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Kaum Mehrarbeit trotz Auslauf und Stroh

Lesezeit: 6 Minuten

Ein Schweinemäster aus Baden-Württemberg hat einen konventionellen 1000er-Maststall zu einem Tierwohlstall der Stufe 3 umgebaut. Sein Hauptaugenmerk galt dabei der Arbeitswirtschaft.


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Als sich Dr. Reinhard Funk Gedanken über die Renovierung seines rund 20 Jahre alten Stalls machte, war ihm sofort klar, dass er am Thema Tierwohl nicht vorbeikommt. „Als Aufsichtsratsvorsitzender der Viehzentrale Südwest bin ich bei Gesprächen mit unseren Abnehmern fast täglich damit konfrontiert worden“, erzählt der Schweinemäster aus Erolzheim im Landkreis Biberach.


Er überlegte, seinen 1000er-Maststall mit Vollspaltenboden so umzubauen, dass er den Vorgaben des Hofglück-Programms der Edeka-Südwest entspricht. „Doch das hätte hohe Inves-titionen für den Umbau verursacht und mich arbeitswirtschaftlich überfordert“, war sich Funk sicher. Das Programm schreibt u.a. 1,5 m2 Mindestfläche pro Tier, Strohhaltung und Langschwanz vor.


Auslauf und Stroh


„Auf Auslauf und Stroh wollte ich nicht verzichten, weil man das dem Verbraucher gut vermitteln kann. Aber ich wollte mir kein arbeitswirtschaftliches Grab schaufeln“, überlegte der Mäster. Er entschied sich deshalb für eine Lösung, bei der er das Einstreuen automatisieren konnte. Wegen der besseren Arbeitswirtschaft und Hygiene wollte er auch bei der bisherigen Rein-Raus-Belegung und dem Einraumstall bleiben.


Bei seiner Planung orientierte er sich an der Eingangsstufe des baden-württembergischen FAKT-Tierwohlprogramms, das die Einhaltung bestimmter Auflagen mit 9 € pro erzeugtes Mastschwein vergütet. Dabei muss die befestigte Liegefläche pro Tier mindestens 0,6 m2 und die Gesamtfläche mindestens 1,1 m2 betragen.


Funk baute an die Längsseiten seines Stalls unterkellerte Ausläufe, die im Slalomsystem angeordnet sind. Die Kanäle dienen wie im Stall als Güllekeller.


Als Boden für den Auslauf nutzte er die Spaltenbodenelemente aus dem Stall und ersetzte diese dort durch Komfortplatten mit 3% Schlitzanteil. Weil die Tiere vermehrt in Wandnähe koten, beließ er auf einem 2 m breiten Streifen entlang der Außenwände den Spaltenboden (siehe Grundriss S. 42).


Die Spaltenbodenelemente, die er nicht für den Auslauf benötigte, deckte er mit Gummistreifen ab, damit er die Vorgaben für die Festflächen erfüllte.


An die Öffnungen zwischen Stall und Auslauf montierte Funk Doppeltüren. Die unteren Elemente verschließen sich mit einer Gasfeder selbst. Die Schweine können die Türen von außen öffnen, indem sie mit ihrem Rüssel die abstehenden Metallplatten, die auf Nasenhöhe an den Türen befestigt sind, nach außen ziehen und dann ihren Kopf in die dann leicht geöffnete Tür stecken (siehe linkes Foto).


Die oberen Türelemente werden nur geöffnet, wenn Funk oder seine Söhne vom Stall in den Auslauf bzw. wieder zurückgehen. Zudem sind sie mit Fensterelementen ausgestattet, damit der Stall die für die Initiative Tierwohl (ITW) vorgeschriebenen 3% Fensterfläche erreicht.


Mehrmals am Tag Stroh


Im Stall haben die Schweine von allen Buchten aus Zugang zu einem Strohkessel, den ein Automat über einen Rohrkettenförderer mehrmals am Tag befüllt. Zusätzlich streut der Automat über seine verschiebbaren Auswurfklappen mehrmals am Tag kleine Strohmengen auf die befestigte Bodenfläche im Abteil. „Die Schweine stellen sich dann gerne unter den Strohregen, spielen mit den kurzen Halmen und fressen sie größtenteils auf“, berichtet Funk.


Pro Schwein befördert der Automat, dessen Behälter in der Halle neben dem Stall steht, so über den Tag verteilt mindestens 20 g Stroh auf den Buchtenboden. Diese Menge verarbeiten die Schweine so gut, dass kaum Reste auf dem Boden bleiben.


