirkstoffe nutzen, die dem Wetter und dem Krankheitsdruck besser angepasst wären? Keine leichte Entscheidung!


Diese Mittel sind deutlich kurzlebiger als systemische Mittel. Sie schützen den Neuzuwachs nicht und kommen bei schwierigen Witterungsbedingungen schnell an ihre Grenzen. Hier ergibt sich ganz klar ein Zielkonflikt – vor allem in Phasen mit hohem Krankheitsdruck. Sollte man lieber öfter mit Kontaktmitteln behandeln und dafür das Rückstandsrisiko minimieren? Oder die hochwirksamen systemischen Wirkstoffe nutzen, die dem Wetter und dem Krankheitsdruck besser angepasst wären? Keine leichte Entscheidung!


Resistenzgefahr beachten!


Wenn man sich für die Variante mit einem geringen Risiko entscheidet, gilt es die Resistenzgefahr zu beachten! Der Wirkstoffwechsel muss gut durchdacht sein, damit sich auch in schwierigen Situationen kein Selektionsdruck auf einzelne Wirkstoffe aufbaut. Für eine gute Resistenzstrategie sind Wirkstoffe aus mindestens drei verschiedenen Wirkstoffgruppen zwingend notwendig.


Bei den Insektiziden ist nach jeder Anwendung ein Wirkstoffwechsel zu empfehlen. Wobei man in der Regel mit zwei Maßnahmen in den meisten Gebieten und Jahren sehr gut zurechtkommt. Pflanzgut ist hiervon ausgenommen. Bei den Fungiziden kann man einen Wirkmechanismus zweimal hintereinander als Blockspritzung anwenden. Hier gibt es viele Mittel mit dem gleichen Wirkmechanismus. Ein Acrobat Plus WG, Areva MZ, Valis M und ein Valbon wirken z.B. alle an den gleichen Stellen. Zwischen diesen Mitteln zu wechseln, macht daher keinen Sinn.


Der Gedanke, mit reduzierten Aufwandmengen die Rückstandsproblematik in den Griff zu bekommen, täuscht. Mit reduzierten Aufwandmengen, z.B. bei den Fluopicoliden, reicht die Wirkung nicht und man provoziert Resistenzen.


Bei der aktuellen Zulassungssituation stoßen die Erzeuger schnell an Grenzen. Vor allem bei den Insektiziden wird es eng. Um diesem Dilemma zu entkommen, sind die Kenntnisse der Wirkstoffe und deren Wirkmechanismus unerlässlich.


Untersuchen lassen


Aber in Zeiten, in denen die Rückstandsanalytik extrem präzise ist, reichen die beschriebenen Maßnahmen leider nicht aus. Sie müssen Ihre Knollen auch untersuchen lassen. Das kann bereits auf dem Feld erfolgen, sodass bis zur Ernte noch ein Wirkstoffabbau möglich ist. Bei geernteten Knollen erfolgt das nur sehr langsam.


Wer auf kleiner Fläche viele Sorten anbaut, hat schnell mit hohen Kosten zu tun. Man kann die Sorten nämlich nicht ohne Weiteres zusammenfassen. Je nach der Anzahl der untersuchten Wirkstoffe betragen die Kosten zwischen ca. 60 € für einen Wirkstoff und bis zu etwa 350 € für eine Multiuntersuchung mit über 300 Wirkstoffen.


Zusammenfassend kann man sagen, dass mit dem richtigen Know-how, die Vorgaben des LEHs in den meisten Jahren einzuhalten sind. Bei erhöhtem Krankheitsdruck ist allerdings fraglich, ob es sinnvoll ist, die Grundsätze des integrierten Anbaus zu missachten und auf die am besten angepassten Wirkstoffe zu verzichten. Eine chemische Strategie zum Erhalt der Pflanzengesundheit ist zudem nur mit einer breiten Wirkstoffpalette nachhaltig machbar.Annaleen Kurfess, Heiko Höllmüller, MarkMitschke


silvia.lehnert@topagrar.com

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