Mit dem Verstopfen der wenigen Schlitze im Stall gibt es laut Funk praktisch keine Probleme. Allerdings ist wegen der regelmäßigen Berieselung mit Stroh deutlich mehr Staub im Stall. Allein schon deshalb sei es erforderlich, den Stall nach jedem Durchgang komplett zu waschen, so Funk.


Kaum Verunreinigungen


Positiv überrascht hat ihn, wie sauber die Schweine im Stall bleiben. „Verunreinigungen treten nur in den ersten zwei Wochen nach dem Einstallen auf, bis die Ferkel gelernt haben, wie sie in den Auslauf gelangen“, berichtet Funk. Damit die Tiere das schneller lernen, lässt er anfangs die Türen leicht geöffnet, indem er eine Klammer auf die Oberkante des unteren Türelements steckt (siehe Foto oben links).


Nach Funks Erfahrung nutzen die meisten Tiere den Auslauf gerne. Deshalb rät er, dort ausreichend Platz zu schaffen: „Der 4 m breite Auslauf auf der westlichen Stallseite ist fast etwas knapp, der Auslauf auf der Ostseite mit 6 m Breite ist besser.“


Ein Nachteil des Auslaufs ist, dass die Emissionen abhängig von der Witterung zunehmen. „Das sollte man im Blick haben, wenn der Abstand zur nächsten Wohnbebauung knapp ist“, empfiehlt der Mäster.


0,2 Akh Mehraufwand


Weil die Einstreu komplett automatisiert ist und das Stallsystem funktioniert, beläuft sich der gesamte zeitliche Mehraufwand nach Funks Schätzung gegenüber dem alten Stall bei etwas geringerer Tierzahl auf nur etwa 30 Minuten pro Tag. Umgerechnet auf seine 920 Mastplätze entspricht das einem Mehraufwand von 0,2 Akh pro Mastplatz und Jahr.


Unabdingbar ist ein Sonnenschutz. Der Mäster hat mehrere Segel ausprobiert und sich für ein Material entschieden, das einem Bundeswehrtarnzelt ähnelt. Das Segel hat er an Eisenrohren befestigt, die wiederum an Stützen montiert sind. Im Winter nimmt er die Segel jedoch ab, weil sie den Schneelasten nicht standhalten.


Erstaunt ist Funk, wie viel Flüssigkeit auf dem Laufhof verdunstet. Damit die Gülle fließfähig bleibt, leitet er deshalb bei Bedarf über die Ablaufrohre der Dachrinnen Regenwasser in die Güllekeller unter den beiden Laufhöfen.


Trotz Auslauf ist der Stall im Innern voll klimatisiert. Der Einraumstall wird per Unterdruck und über vier Wärmetauscher belüftet. „Bewährt hat sich eine Temperatur im Stall zwischen 21 und 22°C“, so Funk.


„Die Rechnung geht auf“


Alles in allem hat der Landwirt für den Umbau 400 € pro Stallplatz investiert. Davon entfallen 320 € auf den Umbau des Stalls einschließlich Auslauf und Strohautomat sowie die neue Futterzentrale und -automaten. Mit 80 € pro Mastplatz schlägt die neue Halle zu Buche, in der sich das CCM-Silo und das Strohlager befinden. Abzüglich der Investitionsförderung verbleiben Kosten von rund 280 € pro Platz.


Da Funk mit seinem Stall die Kriterien für die Haltungsstufe 3 erfüllt, konnte der sich auch am WertschätzeProgramm von Kaufland beteiligen. Vom Bonus von 20 € pro Schlachtschwein bleiben ihm nach seiner Rechnung effektiv 10 €. Seinen Mehraufwand für die GVO-freie Fütterung beziffert er auf 8 €, durch den Maskenschwund verliert er 2 €.


„Ohne die 9 € über die FAKT-Förderung und die 4 € für die Beteiligung an ITW würde sich der Umbau nicht lohnen“, ist sich der Landwirt sicher. Durch das Zusammenspiel der verschiedenen Programme gehe die Rechnung aber auf.


Mit den zwei bisherigen Durchgängen im umgebauten Stall ist Funk zufrieden. Die Schweine sind nach seiner Beobachtung etwas ruhiger, Atemwegserkrankungen traten nicht auf. Zudem sind die Tageszunahmen gegenüber vorher um 50 g auf 830 g etwas gestiegen. Diesen Effekt schreibt er aber der Umstellung auf die CCM-Fütterung im Zuge des Stallumbaus zu.


klaus.dorsch@topagrar.com

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